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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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sprachen zu mir, und ihre Botschaft war eindeutig. Er verstand genau, wie seine Zukunft aussehen würde, und er fragte mich, warum ich diesem Leiden kein Ende machte. Welches Recht hatte ich, es ihm zu verweigern?
    Ich hatte ihm viele Geschichten erzählt. Aber ich konnte ihm nicht sagen, wieso ich glaubte, dass er am Leben bleiben und gesund werden musste. Er schnaubte verächtlich über die Geschichten von Culhan und den alten Helden, die Sagen der Leute aus dem Westen, und er fand die Geschichten vom Kleinen Volk und den Baummenschen seltsam, obwohl ich ihr Werk mit eigenen Augen gesehen hatte – aber wie konnte ich von ihm erwarten, dass sein Schicksal und meines irgendwie in jener Weise verbunden waren, wie die Herrin des Waldes mir gesagt hatte? Er würde mir nie glauben, dass ich sie gesehen hatte, dort auf der Lichtung, in ihrem mitternachtsblauen Umhang und mit den blitzenden Edelsteinen im Haar. Simon gehörte einem vollkommen anderen Volk an, einem praktischen, erdverbundenen Volk, das nur glaubte, was es mit eigenen Augen sah. Und dennoch, wenn ich jemals einen Menschen kennen gelernt hatte, der die Zauberei und die Geheimnisse der alten Art in seinen Geist hätte einlassen müssen, dann war er das. Ich benutzte sie, um ihn zu heilen, ob er es nun wusste oder nicht, aber ohne seinen eigenen Glauben an sich selbst würde es nicht weit genug reichen. Bis er nicht überzeugt war, einen Grund zum Leben zu haben, konnten wir ihn nicht sicher gehen lassen.
    Ich versuchte, darüber mit ihm zu sprechen, aber er schloss mich aus, wann immer ich das Gespräch auf sein Zuhause oder seine Familie brachte, oder was ihn hierhergetrieben hatte. Zunächst klammerte er sich einfach an seine Soldatenausbildung, die dazu geführt hatte, dass er auch unter der Folter nichts preisgab, und die mit der Fehde zwischen unseren Völkern zusammenhing. Ich war der Feind, ich durfte nichts von ihm wissen, das mir einen Vorteil verschaffen oder seine Leute gefährden könnte. Aber jene Nächte der Qual, die wir zusammen durchmachten, ob wir es nun wollten oder nicht, veränderten uns beide. Gegen Ende erkannte er mich irgendwie als Teil seiner Welt an, und gleichzeitig wusste er, dass ich in diesem langen Kampf auf keiner Seite stand. Mit meinen Kräutern und meinen Geschichten war ich für Simon ein seltsames, fremdes Wesen, aber langsam begann er, mir ein wenig zu vertrauen, beinahe gegen seinen Willen.
    Vater Brien schmiedete Pläne, so gut er konnte. Die Zeit verging, und die Angst in der Nacht hielt an. Es war feucht geworden, und ich konnte nicht mehr mit Simon spazieren gehen; er war nun ruhelos, nachdem er selbst am Tag in der Höhle eingesperrt war, und er ließ das an mir aus, indem er mir in der kleinsten Kleinigkeit noch widersprach. Wieso musste er zu jenen Zeiten essen und trinken, wenn ich es ihm sagte – wozu war das gut? Und häufig: warum ging ich nicht nach Hause und spielte mit meinen Puppen, statt mit ihm zu experimentieren? Wieso kümmerte ich mich darum, seine Kleidung zu flicken, wenn er nie imstande sein würde, etwas anderes zu tun, als herumzuliegen und von einem verrückten Mädchen und einem frommen, alten Mann gequält zu werden? Nach einer Weile brachte er uns beide fast um den Verstand, aber Vater Brien hatte zumindest die Möglichkeit, sich in die Hütte zurückzuziehen und dort zu schreiben oder zu meditieren. Ich hatte Simon etwas versprochen und musste es halten.
    Ich versuchte zu nähen und mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, während er neben mir auf und ab ging.
    »Was machst du da eigentlich?« wollte er wissen und sah sich das Hemd, das ich in der Hand hielt, näher an.
    »Was ist das?«
    Ich zeigte es ihm. »Es wird dir kaum auffallen«, sagte ich, »aber es wird helfen, dich zu schützen. Die Eberesche ist einer der heiligsten Bäume; ein solches Kreuz ist in all die Sachen meiner Brüder eingenäht, wenn sie in den Krieg ziehen.« Der rote Faden, den ich um das winzige Ebereschenkreuz gestrickt hatte, war wie ein Blutstropfen auf der rohweißen Wolle des Futters. Von außen war es nicht zu sehen.
    »Ich werde in keinen Krieg mehr ziehen«, meinte Simon. »Ich bin kaum mehr imstande dazu. Und vielleicht war ich das auch noch nie«, fügte er leiser hinzu und wandte sich ab.
    Ich legte Nadel und Faden wieder in die Schachtel zurück. »Wie meinst du das?« fragte ich.
    »Ich … nichts«, sagte er, setzte sich auf die Bettkante und starrte zu Boden. Ich saß still da und wartete. Nach

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