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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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fügte dann vorsichtig hinzu: »Habt Ihr jemals gehört, dass mein Vater ein converso gewesen sein soll?«
    Zu meiner Überraschung streckte Rocco den Arm aus und ergriff meine Hand. Die Berührung fühlte sich warm und stark an. Es wäre lächerlich gewesen, ihm meine Hand zu entziehen. Außerdem wollte ich das gar nicht.
    »Euer Vater hat Euch aus tiefstem Herzen geliebt und Euch nur schützen wollen. Nur aus diesem Grund hat er Euch nichts davon gesagt.«
    Muttergottes und alle Heiligen! Hatte etwa jeder meinen Vater besser gekannt als ich? Seit Borgia dies behauptet hatte, wurde immer deutlicher, dass es wohl der Wahrheit entsprach, aber endgültig akzeptieren konnte ich es noch immer nicht.
    »Er hat mir überhaupt nichts gesagt … aber Euch schon?«
    Rocco ließ meine Hand los und lehnte sich zurück. Er wählte seine Worte mit Bedacht.
    »Als ich Euren Vater das erste Mal traf, durchlebte ich gerade eine Glaubenskrise. Giovanni hat das gespürt und
mir beigestanden. In dieser Zeit haben wir uns sehr gut kennengelernt. «
    »Also war mein Vater doch ein Christ …?« Wie verzweifelt gern wollte ich das glauben. Nach allem, was ich gelernt hatte, war seine Seele für immer verloren, wenn er nicht dem einzig wahren Glauben angehört hatte. Wenn ich allerdings heute darüber nachdachte, konnte ich nicht glauben, dass ein Gott solche Unterscheidungen zuließ.
    Ich weiß, es steht uns nicht zu, über solche Dinge zu urteilen. Und doch glaube ich, dass nicht wenige von uns genau darüber nachdenken. Vor allem, wenn wir uns nach einem Gott sehnen, der alle seine Kinder ohne Bedingungen und Ausnahmen liebt.
    »Euer Vater sah in den Lehren Gottes den Beweis, dass der Messias auf die Erde gekommen ist«, antwortete Rocco. »Dennoch hat er den Glauben seines Volkes stets hochgehalten und wollte den Juden helfen.«
    Und dafür, dessen war ich sicher, hatte er sterben müssen.
    Über all das wollte ich später nachdenken. Im Augenblick war es wichtiger, auf dem eingeschlagenen Weg zu bleiben.
    »Ich weiß, dass mein Vater einen Weg gesucht hat, um das Edikt aufzuhalten.«
    »Falls Innozenz es unterzeichnet …«
    Ich wartete. Rocco würde sich den Rest der Geschichte zusammenreimen, aber ich wusste nicht, wie er darauf reagierte. Schließlich war hier vom Papst die Rede, von dem Stellvertreter Gottes auf Erden, der in seinem Namen über die Christen gebot. Was mein Vater geplant hatte, war nicht einfach nur ein Mord. Aus kirchlicher Sicht konnte man es auch als den übelsten Frevel bezeichnen. Es hätte mich also
nicht überrascht, wenn Rocco mich entsetzt und wütend aus dem Haus gewiesen hätte. Aber ich hätte mehr Vertrauen in ihn haben sollen. Er wurde zwar blass, aber er zögerte nicht.
    »Wenn Giovanni mit mir über den Glauben diskutiert hat, bezog er sich gern auf die Schriften des heiligen Augustinus, die großen Eindruck auf ihn gemacht hatten. Vor allem teilte er die Erkenntnis, dass das Böse an sich keine eigene Existenz besitzt, sondern nur die Abwesenheit des Guten beweist. Es tritt nur zutage, wenn das Gute zurückgewiesen wird.«
    Mein Interesse an theologischen Fragen war zwar gering, aber selbst ich verstand, dass die unbestreitbare Existenz des Bösen in unserer Welt den Glauben an Gott unmöglich machte, hätte Augustinus nicht so wunderbar bewiesen, dass nicht Gott das Böse schafft, sondern allein der Mensch, indem er die Güte Gottes zurückweist.
    »Wie kann Innozenz gleichzeitig Böses tun und trotzdem Gott dienen?«, fragte ich vorsichtig.
    Rocco zögerte keine Sekunde.
    »Das kann er nicht. Niemand kann das, kein König, kein Prinz … und auch kein Papst.«
    Ich war glücklich und erleichtert, dass wir in so vielem übereinstimmten. Doch um die Sache nicht zu weit zu treiben, versuchte ich es erst einmal anders.
    »Ich habe einen Priester kennengelernt. Bernado Morozzi. Er sagt, dass er Euch kennt und auch meinen Vater kannte. Außerdem weiß er angeblich, womit sich mein Vater beschäftigt hat, und war sogar bereit, ihm zu helfen.«
    »Ich kenne Morozzi«, sagte Rocco. »Ich habe Gerätschaften für ihn hergestellt.«
    »Ist er denn Alchemist?« Am liebsten hätte ich gefragt, ob
Morozzi Mitglied von LUX, dem Geheimbund der Alchimisten, war. Außerdem hätte ich gern erfahren, ob es den Bund tatsächlich gab und mein Vater vielleicht sogar Mitglied war. Aber ich konnte mich nicht zu der Frage durchringen.
    »Zumindest versucht er es. Ich habe ihn im letzten Herbst kennengelernt, als er nach

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