Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
ist –, hat man sie dazu gebracht, es wieder zu vergessen.«
Matt schüttelte immer noch verständnislos den Kopf. »A ber was soll denn die Geheimniskrämerei? Warum ist es euch so wichtig, verborgen zu bleiben?«
»Ü berleg doch mal, was für Geschichten über uns im Umlauf sind.« Willa beugte sich vor und inspizierte ihr Haar im Spiegel. »M enschen halten uns für böse Fabelwesen. Früher haben sie uns als Hexen und Dämonen bezeichnet, wenn sie uns entdeckten. Sie haben uns eingesperrt oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wir sind zwar mächtig, aber ihr Menschen seid eindeutig in der Überzahl. Wenn ihr über uns Bescheid wüsstet, könntet ihr uns zerstören. Also halten wir uns bedeckt und fechten unsere Kämpfe im Verborgenen aus.«
Willa legte eine Pause ein und wechselte dann das Thema.
»W ann, glaubst du, treffen die Flüchtlinge ein?«
Sie legte das Glätteisen auf die Kommode neben dem Spiegel, und ich sah, dass die Platte angekokelt war, weil sie das schon sehr oft gemacht haben musste. Offenbar wohnte sie inzwischen praktisch hier.
»I ch weiß es nicht genau«, antwortete ich. »W ahrscheinlich morgen oder übermorgen. Wir sollten aber zur Sicherheit die Zimmer jetzt schon vorbereiten.«
»D abei können wir dir helfen«, sagte Willa. »W o habt ihr Bettzeug und Putzmittel?«
Die meisten Räume im ersten Stock des Südflügels gehörten zum Dienstbotentrakt, abgesehen von den Gemächern der Königin, in denen jetzt Tove und ich wohnten. Ich wusste nicht genau, warum die Königin beim Personal wohnte. Als möglicher Grund fiel mir nur ein, dass im Südflügel nun mal alle Regierungsgeschäfte abgewickelt wurden.
Da im Palast inzwischen nur noch zwei Hausmädchen, ein Koch und ein paar Tracker lebten, standen die meisten Dienstbotenzimmer leer. Sie waren schon lange nicht mehr benutzt worden und waren muffig und eingestaubt, aber nicht richtig schmutzig.
In allen Zimmern befand sich frisches Bettzeug, also mussten wir nur abstauben und den Staubsauger anwerfen. Als wir den Besenschrank an der Treppe plünderten, stieß Duncan zu uns, der mit Tove das Team verabschiedet hatte.
Tove blieb bei Thomas und kümmerte sich mit ihm darum, alle Tracker zurückzurufen. Eine komplizierte und langwierige Aufgabe, bei der ich eigentlich hätte helfen müssen. Aber im Moment wollte ich lieber körperliche Arbeit verrichten und das Gefühl genießen, etwas Greifbares geschafft zu haben.
Duncan brachte mit uns das Putzzeug in den Dienstbotentrakt, und ich beschloss, auch Loki einzuspannen. Er sollte zwar außer Sichtweite bleiben, aber in den Dienstbotentrakt kam eigentlich nie jemand. Und wenn er schon hier wohnte, konnte er sich wenigstens nützlich machen.
Als wir das erste Zimmer putzten, fragte ich Loki noch einmal, ob er irgendetwas von dem Vittra-Überfall gewusst habe. Er bestritt es und sagte, er wisse nur, dass Oren mich ganz für sich alleine wolle. Und er gab mir den Rat, dem König aus dem Weg zu gehen, wenn er wütend war.
Matt und Willa putzten das nächste Zimmer zu zweit, und Duncan, Loki und ich machten das erste fertig.
»B ist du sicher, dass es richtig war, mich hierzubehalten?«, fragte Duncan. Er hob das benutzte Bettzeug hoch, um es in den Wäscheschacht zu werfen. Loki half mir dabei, das Bett frisch zu beziehen.
»J a, Duncan. Ich brauche dich hier«, sagte ich ihm zum hundertsten Mal. Sicher fühlte er sich schlecht, weil er nicht mit den anderen nach Oslinna gegangen war, aber ich hatte mich geweigert, ihn gehen zu lassen.
»O kay«, sagte Duncan seufzend, klang aber nicht überzeugt. »I ch werfe das in den Schacht und helfe dann Willa und Matt.«
»D anke«, sagte ich, und er ging.
»W ozu brauchst du ihn denn?«, fragte Loki leise.
»P ssst!« Ich stopfte das Leintuch fest und warf Loki einen wütenden Blick zu.
»D u willst nur nicht, dass er geht.« Loki grinste. »D u willst ihn beschützen.«
»D as stimmt nicht«, log ich.
»H ältst du ihn für einen guten Kämpfer?«
»N ein, eher nicht«, gestand ich und nahm einen Lappen und eine Flasche Glasreiniger in die Hand. »N imm den Staubsauger.«
»A ber diesen Flosse hast du weggeschickt«, sagte Loki, und ich verdrehte die Augen.
»E r heißt Finn, und das weißt du ganz genau«, sagte ich und ging aus dem Zimmer. Loki schnappte sich den Staubsauger und folgte mir. »D u hast ihn heute Morgen mit seinem Namen angesprochen.«
»N a gut, ich weiß, wie er heißt«, lenkte Loki ein. Im nächsten Zimmer
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