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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kopf. »Nein.«
    »Aber sie fallen zurück!«, protestierte Katharina.
    »Die Fenrir ist viel größer«, antwortete Ansgar. »Sie hat doppelt so viele Ruder wie wir, und die Männer halten das Tempo nicht lange durch.«
    »Aber sie fallen zurück!«, beharrte Katharina, als müsse sie es nur oft genug wiederholen, um einen bloßen Wunsch in Wahrheit zu verwandeln.
    Ansgar schüttelte nur stumm den Kopf, aber nun antwortete sein Großvater: »Weil er mit uns spielt.«
    Einen kurzen Moment lang starrte er den verschwommenen Umriss hinter ihnen noch schweigend an, dann drehte er sich mit einem Ruck auf der Stelle herum und bellte einen einzelnen, knappen Befehl. Die Werdandi erbebte zum zweiten Mal, als die Ruderer wieder in ihren gewohnten Rhythmus zurückfielen und das Schiff langsamer wurde.
    »Aber was tut ihr denn da?«, entfuhr es Katharina. War Erik verrückt?
    »Sie holen uns so oder so ein«, sagte Ansgar. »Die Männer werden kaum kämpfen können, wenn sie zu Tode erschöpft sind.«
    »Kämpfen?«, wiederholte Katharina erschrocken. Aber warum denn nur? Doch nicht etwa  … ihretwegen?
    »Kannst du schwimmen?«, fragte Erik plötzlich.
    »Nein«, antwortete Katharina. Schwimmen? Schon der Gedanke, sich auf einem Schiff zu befinden, hätte sie mit schierer Todesangst erfüllt, hätte sie ihn wirklich an sich herangelassen.
    »Dann müssen wir kämpfen«, sagte Ansgar grimmig.
    »Kämpfen?« Eriks Hand schloss sich mit solcher Kraft um den Schwertgriff an seinem Gürtel, dass seine Gelenke knackten wie trockenes Reisig. Aber er schüttelte trotzdem den Kopf. »Das wäre Selbstmord, und es brächte nichts ein. Sie sind doppelt so viele wie wir, mindestens.«
    »Aber wir sind keine Skärlinge wie sie!«, fauchte Ansgar.
    Was immer dieses Wort bedeuten mochte, es brachte ein flüchtiges Lächeln auf Eriks Lippen. Er schüttelte trotzdemnoch einmal den Kopf und sah dann zum Bug hin. Katharina blickte kurz in dieselbe Richtung, konnte aber dort nichts als Dunkelheit und Schatten erkennen, die lautlos miteinander rangen.
    Anscheinend hatte Erik trotz seines Alters schärfere Augen als sie – oder er kannte sich hier einfach gut aus. »Rudert schneller!«, befahl er. »Und fahrt dichter ans Ufer heran! Sie werden uns nicht vor der Flussbiegung einholen. Wenn wir nahe genug am Ufer sind, dann schafft ihr es vielleicht, bevor sie auf Sichtweite herankommen. Du wirst ihr helfen, Ansgar!«
    Ansgar sah nicht begeistert aus, aber er nickte nur stumm, und Katharina wunderte sich ein bisschen, dass Erik diese Worte auf Deutsch gesprochen hatte, statt in seiner eigenen Sprache.
    Erst, als er sie in genau dieser und deutlich lauter wiederholte und die Werdandi daraufhin abermals schneller wurde, begriff sie, dass er es ihretwegen getan hatte.
    Und sie begann zumindest zu ahnen, was er mit den Worten gemeint hatte.
    Allein der Gedanke erfüllte sie mit blankem Entsetzen.
    »Ich kann wirklich nicht schwimmen«, sagte sie kläglich, als Ansgar sie an der Schulter ergriff und mehr oder weniger sanft zurück zum Zelt bugsierte.
    »Aber ich kann wirklich nicht –«, begann sie noch einmal und brach mit einem erschrockenen Keuchen ab, als Ansgar sie grob herumdrehte und noch unsanfter in Richtung Bug stieß.
    »Das brauchst du auch nicht«, sagte er. »Ich schwimme gut genug für zwei.«
    Gut, jetzt war sie in Panik.
    Ansgar schubste und zerrte sie einfach weiter, bis sie im Bug der Werdandi angelangt waren. Das Schiff hatte mittlerweile deutlich Fahrt aufgenommen und schoß schnell wie ein Pfeil über den schwarz daliegenden Fluss, und ein rascher Blick zurück über die Schulter zeigte ihr, dass das andere Schiff jetzt sichtbar zurückzufallen begann. Aber sie glaubte auch regelrecht zu spüren, wie viel zusätzliche Kraft jeder einzelne Ruderschlag die Männer kostete. Das Schiff schien immer noch schneller zu werden, aber selbst ihr war klar, dass sie dieses Tempo nicht mehr lange durchhalten würden.
    Sich mit der linken Hand an dem hölzernen Drachenkopf festhaltend und beide Füße fest gegen den Boden gestemmt, beugte sie sich mit klopfendem Herzen vor und sah ins Wasser hinab. In der Nacht wirkte es so schwarz wie Pech und schien sogar das bisschen Sternenlicht zu verschlucken, das durch die Wolkendecke drang. Sogar der Schaum, den die emsig arbeitenden Ruder aufpeitschten, war schwarz.
    »Keine Angst«, sagte Ansgar. »Ich kann wirklich gut schwimmen. Ich bringe dich sicher ans Ufer. Aber du musst Vertrauen zu mir

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