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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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herrschen, aber das ist noch längst kein Grund, ein schlechtes Benehmen an den Tag zu legen. Schließlich ist die Gräfin von Birkenfeld unsere Nachbarin.«
    »Ja und?«
    »Künftig, mein lieber Ulf, werden hier wieder die Tugenden gepflegt, die zu Zeiten deines Bruders Ulrich üblich waren. Du wirst dich nicht länger mit Eberhard und Meinolf von der gemeinsamen Tafel fernhalten, und unter der geistigen Führung von Pater Hugo werden wir alle gemeinsam das Frühgebet in der Kapelle verrichten. Ich habe schon mit dem Pater gesprochen. Pater Pius wird weiterhin unser Beichtiger sein.«
    »Das sind Geiseln, keine Gäste!«, brüllte Meinolf. »Ich werde mich mit Rudolf von Birkenfeld bestimmt nicht an einen Tisch setzen!«
    »Du kannst gern in der Gesindeküche speisen«, beschied Irmela. »Dort hast du schließlich als Kind viel Zeit mit deiner Mutter verbracht.«
    Eberhard biss sich auf die Unterlippe. Dabei fiel sein Blick auf Alheidis, die ein Lächeln unterdrückte. Teufel auch!, dachte er. Ohne ihr vorlautes Mundwerk wäre sie eine wahrhaft begehrenswerte Frau. Nur Gräfin Helena saß mit ernster, würdevoller Miene am Tisch und kraulte ihren Hund.
    »Das muss ich mir von dir nicht anhören!«, schrie Meinolf.
    Irmela blieb gelassen. »Ich erlaube dir, den Saal zu verlassen, wenn meine Worte dir missfallen.«
    »Irmela, ich verbiete dir, so mit meinem Sohn zu sprechen!«, donnerte Ulf. »Ich sehe keine Veranlassung, irgendetwas an unserem bisherigen Benehmen zu ändern. Wenn dir das nicht zusagt, zieh dich in deine Kemenate zurück!«
    »Dann muss ich wohl mit Pater Hugo sprechen«, gab Irmela zurück, doch sofort legte Gräfin Helena ihr eine Hand auf den Arm.
    »Tut das nicht, Frau Irmela! Ihr wisst, welche Folgen dies für Euren Gatten hätte. Wollt Ihr ihm das wirklich antun?«
    »Wenn es sein muss.« Irmela erhob sich schwerfällig von ihrem Stuhl.
    »Ulf, du wirst schon sehen, was du davon hast.« Dann schickte sie sich zum Gehen an.
    »Einen Augenblick!« Ulf war aufgesprungen. »Ich dulde nicht, dass man mir mit Andeutungen droht. Was führst du im Schilde, Weib?«
    »Beruhigt Euch, Herr Ulf, es ist alles in Ordnung.« Gräfin Helena setzte ihren Hund auf den Boden und erhob sich ebenfalls. »Ich sorge dafür, dass Euch nichts widerfährt.«
    » Ihr? Wofür haltet Ihr Euch eigentlich?«
    »Mäßigt Euch besser, Herr Ulf! Ich sah schon Männer, die der Schlagfluss traf, als sie sich derart aufregten.«
    »Ich will sofort wissen, was Ihr mit dem Pfaffen ausgeheckt habt!«
    »Komm, Irmela, lass uns gehen!« Auch Alheidis war aufgestanden und reichte Ulfs Gattin den Arm als Stütze.
    »Ihr verlasst den Saal nicht eher, bis ich weiß, was Ihr ausbrütet!« Mit Besorgnis nahm Eberhard wahr, wie das Gesicht seines Vaters dunkelrot anlief.
    »Pater Hugo hat mir versprochen, für dein Seelenheil zu sorgen«, erwiderte Irmela. »Und genau das wird er tun. Entweder mit Vernunft oder der Geißel Gottes.«
    »Und was soll das heißen?«
    »Herr Ulf, bitte ereifert Euch nicht weiter! Es wird alles gut.«
    »Schweigt, Frau Helena! Ihr habt Euch nicht einzumischen, wenn ich mit meinem Weib spreche.«
    »Wie Ihr wünscht, Herr Ulf.«
    Plötzlich winselte Pablo kläglich und flitzte wie ein Blitz aus dem Saal.
    Helena sah ihm verwundert nach, bevor sie sich wieder an Eberhards Vater wandte. »Sagt, Herr Ulf, spracht Ihr bei unserem Eintreffen nicht gerade über Eure Hündinnen? Ich hoffe, sie halten sich nicht in der Nähe auf.«
    »Was?« Ulf schreckte auf. »Behauptet Ihr etwa, diese kleine Ratte … Holt sofort Euren verdammten Köter zurück!«
    Gräfin Helena lächelte. »Gern, Herr Ulf.« Dann ging sie.
    Lena war zufrieden mit ihrem Auftritt. Bemerkenswert, wie leicht sich Männer durch wenige Andeutungen aus der Ruhe bringen ließen! Viel wirkungsvoller als durch handfeste Drohungen.
    Von ihrem Hund war in den dunklen Gängen der Burg nichts zu sehen. Immer wieder rief sie nach ihm. Vergeblich. War er wirklich zu Ulfs Jagdhündinnen gelaufen? Sie hatte es als Scherz gemeint, aber allmählich wurde sie unsicher, ob ihre Behauptung nicht doch der Wahrheit entsprach. Für gewöhnlich gehorchte Pablo spätestens beim zweiten Ruf.
    Kurz bevor sie den Hof betrat, rief sie ihn noch einmal. Plötzlich hörte sie Schritte und erkannte Rudolf, der ihr mit Pablo auf dem Arm entgegenkam. »Ich habe den Ausreißer erwischt, Mutter. Er wirbelte an mir vorbei, als gäbe es im Hof frisches Fleisch.« Noch während Rudolf

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