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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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und ist das, was bei ihm einer Mutter am nächsten kommt. Sie ist Bens beste Freundin … er würde
für sie sterben und sie für ihn.« Er machte eine Pause. »Der auf dem anderen Foto ist ein Boxer, bekannt als Chiang-Wah der Hitzige, ein Todfeind. Chiang-Wah ist ein Bannerträger der Triade ›Gelber Drachen‹, Träger der goldenen Schärpe. Mehr erzähle ich dazu nicht. Das macht Ben dann schon, wenn er muss.«

    Je besser sie mit Zahlen und dem Abakus umgehen konnte, umso faszinierender fand Li es, Waren zu kaufen und zu verkaufen und aus jedem Winkel Chinas und des Fernen Ostens Frachten zu erhalten und zu verschicken. Von ihrem kleinen, die Double-Dragon-Werften überblickenden Büro aus konnte sie das gesägte Schnittholz und den heißen, mit Terpentin gemischten Teer, die Farbe und den Firnis riechen. Die Geräusche, die zu hören waren, wenn große Schiffe auf der Helling Form annahmen, wurden mehr als Radau für sie - das Zischen der Dampfpressen, das Hobeln des Holzes und das Hämmern der Schlegel wurden ihr so vertraut wie das Geplapper der mui-mui in den Hainen.
    Gerade, als sie sich wieder einmal an seine Abwesenheit gewöhnt hatte, stand eines Tages unerwartet Ben nach einem ganz kurzen Klopfen und mit einem lauten »Hallo« in der Tür zu ihrem Büro.
    »Indie hat mir erzählt, du wärest der geborene Comprador. Es scheint, als hättest du dein Versprechen in jeder Hinsicht erfüllt.« Li hatte sich automatisch von dem Hauptbuch, das sie studiert hatte, erhoben. »Bitte, lass dich nicht stören, aber heute Abend legen wir Kontrolllisten und Ladungsverzeichnisse einmal beiseite und feiern das erfolgreiche letzte Jahr. Du wirst in deinem Zimmer einige neue Dinge finden. Fisch wird dir helfen.« Ehe sie etwas sagen konnte, war er verschwunden.
    Auf Lis Bett lag ein bunter Haufen Päckchen. Fisch, die Li beim Auspacken half, gluckste vor Vergnügen. Es waren prächtige Cheongsams aus wunderschönen Seidenstoffen, ein silberner Spiegel und Kamm und kleinere Dinge, die sich über Lis Körper legten wie leicht gefärbter Dunst. Diese, so flüsterte Fisch schelmisch, würden nur im Schlafzimmer getragen und seien allein für seine Augen bestimmt.
Li hatte gelernt, solch harmlose Kichereien der Alten zu überhören. Stattdessen stockte ihr der Atem angesichts der schönen Auswahl an Kleidungsstücken vor ihr.
    Auch eine glitzernde Kristallflasche war dabei, deren Inhalt die Luft mit Duft erfüllte.
    Li zögerte. »Solche Herrlichkeiten sind für eine Frau von hohem Rang gedacht«, murmelte sie, mehr zu sich selbst.
    »Ja, siu-jeh «, erwiderte Fisch. »Die sind für dich gedacht. Der Herr hat mich vor vielen Wochen nach deiner Größe gefragt und auch nach der Form deiner Füße.«
    »Solche Sachen habe ich noch nie gesehen. Werde ich darin nicht albern aussehen?«
    »Für einen gwai-lo ist er sehr umsichtig und würde nie gestatten, dass die Frau an seinem Arm töricht aussieht.«
    Li wählte einen Cheongsam in schimmerndem Türkis - das eng anliegende, bodenlange Kleid wurde an den Schultern zugeknöpft, so dass die Arme frei blieben. An jeder Seite bis drei Zentimeter über dem Knie geschlitzt, erlaubte der Rock es ihr, ungehindert, aber mit kurzen und weiblichen Schritten zu gehen. Der hohe Kragen umschloss ihren langen, schlanken Hals perfekt und ließ sie eine stolze Haltung annehmen. Besonders, wenn sie die silbernen Schuhe dazu trug, die sie sich aussuchte, mit Absätzen, die sie größer machten. Fisch holte einen Spiegel und Schminke für ihre Lippen, Wangen und Augen. Li schüttelte den Kopf. »Wenn man mein Gesicht nicht ansehen kann, ohne dass diese Farben darauf gemalt sind, dann sollte ich so schöne Kleider nicht tragen.«
    Zur verabredeten Zeit klopfte Li leise an die Tür des Arbeitszimmers. Ben saß an seinem Schreibtisch und erhob sich, als sie eintrat. Stumm starrte er sie an. Schließlich sagte er leise: »Noch nie habe ich jemanden so Bezauberndes gesehen.« Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor, führte sie an der Hand zu dem Spiegel über dem Kamin und drehte sie sanft in dessen Richtung.
    »Du könntest nicht entzückender aussehen … außer vielleicht …« Er hob die Hände - sie sah im Spiegel etwas aufglitzern -
und legte ihr eine Kette mit blauen Saphiren um den Hals. »Die ist aus Siam. Sie ist ein Geschenk zum Zeichen der Wertschätzung deines Einsatzes für Double Dragon.«
    Li berührte die Saphire, die sich an ihren Fingerspitzen kühl und schwer anfühlten. Es war ein

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