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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lösten die großen Rundschilde von der Reling.
    Trotzdem wirkte Ansgar nicht zufrieden und machte eine Bemerkung, aus der sich eine kurze, aber hitzige Diskussion mit seinem Großvater ergab, die Erik genau so beendete, weil es seine Art war: mit einem befehlenden Wort und einer noch befehlenderen Geste.
    »Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte Katharina, nachdem Ansgar mit zornig zusammengebissenen Zähnen zurücktrat; wohlweislich aber so leise, dass Erik die Worte nicht hören konnte.
    »Er will ihn nicht angreifen!«, sagte Ansgar. »Eine Gelegenheit wie diese bekommen wir vielleicht nie wieder, aber unser Skalde ist dagegen!«
    »Wogegen?«, fragte sie.
    Vielleicht hatte sie doch nicht so leise gesprochen, wie sie geglaubt hatte, denn es war Erik, der antwortete, nicht sein Enkel.
    »Einen Krieg anzufangen, mein Kind«, sagte er, zwar mit einem Lächeln in Katharinas Richtung, aber auch einem tadelnden Blick zu Ansgar hin.
    »Den hat ja wohl eher Wulfgar –«, begehrte Ansgar auf, und Erik unterbrach ihn:
    »Er hat nichts getan, außer hinter uns herzufahren, und solange er nichts anderes tut, werden wir gewiss nicht als Erste zu den Waffen greifen.«
    Ansgar schnaubte empört, aber dabei blieb es auch, und Erik und die anderen begaben sich zum Bug der Werdandi , die langsam zwischen die beiden anderen Drachenboote glitt. Auch die Fenrir hatte mittlerweile nicht nur verlangsamt, sondern schwenkte auch mit einer Leichtigkeit herum, die Katharina bei einem Schiff dieser Größe und vermeintlichen Schwerfälligkeit geradezu unglaublich erschien.
    Aber dann entdeckte sie noch etwas, das ihr einen eisigen Schauer über den Rücken jagte: Das Deck der Fenrir schien vor Männern schier überzuquellen. Katharina versuchte erst gar nicht, sie zu zählen, aber es mussten Dutzende sein, und was noch viel schlimmer war, sie erkannte diese Krieger. Große, schwer bewaffnete Gestalten mit bizarren Helmen und struppigen Fellmänteln, die ihr selbst jetzt, wo sie wusste, was sie waren, noch mehr wie Dämonen denn wie Menschen vorkamen.
    Als das Schiff auf Rufweite heran war, trat Wulfgar an die Reling heran und bildete mit den Händen einen Trichter vor dem Mund. »Erik, alter Freund!«, rief er. »Brauchst du Hilfe?«
    »Nein«, rief Erik auf dieselbe Weise zurück. »Aber warum verfolgt ihr uns?«
    »Wir haben von dem Überfall auf euer Lager gehört und waren in Sorge, dass dir etwas zugestoßen sein könnte!«, erwiderte Wulfgar. »Ist bei euch auch wirklich alles in Ordnung? Sollen wir euch zurück nach Skaersgaerde eskortieren?«
    »Danke für das Angebot, aber wie du siehst, sind wir in guten Händen«, antwortete Erik mit einer Geste auf die beiden anderen Drachenboote. »Aber habt noch einmal Dank für Eure Hilfe!«
    Selbst über die große Entfernung hinweg konnte man Wulfgar ansehen, dass ihm diese Antwort mit allem anderen als reiner Freude erfüllte. Aber er sagte nichts mehr dazu, sondernzuckte nur die Achseln und trat wieder von der Reling zurück, und nur einen Moment später begannen sich die Ruder der Fenrir wieder zu bewegen, und das Schiff nahm Fahrt auf.
    »Ja, er war also nur in Sorge um uns und hat uns nur gejagt, um sich davon zu überzeugen, dass es uns allen gut geht«, sagte Ansgar spöttisch.
    »So wird es wohl sein«, antwortete Erik. »Es ist doch ein schönes Gefühl, so eine große Familie zu haben, die sich um einen sorgt, nicht wahr?«
    *
    Sie erreichten Bjarnisund nicht mehr vor Sonnenaufgang, wie Erik es ihr versprochen hatte, sondern erst kurz nach Tagesanbruch, was zur Folge hatte, dass Katharinas erster Blick auf das Dorf zu einem Erlebnis wurde, das sie lange nicht vergaß, denn es war irgendwo zwischen gespenstisch und märchenhaft angesiedelt. Sie konnte sich nicht entscheiden; vielleicht, weil es tatsächlich etwas von beidem hatte. Morgennebel lag über dem Fluss und kroch in dünnen Schwaden die Uferböschung hinauf, und die Sonne stand noch so tief, dass ihr Licht fast waagerecht auf den Fluss fiel und den Dunst geisterhaft aufleuchten ließ. Man konnte Umrisse darin erkennen, die Häuser sein konnten, genau so gut aber auch mythische Ungeheuer, die aus ihren finstersten Träumen emporgestiegen waren und nun am Ufer darauf warteten, sie zu verschlingen. Mehrere hölzerne Stege, wie sie sie auch schon in Skraevald gesehen hatte, ragten ein gutes Stück weit in den Fluss hinein, und an einem davon war ein weiteres Drachenboot vertäut, dessen mit einem geschnitzten Drachenkopf

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