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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wirklich unangenehmer Geruch hing in der Luft, und es war nicht mehr still. Wenn sie stehenblieben und lauschten – was immer öfter vorkam –, hörten sie ein beständiges Plätschern und Gluckern, manchmal auch Laute, die sie an kleine Tiere mit Zähnen und Klauen denken ließen, die in der Dunkelheit vor ihnen flohen. Büsche und knorriges Geäst wuchsen jetzt zahlreicher und dichter beieinander, und Katharinas Mantel verfing sich immer öfter in dem Geflecht aus dürren Zweigen, und es schien sie jedes Mal einkleines bisschen mehr Kraft zu kosten, sich wieder loszumachen.
    Irgendwann blieb Vera einfach stehen, beugte sich vor, um die Handflächen auf ihre Oberschenkel zu stützen, und schüttelte den Kopf, zum Zeichen, dass sie einfach nicht mehr weiter konnte. »Wohin bringst du uns?«, stieß sie atemlos hervor.
    Edith, die schon ein paar Schritte weitergegangen war, ohne überhaupt gemerkt zu haben, dass die Gauklerin ihr nicht mehr folgte, machte kehrt und kam mit einer Miene zurück, in der sich Besorgnis und Ärger um die Vorherrschaft stritten. »Es ist nicht mehr weit«, sagte sie. »Vielleicht noch eine Stunde, wahrscheinlich weniger. Aber hier können wir nicht bleiben.«
    »Was ist an diesem Ort anders als an einem anderen?«, murmelte Vera. Sie versuchte zu lachen (es misslang) und sich wieder ganz aufzurichten, was genauso misslang.
    Edith tauschte einen raschen, aber sehr beredten Blick mit Katharina, bevor sie antwortete. »Zum Beispiel, dass wir hier Spuren hinterlassen, denen sie folgen können. Weiter drinnen in den Sümpfen trägt der Boden kein Pferd mehr, und er bewahrt auch keine Spur. Außerdem steigen dort üble Dämpfe aus der Erde, sodass selbst die Hunde unsere Witterung verlieren.«
    »Hunde?«, entfuhr es Katharina erschrocken. Hugin und Munin, die sich die ganze Zeit über mucksmäuschenstill in ihrer Manteltasche verhalten hatten, piepsten erschrocken, als hätten sie das Wort verstanden.
    Edith machte eine beruhigende Geste, das aber so hastig, dass sie damit eher die gegenteilige Wirkung erzielte. »Nur für alle Fälle«, behauptete sie. »Ich weiß nicht, ob sie Hunde mitbringen. Ich weiß ja nicht einmal, ob sie uns überhaupt verfolgen.«
    Katharina fand, dass die grauhaarige Dienerin eine erbärmliche Lügnerin abgab, doch Edith gab ihr keine Gelegenheit zu einer entsprechenden Bemerkung, sondern zwang nun sogar ein beinahe überzeugend aufmunterndes Lächeln auf ihr Gesichtund fuhr mit einem Kopfschütteln fort: »Außerdem gibt es da etwas, was ich euch zeigen möchte.«
    »Ach ja?«, murmelte Vera müde. »Und was?«
    »Es ist leichter, es euch zu zeigen«, beharrte Edith. »Außerdem seid ihr dort in Sicherheit.«
    Das hatte sie von diesem Sumpf auch schon behauptet, dachte Katharina, hütete sich aber, das laut auszusprechen. Sie trat dichter an Veras Seite, als sie ihren Weg fortsetzten, um nötigenfalls sofort zugreifen und sie auffangen zu können, sollten sie endgültig die Kräfte verlassen.
    Das geschah nicht, aber Vera wurde noch langsamer, und schon bald lag es nicht mehr allein am immer sumpfiger und morastiger werdenden Untergrund mit seinen zahllosen Pfützen und heimtückischen Fallen, dass sie mehr nebeneinander her stolperten als wirklich gingen. Ihr Tempo sank abermals, und so brauchten sie deutlich mehr als die Stunde, von der Edith gesprochen hatte, um ihr Ziel zu erreichen.
    Vielleicht kam es ihnen aber auch nur so vor, denn es wurde so dunkel, dass man kaum mehr die sprichwörtliche Hand vor Augen sehen konnte, und ihre Umgebung schien mit jedem Schritt unheimlicher und bedrohlicher zu werden. Bald marschierten sie wieder durch einen Wald, aber es war keiner, wie Katharina ihn jemals zuvor gesehen hatte. Die Bäume waren niedrig und wirkten allesamt verkrüppelt, und obwohl es zwischen ihnen und dem immer dichter und dorniger werdenden Unterholz kaum noch ein Durchkommen gab, wurde auch der Boden immer tückischer. Manchmal hatte sie das Gefühl, über ein mit Daunenfedern gefülltes Kissen zu gehen, das bei jedem Schritt unter ihrem Gewicht federte, manchmal trat sie in eine flache Pfütze, nur um festzustellen, dass sie fast bis zu den Oberschenkeln darin versank, und Edith blieb jetzt immer öfter stehen und sah sich unsicher um; mehr als einmal bedeutete sie ihnen, kehrtzumachen und einen anderen Weg zu suchen.
    Schließlich stießen sie auf einen schmalen Bach, dem sie eine kleine Weile folgten, bis er sich in einen breiten Strom ergoss;

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