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Die Tochter der Seidenweberin

Die Tochter der Seidenweberin

Titel: Die Tochter der Seidenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Niehaus
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etwas tun«, fuhr Mertyn unbeirrt fort. »Ihr könnt in euren Gaffeln dafür sorgen, dass anständige, ehrenhafte Männer in den Rat gewählt werden. Männer, die würdig sind, die Bürgerschaft zu vertreten, und diese Ehre nicht beschmutzen und für niedere Zwecke ausnutzen. Ich für meinen Teil werde versuchen, selbst in den Rat gewählt zu werden.« Ohne die Versammelten noch eines weiteren Blickes zu würdigen, erhob Mertyn sich von seinem Stuhl und verließ das Goldene Krützchen.
    Betreten und sichtlich ernüchtert, blieben die Verschwörer vor ihren Krügen sitzen. Eine Weile murrten sie noch und beschworen lautstark die übelsten Strafen auf die Häupter der Ratsherren herab, aber Mertyn hatte ihrem Zorn die Spitze genommen. So bedauerlich es war, doch Ime Hofe hatte recht mit dem Weg, den er ihnen wies. Nach der Rede des Seidenhändlers hatte niemand mehr rechte Lust, den Bürgermeistern den Kragen umzudrehen.
     
    Es war bereits zu vorgerückter Stunde, als Lisbeth davon erwachte, dass Mertyn zu ihr unter das Laken schlüpfte. Das Licht war erloschen, und er hatte sich im Dunkeln bis auf das Hemd entkleidet, um sie nicht zu wecken.
    Lisbeth hörte seinen Atem, spürte, wie er sich hin und her wälzte, bis er schließlich auf dem Bauch liegen blieb. Sie streckte den Arm aus und legte ihre Hand auf seine Schulter. Durch das Leinen seines Hemdes hindurch spürte sie die Wärme seiner Haut. Sanft ließ sie ihre Finger in seinen Nacken gleiten und kraulte mit den Fingerspitzen den Ansatz seines dichten Haares.
    Mertyn entfuhr ein unwilliges Grunzen, doch Lisbeth ließ sich davon nicht beirren. Sachte ließ sie ihre Hand an seiner Wirbelsäule entlang den Rücken hinabfahren.
    »Lisbeth, es ist schon spät«, murmelte Mertyn.
    Lisbeth ignorierte seine Worte und fuhr darin fort, ihn zu streicheln. Tiefer ließ sie ihre Finger Mertyns Rücken hinabgleiten, dann fuhren sie über sein Gesäß bis zum Ansatz seiner Schenkel. Neugierig suchten sie den Saum seines Hemdes, schlüpften vorwitzig darunter und glitten an Mertyns kräftigen Schenkeln wieder hinauf, ohne dass störendes Tuch sie von seiner Haut trennte.
    Mertyn entfuhr ein leises Stöhnen, und Lisbeth vermochte nicht zu sagen, ob vor Ärger oder aus Behagen. Unbeirrt schlich sich ihre streichelnde Hand an der Innenseite seiner Schenkel hinauf, hoch und immer höher.
    Mit einem Aufstöhnen – nunmehr zweifellos vor Begehren – wälzte Mertyn sich zu ihr herum. Seine Hand schloss sich besitzergreifend um ihre Brust, während er mit der anderen ihr Hemd bis über die Schenkel hinaufschob. Flüchtig suchten seine Lippen die ihren, dann machte er sich zielstrebig daran, seiner eben entflammten Begierde Erleichterung zu verschaffen.
    Noch lange, nachdem Mertyn ermattet in seine Kissen zurückgesunken war, lag Lisbeth wach, die Knie an den Leib gezogen, damit kein Tropfen von seinem kostbaren Saft verschwendet in das Laken sickern würde. Mertyns Umarmung hatte ihr zwar keine sonderliche Freude bereitet, doch vielleicht hatte sie ihren Zweck erfüllt. Bitte, Mutter Gottes, lass mich diesmal ein Kind empfangen, betete sie stumm.
    Zwischen Hoffen und Bangen dehnten sich für Lisbeth die nächsten Wochen ins Endlose. Kaum eine Stunde, in der sie sich nicht die Frage stellte, ob es diesmal geklappt hatte, in der sie sich nicht vorstellte, wie ein kleines Wesen langsam in ihr heranwachsen würde. Jeder Morgen, an dem sie erwachte, ohne dass in der Nacht ihre Blutung eingesetzt hatte, war ein kleiner Sieg, ein Tag mehr, der ihrer Hoffnung Nahrung gab. Doch mit jedem Tag wuchs zugleich ihre Angst davor, erneut enttäuscht zu werden.
    Kaum vermochte Lisbeth es, in ordentlicher Weise ihre Arbeit zu verrichten. Sie war fahrig und unkonzentriert. Als sie es gegen Ende der dritten Woche fertigbrachte, den Mädchen Schuss- statt Kettgarn zum Bespannen der Webstühle herauszulegen, verlor sie schließlich die Geduld mit sich selbst. Strikt verbot sie sich jede weitere Grübelei. Es käme, wie es kommen sollte!
    Der Mond rundete sich und nahm wieder ab, doch nichts geschah. In Lisbeth begann erneut die Hoffnung zu keimen und sich allmählich in ihrem Herzen auszubreiten.
    In der Werkstatt herrschte fieberhafte Betriebsamkeit, und unermüdlich drang das Klappern der Webstühle in den Hof hinaus. Es ging in großen Schritten auf die Herbstmesse zu, und Lisbeth wollte sichergehen, auf dem Antwerpener Bamasmarkt genug Ware anbieten zu können.
    Wenn man die bisherigen Webstühle

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