Die Tochter der Wälder
Sonnenuntergang zurück, wie wir geplant hatten. Alles war dunkel. Zunächst befürchtete ich das Schlimmste für euch beide; aber ich konnte sehen, dass deine Sachen weg waren und kein Schaden angerichtet war, und der Hund war weder geblieben noch, wie es schien, verletzt worden. Ich wusste, Linn hätte nicht ohne Blutvergießen zugelassen, dass man dich verschleppte. Es war deutlich, dass die Pferde, deren Hufe Spuren hinterlassen hatten, deinen Brüdern gehörten.«
»Aber Simon – ich habe ihn zurückgelassen – er sagte, er würde auf Euch warten …«
»Es war nichts von ihm zu sehen, Kind«, sagte Vater Brien sanft. »Seine Kleidung und sein Eschenstock waren weg, aber er hat offenbar weder Essen noch Wasser mitgenommen, auch keinen Umhang gegen die Kälte und keine Stiefel. Ich kann nur raten, was er vorhatte.«
Denn es war ihm gleich, ob er lebte oder starb, aber er hatte es mir versprochen.
»Habt Ihr Euch gar nicht nach ihm umgesehen? Warum habt Ihr nicht nach uns geschickt?« Mein Kopf war voller Bilder von Simon allein im Wald, bei Nacht, umgeben von seinen vertrauten Dämonen, wie er langsam vor Schmerzen und Kälte schwächer wurde. Vielleicht lag er bereits still unter den großen Eichen, und die Moose krochen über seinen leblosen Körper.
»Still, Tochter. Selbstverständlich habe ich gesucht; aber er ist ein Krieger, und obwohl ihn seine Wunden behindern, weiß er, wie er unauffindbar sein kann, wenn er will. Und wie hätte ich nach einem von deinen Brüdern oder nach dir schicken können? Ich hielt es für sehr wahrscheinlich, dass jene, die dich abgeholt hatten, ihn gefangen genommen und mit hierher gebracht hatten. Ich habe von Finbar erfahren, dass dies auch beinahe geschehen wäre.«
»In der Tat«, meinte Finbar. »Vielleicht hat er, als er sah, wie leicht man ihn wieder erwischen würde, diesen Weg gewählt, Sorcha. Es gibt Männer, die lieber sterben, als sich gefangen nehmen zu lassen. Und er war ein störrischer Bursche.«
»Aber er hat es mir versprochen«, sagte ich und versuchte, mir die Tränen zu verbeißen. »Wie konnte er so weit kommen und dann alles wegwerfen?« Ich konnte nicht vergessen, dass ich mein eigenes Versprechen gebrochen hatte. Nun wusste ich, wie sich das anfühlte.
Conor legte den Arm um mich. »Was genau hat er dir versprochen, kleine Eule?«
Ich schluckte. »Zu leben, wenn er könnte.«
»Dann kannst du nicht wissen, ob er dieses Versprechen gebrochen hat oder nicht«, sagte Conor. »Vielleicht wirst du es nie wissen. Obwohl es schwierig ist, musst du es hinter dir lassen, denn es gibt keine Möglichkeit, deinem Briten noch zu helfen. Du weißt, dass du für ihn alles getan hast, was du konntest, und jetzt denk an morgen, denn uns stehen andere Prüfungen bevor.«
»Dein Bruder spricht die Wahrheit«, sagte Vater Brien. »Wir haben keine andere Wahl. Es gilt, eine Ehe zu segnen; das macht mir keine große Freude, aber dein Vater hat mich gebeten, und ich habe keinen Grund, mich zu weigern. Wird er mit mir allein sprechen, was meinst du?«
»Ihr könnt es versuchen«, meinte Conor. »Das Letzte, was er im Augenblick will, ist ein guter Rat, aber wenn er von Euch kommt, ist er vielleicht nicht ganz unwillkommen. Sowohl Liam als auch ich haben versucht, mit ihm allein zu sprechen, und er hat es uns verweigert.«
»Was für einen Sinn soll das haben?« warf Finbar ein. »Er ist zum Untergang verurteilt. Ihr könntet genauso gut versuchen, eine der großen Sturmwellen aus dem Westen aufzuhalten oder die Sterne in ihrem Tanz, als sich ihr in den Weg zu stellen. Lady Oonagh hat ihn in ihren Bann geschlagen, mit Körper und Geist. Ich hätte nie geglaubt, ihn je so schwach zu sehen; und seltsamerweise bin ich doch nicht überrascht. Denn für beinahe dreizehn Jahre hat er sich jedes menschliche Gefühl, jede Wärme verweigert. Kein Wunder, dass er eine so leichte Beute für sie war.« Sein Tonfall war bitter.
»Du beurteilst ihn so hart«, sagte Vater Brien und betrachtete meinen Bruder forschend. »Seine Entscheidung ist unklug, aber er hat sie mit der besten Absicht getroffen. Er sieht seine neue Braut zweifellos als jemanden, der seine jüngeren Kinder anleiten und zügeln kann und ein wenig Wärme in ihr Leben bringt. Er ist sich seiner Mängel als Vater bewusst. Wenn es ihm schon nicht gelingt, die Hände nach Euch auszustrecken, vielleicht glaubt er, dass sie es kann.«
Finbar lachte. »Es wird deutlich, dass Ihr Lady Oonagh noch nicht
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