Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
aufsuchen.
Wir gingen zwischen den Bäumen hindurch und rutschten über den Schnee und Zweige, die unter unseren Füßen knackten. Als wir den Palast erreichten, führte Loki mich zu einer kleinen Holztür, die beinahe komplett von Ranken zugewuchert war. Sie waren braun und sahen tot aus, aber sie waren mit scharfen Dornen gespickt, an denen sich Loki die Hand aufriss, als er sie zur Seite schob.
Er öffnete die Tür und glitt ins Innere. Ich folgte ihm. Wir betraten einen engen, schwach beleuchteten Flur, der mit roten Samtteppichen ausgelegt war, die unsere Schritte dämpften. Während Loki mich durch den hinteren Teil des Palastes führte, hörte ich aus der Ferne Schreie und Krach. Die Schlacht hatte begonnen. Ich zuckte zusammen, als irgendetwas auf die Mauer neben uns prallte und einen tiefen Riss hinterließ.
»W as ist auf der anderen Seite der Mauer?«, fragte ich und deutete auf den Riss.
»D ie Eingangshalle.« Loki nahm meine Hand und schaute mich an. »W enn du das wirklich durchziehen willst, müssen wir uns beeilen. Er hat den Lärm sicher schon gehört.«
Ich nickte und wir beschleunigten unsere Schritte. Nachdem wir um ein paar Ecken gebogen waren, erreichten wir einen sehr engen Treppenschacht. Ich musste mich seitwärts drehen, um mich die Treppe hinaufzuzwängen, und die Stufen waren so schmal, dass ich auf Zehenspitzen balancierte.
Am oberen Ende der Treppe befand sich eine Tür, und als Loki sie aufschob, wusste ich gleich, wo wir waren. Direkt vor uns befand sich die mächtige Eichenholztür zu Orens Gemächern, in die Märchenszenen mit Weinreben, Feen und Trollen geschnitzt waren. Der Flur war verlassen und die Kampfgeräusche drangen nur gedämpft hierher.
Ich hörte einen Schrei, der sich viel zu sehr nach Tove anhörte, und der gesamte Palast erzitterte in den Grundfesten.
»G eh«, bat ich Loki.
»I ch will dich nicht mit ihm allein lassen.«
»I ch kann das.« Ich legte ihm die Hand auf die Brust und sah ihm in die Augen. »S ie brauchen dich unten. Mit dem König komme ich alleine klar.«
Er schüttelte den Kopf. »N ein, Wendy.«
»B itte, Loki. Du musst ihnen helfen. Du bist stark und sie brauchen dich«, sagte ich, aber ich wusste, dass ich ihn damit nicht überzeugen würde. »I ch verfrachte dich selbst in die Eingangshalle, wenn es sein muss, aber das würde meine Fähigkeiten schwächen. Ich will das nicht machen, aber ich werde es tun.«
Er sah mich forschend an, und ich wusste, dass er bei mir bleiben wollte. Aber das durfte ich nicht zulassen. Ich wollte ihn nicht der Gefahr von Orens Gegenwart aussetzen. Außerdem brauchten ihn meine Freunde als Unterstützung im Kampf gegen die Kobolde.
»I ch kann das«, wiederholte ich. »D afür wurde ich geboren.«
Widerwillig gab er nach. Er küsste mich schnell und heftig auf den Mund.
»I ch werde ihnen helfen und dann hole ich dich«, sagte er.
»I ch weiß. Aber geh jetzt.«
Er nickte und eilte den Flur entlang. Ich holte tief Luft und wandte mich den Türen zu. Dann ging ich über den Flur, bereit dazu, meinen Vater zu töten.
24
Der Anfang vom Ende
I ch stieß die Türen auf und war mir nicht sicher, was ich erwartet hatte. Doch sicherlich nicht dies: Oren war wach und saß auf seinem Thron. Er trug schwarze Satinhosen und einen offenen Morgenmantel, der seinen nackten Oberkörper enthüllte. Offenbar war er erst vor Kurzem aufgewacht.
Er saß lässig auf dem Thron und hatte ein Bein über die Armlehne gelegt. An seinen Fingern glänzten dicke Silberringe, und in der Hand hielt er ein Glas Rotwein, aus dem er langsam trank.
Ich ließ meinen Blick durch den Raum wandern und suchte nach den Schwertern aus Platin, von denen Loki mir erzählt hatte. Die Schwerter, die alles durchschneiden konnten. Wir hatten in Förening auch Schwerter, aber Loki glaubte nicht, dass sie scharf genug sein würden, um Oren zu töten. Selbst seine Haut und seine Knochen waren noch unverwundbarer als die des stärksten Vittra. Ich musste des Königs eigene Waffen gegen ihn einsetzen.
»M ein Kind.« Oren lächelte mich auf eine Art und Weise an, die mir das Haar zu Berge stehen ließ. »D u bist nach Hause gekommen.«
»I ch bin hier nicht zu Hause«, sagte ich so sicher und gelassen, wie ich konnte.
Ich hatte die Schwerter entdeckt. Ihre mit Diamanten besetzten Griffe glitzerten im Kerzenlicht und sie gaben mir ein bisschen mehr Selbstvertrauen.
Oren ignorierte meine Antwort. »E s hört sich so an, als hättest du Gäste
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