Die Tochter der Wälder
mich berührt, und sie wussten es ohne ein Wort. Also schlichen sie sich davon, einer nach dem anderen, und ich verstand in meinem Herzen, dass es lange dauern würde, länger als die Spanne vom Sommer bis zum Winter, bevor ich sie wieder sehen würde. Meine Liebe für sie war nicht geringer geworden, aber ich glaubte nicht, dass ich sie jemals wieder im Arm halten oder anfassen konnte, obwohl sie meine Brüder waren. Ich konnte ihnen nicht mehr wirklich vertrauen, weil sie nicht da gewesen waren, als ich sie brauchte. Dass dies nicht ihre Schuld war, machte keinen Unterschied. Es war die Macht des Bösen, das man mir angetan hatte. Als sie daher zum Wasser gingen, Finbar immer noch zwischen seinen zwei Brüdern zusammengesackt, und das Licht der ersten Sonne seine bleichen Züge golden einfärbte, rief ich nicht mit meiner inneren Stimme nach ihm. Ich sagte nicht Danke oder Leb wohl. Ich drehte mich um und ging zur Höhle zurück, und mein Geist und meine Zunge waren so still wie der Tod. Es gab kein Lebewohl für meine Brüder, als sich das Wasser hob, um sie zu nehmen.
Cormack hatte vorher gesagt, dass ich mit meinen Verletzungen im Wald nicht lange überleben würde. Er hatte nicht mit meiner Willensstärke gerechnet, und nicht mit meinen Fähigkeiten als Heilerin. Und er hatte auch nicht vorhergesehen, was der Wald selbst tat, durch seine geheimsten Bewohner. Die Zeit verging, der Mond schwoll und nahm wieder ab, und die warmen Sommertage wichen langsam den frischen, kühlen Tagen des frühen Herbstes. Es war still, so still, dass das plötzliche Zwitschern eines Vogels mich zusammenzucken ließ. Zu still. Die glatten, aufgeschütteten Flusssteine, die Linns letzte Ruhestätte kennzeichneten, sprachen täglich davon, welche Leere sie in meiner kleinen Welt hinterlassen hatte. Mein Tag war so sehr nach ihren Mustern wie nach meinen eigenen verlaufen, meine Arbeit am Webrahmen oder an der Spindel hatte sich nach ihren Beutezügen gerichtet, und ich hatte erst gegessen, wenn sie zurückgekehrt war. Unser Schlaf war von derselben Decke gewärmt worden. Einmal fand ich ihre Fußabdrücke, die immer noch in dem Sand erhalten waren, wo sie mit dem Wind um die Wette gelaufen war, und ich weinte und wusste, wie viel ich verloren hatte.
Mein Körper heilte dank Padraics und meiner eigenen Kunstfertigkeit. Nach einiger Zeit wusste ich, dass ich nicht schwanger war, und dankte wortlos dafür. Aber ich hatte immer noch Angst, und manchmal war selbst mein Tagesablauf eine zu große Last. Mein Zuhause war keine Zuflucht mehr für mich, hatte sich auf ewig verändert, durch das Böse, das dort geschehen war. Ich stellte mir vor, wie meine Kräuter nach und nach starben, oder hässliche, verkrüppelte Blüten und verschrumpelte Beeren hervorbrachten. Ich würde nicht wagen, neue Vorräte der Pflanze, die ich brauchte, zu sammeln, nicht einmal mit einem scharfen Messer am Gürtel.
Das geringste Geräusch erschreckte mich. Ich hatte Träume, und die werde ich nicht erzählen. Ich versuchte dagegen anzukämpfen. Ich tat mein Bestes, am Tag zu schlafen und in der dunklen Zeit wach zu bleiben, aber ich hatte fast keine Kerzen mehr, und die Träume kamen auch im hellen Sonnenlicht. Ich nahm Zuflucht zu Kräutern, und eine Zeit lang gaben sie mir Aufschub. Aber dann brauchte ich eine stärkere und stärkere Dosis. Nach einer Weile entschloss ich mich, aufzuhören, da ich wusste, wie solche Kräutertränke die Schwachen nach und nach beherrschen können. Die Dämonen kehrten zurück.
Ich dachte viel an Simon. Ich dachte an seine Verletzungen und wie ich ihn dazu gebracht hatte, mir zu versprechen, dass er überleben würde. Ich verübelte mir meine eigene Schwäche und beschloss, mich wieder an meine Arbeit zu machen. Aber es gab Tage, an denen ich einfach nicht die Willenskraft dafür hatte, und der Mierenfaden blieb ungesponnen, während ich dasaß, mit dem Rücken an den Eschenstamm gelehnt, und ins Nichts starrte. Ich hatte das Gefühl, als wartete ich, aber ich wusste nicht, worauf.
Ich hatte nicht viel Vorräte gesammelt, weil ich Angst hatte, zu weit wegzugehen. Ich hatte weder den Willen noch die Kraft, Beeren zum Trocknen vorzubereiten, und mein kleiner Kräutergarten war von Unkraut überwuchert. Es gab nur einen kleinen Sack getrockneter Erbsen, den ich vor einiger Zeit neben dem Wagenpfad gefunden hatte, wo er von einem Bauernwagen gefallen war. Ich hatte diese Erbsen aufgespart, und nun kochte ich morgens eine Hand
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