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Die Tochter des Fotografen

Die Tochter des Fotografen

Titel: Die Tochter des Fotografen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Edwards
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aufmerksam und hatte eine braune Uniform mit einem Namensschild getragen. Als Phoebe sie schüchtern einander vorgestellt hatte, hatte Robert sofort Pauls Hand |514| ergriffen und ihm auf die Schulter geklopft, als würden sie sich nach langer Zeit wiedersehen. »Schön, dich zu sehen, Paul. Phoebe und ich, wir werden heiraten, das heißt, daß wir zwei ziemlich bald Brüder sind. Was hältst du davon?« Glücklich und überzeugt, daß Paul seine Freude teilte, hatte er sich daraufhin, ohne eine Antwort abzuwarten, zu Phoebe gewandt und seinen Arm um sie gelegt. Lächelnd hatten sie dagestanden.
    »Es ist wirklich blöd, daß Robert nicht kommen konnte.«
    Phoebe nickte. »Robert mag Partys«, sagte sie.
    »Das überrascht mich nicht.«
    Paul sah seine Mutter ein Stück vom Kuchen in Frederics Mund führen, dabei berührte sie mit ihrem Daumen einen seiner Mundwinkel. Sie trug ein cremefarbenes Kleid, und ihr Haar war kurz und von einem langsam ergrauenden Blond, so daß ihre grünen Augen noch besser zur Geltung kamen. Er dachte an seinen Vater und fragte sich, wie die Hochzeit seiner Eltern wohl gewesen sein mochte. Natürlich hatte er Fotos gesehen, doch das war gerade mal die Oberfläche. Er wollte wissen, wie die Lichtverhältnisse gewesen waren, wie sich das Gelächter angehört hatte; er wollte wissen, ob sein Vater sich ebenso herabgebeugt hatte wie nun Frederic, der seine Mutter küßte, nachdem sie den Zuckerguß von seinen Lippen aufgeleckt hatte.
    »Ich mag rosarote Blumen«, sagte Phoebe. »Ich möchte ganz, ganz viele rosarote Blumen bei meiner Hochzeit haben.« Dann wurde sie ernst, legte die Stirn in Falten und zuckte mit den Schultern. Sie schüttelte den Kopf. »Aber Robert und ich, wir müssen erst Geld sparen.«
    Leichter Wind erhob sich, und Paul dachte an Caroline Gill, wie sie mit ihrem Mann Al und Phoebe im Foyer eines Lexingtoner Hotels gestanden hatte. Dort waren sie gestern alle verabredet gewesen – auf neutralem Boden. Das Haus seiner Mutter stand leer, »Zu verkaufen« prangte auf einem Schild in der Einfahrt. Heute abend würden sie und Frederic |515| nach Frankreich gehen. Caroline und Al waren von Pittsburgh herübergekommen, und nach einem höflichen, aber eher verkrampften gemeinsamen Brunch hatten sie Phoebe für die Hochzeitsfeier zurückgelassen, während sie nach Nashville fuhren, um dort Urlaub zu machen. Es sei ihr erster Urlaub zu zweit, hatten sie gesagt und glücklich gewirkt. Trotzdem hatte Caroline Phoebe zweimal umarmt und sich auf dem Bürgersteig zum Winken umgewandt.
    »Gefällt dir Pittsburgh?« fragte Paul. Man hatte ihm dort ein anständiges Engagement bei einem Orchester angeboten. Ein weiteres Angebot hatte er von einem Orchester in Santa Fe.
    »Ich mag Pittsburgh«, sagte Phoebe. »Meine Mutter sagt, es gibt hier viele Treppen, aber mir gefällt es.«
    »Vielleicht ziehe ich hin. Wie fändest du das?«
    »Das wäre schön. Dann könntest du zu meiner Hochzeit kommen.« Sie seufzte. »Eine Hochzeit kostet sehr viel Geld. Das ist ungerecht.«
    Paul nickte. Nein, es war nicht gerecht. Nichts von alledem war gerecht. Weder die Herausforderungen, denen Phoebe sich in einer abweisenden Welt zu stellen hatte, noch sein relativ unproblematisches Leben, noch was ihr Vater getan hatte – nichts von alledem. Plötzlich hatte er den drängenden Wunsch, Phoebe jede Hochzeit zu ermöglichen, die sie sich wünschte. Oder zumindest eine Torte – es wäre eine so winzige Geste, wenn man es neben alles andere stellte.
    »Du könntest ausreißen«, schlug er vor.
    Phoebe dachte darüber nach und drehte an dem grünen Armreif an ihrem Handgelenk. »Nein«, sagte sie. »Dann hätten wir keine Torte.«
    »Da bin ich mir nicht sicher. Wäre das nicht möglich? Ich meine: Was spricht dagegen?«
    Phoebe schaute ihn mit finsterem Blick an, um zu sehen, ob er sich über sie lustig machte. »Nein«, sagte sie bestimmt. »So feiert man keine Hochzeit, Paul.«
    |516| Er lächelte und war gerührt von ihren festen Überzeugungen. »Weißt du was, Phoebe? Du hast recht.«
    Gelächter und Applaus strömten über das sonnige Rasenstück, nachdem Frederic und seine Mutter den Kuchen zugeschnitten hatten. Lächelnd hob Bree ihre Kamera, um ein letztes Foto zu machen. Paul wies mit dem Kopf zum Tisch, an dem die kleinen Teller gefüllt und weitergereicht wurden. »Die Hochzeitstorte hat sechs Lagen. Himbeeren und Schlagsahne in der Mitte. Wie sieht’s aus, Phoebe? Willst du probieren?«
    Phoebe

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