Die Tochter der Wälder
Bauernhof zu bringen, unsere Geschichte zu erzählen und uns der Gnade dieser Leute zu überantworten. Dann hat Sorcha zumindest eine Chance. Wenn wir sie hier allein lassen, wird sie die nächsten Tage nicht überstehen.«
»Diese Leute haben wenig Gnade gezeigt, als sie unsere Schwester vergewaltigten«, zischte Diarmid.
»Und wir können das nicht tun und bei Tagesanbruch wieder hier sein«, meinte Padraic. In seiner Stimme lag eine unausgesprochene Frage.
»Padraic hat Recht, das geht nicht«, sagte Liam. »Wenn wir diesen Bauern unsere Geschichte erzählen, wird Lady Oonagh erfahren, wo Sorcha ist. Und wenn wir im Morgengrauen nicht am Wasser sind, enden wir auf jemandes Abendbrottisch. Ich hoffe, ihr seid nicht so dumm, euch das zu wünschen.«
»Wie meinst du das?« Diarmid hatte seinen Dolch aus dem Boden gezogen und warf ihn ruhelos von einer Hand in die andere.
»Ich sage, dass dieser Plan unmöglich ist. Ich sehe keine andere Wahl, als es Sorcha so sicher und bequem zu machen, wie wir können, und sie zu verlassen. Vielleicht können wir sie beim nächsten Mal woanders hinbringen; es muss noch andere Höhlen am Ufer geben.« Liam schien allerdings mit seinem eigenen Vorschlag nicht sonderlich glücklich zu sein.
»Was meinst du, Druide?« Diarmids Tonfall brannte wie ein Peitschenschlag. »Keine weisen Erklärungen, keine Rhetorik, um uns zu inspirieren? Was hilft dir deine geheimnisvolle Kunst jetzt? Vielleicht wäre es an der Zeit, dass wir nicht mehr auf deinen Rat hören und die Dinge selbst in die Hand nehmen.« Er war wie ein Jagdhund, der an der Leine zerrt.
Liam sprach mit fester Stimme. »Du kannst doch nicht vergessen haben, wie es uns gelungen ist, unsere Beute heute Nacht so schnell zu finden. Selten habe ich gesehen, wie ein Nebel so rasch und so seltsam niederging. Oder sich sofort auflöste, nachdem wir fertig waren. Ich habe auch noch nie zuvor gesehen, wie sich Farne und Moose so schnell ausbreiten, um Fleisch und Blut von Menschen zu bedecken. Da war Magie am Werk, und dafür kannst du deinem Bruder danken.«
»Unsinn«, knurrte Diarmid, aber er setzte sich wieder hin, das Messer immer noch in der Hand. Ihre Worte verklangen wieder, und die Bilder kehrten zurück. Ich versuchte sie auszuschließen, aber sie wollten nicht gehen. Ich wollte all den Zorn und den Schmerz in meinem Kopf herausschreien, aber irgendwie biss ich immer noch die Zähne zusammen und schluckte die Geräusche, die aus mir herauszubrechen drohten, herunter, und meine Tränen flossen lautlos. Meine Brüder meinten es gut, aber ich wünschte mir beinahe, es wäre Morgen und sie würden wieder gehen. Sie stritten sich weiter, und nach einer Weile brachte Padraic mir mehr zu trinken; ich nahm es, und er ging wieder. Die Bilder zogen weiter und weiter durch meinen Kopf. Heißes Eisen auf menschlicher Haut. Eilis, die sich in Zuckungen wand, ihr hübsches Gesicht verzerrt. Der Hund mit seinem vertrauensvollen Blick und der Messerwunde im Gesicht. Das breite Grinsen des Einfältigen, als er in die Bäume hinaufschaute. Nicht der Fee wehtun! Du bist als Nächster dran, Bauernjunge. Unter dem dicken Umhang schauderte ich.
***
Ich bin hier, Sorcha.
Zuerst wollte ich es nicht glauben, es war so lange her, seit er meinen Geist auf diese Weise berührt hatte.
Ich bin hier. Versuche, es loszulassen, Liebes. Ich weiß, wie weh es tut. Stütz dich auf mich; lass mich deine Last eine Weile tragen.
Ich konnte ihn kaum sehen, er war auf der anderen Seite des Feuers, hinter den anderen und halb abgewandt, den Kopf immer noch in die Hände gestützt, als hätte er sich kaum bewegt.
Woher kannst du es wissen, woher?
Ich weiß es. Lass mich dir helfen.
Ich spürte die Kraft seines Geistes in meinen strömen, und irgendwie gelang es ihm, die schrecklichen, dunklen, geheimen Dinge abzutrennen, die er fürchtete, mit mir zu teilen, und meinen Kopf mit Bildern zu füllen, die gut und ermutigend waren. Ich selbst als kleines Kind tanzte vergnügt über einen Waldweg, geschützt von den gebogenen Ästen, beleuchtet vom fleckigen Sonnenlicht. Das war ein altes Bild, tief in seinem Bewusstsein, das alles beeinflusste, was er tat. Dann wir beide, wie wir auf den Felsen an den Quellteichen lagen, mit dem Gesicht nach unten, Kinn auf die Hände gestützt, reglos wie kleine Eidechsen in der Sonne, und die winzigen, edelsteingleichen Frösche beobachteten, die hüpften und tauchten und sprangen. Finbar, wie er geduldig die Stacheln der
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