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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sie das auch. Zumindest blieb sie endlose Augenblicke lang einfach stehen, starrte das unglaubliche Bild unter sich an und versuchte vergeblich zu begreifen, was sie da sah.
    Ansgar hatte sie vorgewarnt, dass Ellsbusch (die einzige Stadt, die sie kannte) vielleicht nicht unbedingt die größte Stadt war, die es auf der Welt gab, und spätestens der Anblick von Bjarnisund hatte ihr das auch klargemacht, aber das … war unmöglich. Sie hatte Dutzende von Häusern erwartet, aber unter ihr breitete sich ein Meer von Dächern aus, die mit Stroh, aber auch Holzschindeln oder dünnen Schieferplatten gedeckt waren. Es mussten hunderte sein (in diesem Moment kam es ihr vor, als wären es tausende), und die meisten Häuser hatten zwei oder gar drei Stockwerke. Sie sah allein drei Kirchen, von denen die kleinste groß genug war, ums Vater Cedrics Gotteshaus in Ellsbusch bequem ein halbes Dutzend Mal darin unterzubringen, und am anderen Ende der Stadt, noch ein gutes Stück jenseits der Mauern, erhob sich ein Gebäude, das ebenfalls wie eine Kirche aussah, aber von geradezu absurden Dimensionen war.Allein das Kirchenschiff war höher als der Donjon der niedergebrannten Burg, und der spitze Turm schien den Himmel anzukratzen. Rauch aus unzähligen Kaminen hing wie eine Glocke aus schmutzigem Nebel über der Stadt, und selbst über die große Entfernung hinweg konnte sie den Geruch von brennendem Holz und Holzkohle riechen, aber auch Essensgeruch – und ein paar andere, unangenehmere Dinge, über die sie im Moment lieber nicht nachdenken wollte.
    »Na, habe ich zu viel versprochen?«, fragte Ansgar, nachdem er ihr etwas Zeit gelassen hatte, zu starren und zu staunen. In seiner Stimme schwang eine hörbare Spur von Besitzerstolz mit.
    Katharina antwortete nicht. Sie sah ihn auch nicht an, sondern blickte weiter auf diese unglaubliche Ansammlung von Dächern und rauchenden Kaminen hinab. Allein deren Anblick verschlug ihr schier den Atem. Der wärmste Teil des Sommers war längst vorbei, und die Nachmittage waren inzwischen schon kühl – aber wie unvorstellbar reich mussten die Einwohner dieser Stadt sein, schon zur Mittagszeit ihre Häuser zu heizen, nur weil es ein wenig frisch war?
    »Und das ist noch gar nichts«, fuhr Ansgar fort. »Vor zwei Jahren war ich mit meinem Großvater in Paris. Was du hier siehst, ist dort nur eine einzige Straße; und es gibt hunderte davon.«
    Jetzt sollte sie Ansgar eigentlich böse sein, ihr eine so dreiste Lüge aufzutischen, aber sie war immer noch viel zu erschlagen von der schieren Gewaltigkeit des Anblicks, um auch nur einen klaren Gedanken fassen zu können. Sie nickte bloß.
    Ansgar ließ ihr noch einmal Zeit, das unglaubliche Bild in sich aufzunehmen, erheischte aber schließlich mit einem schon fast albern unechten Räuspern ihre Aufmerksamkeit und verschränkte wieder die Hände zur Räuberleiter, um ihr in den Sattel zu helfen. Katharina fühlte sich immer noch nicht wohl (um der Wahrheit die Ehre zu gehen: Sie fühlte sich hundsmiserabel), aber sie schlug sein Angebot trotzdem mit einem Kopfschütteln aus und krabbelte aus eigener Kraft auf den Rücken des Schecken. Das Pferd schnaubte unruhig, und auch Ansgar runzelte wenig begeistert die Stirn, stieg dann aber ohne ein weiteres Wort ebenfalls auf. Katharina beobachtete ihn verstohlen und stellte fest, dass er sich immer noch vorsichtig bewegte. Sie hatte ihn verletzt.
    Als sie losreiten wollte, streckte Ansgar rasch die Hand aus und fiel ihr in die Zügel. »Da lang«, sagte er mit einer Kopfbewegung nach rechts.
    Katharinas Blick folgte der Geste, dann sah sie ihn fragend an. Santen lag direkt unter ihnen, am Fuße einer sanft abfallenden und nur von kniehohem Gras und einigen wenigen Büschen bewachsenen Ebene. Selbst wenn sie langsam ritten, würden sie allerhöchstens eine halbe Stunde brauchen, um die Stadt zu erreichen … was Ansgar aber offensichtlich nicht vorhatte.
    »Wir reiten am Waldrand entlang«, sagte er prompt. »Hier gibt es keine Deckung. Sie würden uns sofort sehen.«
    »Sie?«, wiederholte Katharina. »Wer?«
    Ansgar überging die Frage. »Auf der anderen Seite reicht der Wald bis an den Hafen heran«, sagte er. »Es ist ein Umweg, aber sicherer.«
    »Ich dachte, die Menschen in dieser Stadt sind eure Freunde«, sagte sie.
    »Die meisten«, sagte Ansgar. »Aber du kannst gerne losreiten und herausfinden, ob es wirklich so ist.«
    Sein aggressiver Ton überraschte Katharina, aber er ließ ihr keine

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