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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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man Ihnen diesen Schwung in Ihrer fantastischen Schule beigebracht?«
    »Ich hatte Gelegenheit zu beobachten, wie die Nonnen Streitigkeiten zu schlichten pflegen.«
    »Haben Sie schon mal einen Spucknapf auf den Schädel gekriegt?«
    Sarah neigte den Kopf, und ihre Augen funkelten ihn unter den langen Wimpern hervor übermütig an. »Nein, aber ich weiß, wie ein hölzernes Lineal sich anfühlt.« Am Wagen warf Sarah einen Blick in den Gemischtwarenladen. Drinnen sah sie Liza mit einem dünnen, schlaksigen Mann, der strohblondes Haar und blank polierte Stiefel hatte, flirten.
    »Ist das Will Metcalf?«
    Jake verstaute gerade Sarahs Sachen auf der Ladefläche. »Yeah.«
    »Liza scheint recht angetan von ihm zu sein.« Sarah unterdrückte ein Seufzen. Romantik war in diesem Augenblick ebenso weit von ihr entfernt wie das schöne Haus, das ihr Vater ihr im Geiste erbaut hatte. Als sie sich umdrehte, prallte sie gegen Jake. Er hielt sie fest, damit sie nicht hinfiel, und ließ seine Hände auf ihren Armen liegen. Vielleicht doch nicht so weit entfernt, verbesserte sich Sarah im Stillen.
    »Sie müssen aufpassen, wohin Sie gehen.«
    »Das tue ich gewöhnlich auch. Früher jedenfalls.« Gleich würde er sie wieder küssen, hier mitten auf der Straße. Sie spürte es.
    Er wünschte sich das genauso. Er wollte fünf Minuten mit ihr allein sein, obwohl er wusste, es hatte keinen Sinn, es führte zu nichts. »Sarah …«
    »Guten Morgen, Jake.« Ihren Sonnenschirm drehend, schlenderte Carlotta auf den Wagen zu. Lächelnd setzte sie sich über Jakes warnenden Blick hinweg und wandte ihre Aufmerksamkeit Sarah zu. Carlotta hatte bereits beschlossen, sie zu hassen – für das, was sie darstellte. Lächelnd musterte sie Sarah von oben bis unten. Sauber, anständig und langweilig, entschied sie. Jake würde ihrer nach einer Woche überdrüssig sein. Aber in der Zwischenzeit würde sie der braven jungen Dame mal ein bisschen einheizen.
    »Willst du mich nicht deiner Freundin vorstellen?«, fragte Carlotta.
    Jake kümmerte sich nicht um sie und wollte Sarah nach vorn zum Kutschbock führen.
    Sie blieb jedoch stehen und sagte: »Ich bin Sarah Conway.« Sie reichte Carlotta nicht die Hand, sondern neigte nur kurz den Kopf. Es war eine ebenso beleidigende Geste wie Carlottas abschätziger Blick.
    »Ich weiß, wer Sie sind.« Immer noch lächelte Carlotta. »Ich kannte Ihren Vater. Ja, ich kannte ihn sogar ausgezeichnet.«
    Der Schlag saß, und Carlotta freute sich. Doch als sie Jake in die Augen sah, schrak sie zusammen. Sie kannte diesen Blick. So sah er Männer an, die ihn zu weit getrieben hatten. Mit einer stolzen Kopfbewegung wandte sie sich zum Gehen. Er würde schon wieder zu sich kommen, wie alle Männer.
    Grimmig wollte Jake Sarah am Arm fassen, um ihr auf den Wagen zu helfen. Doch als seine Finger sie streiften, zuckte sie zurück.
    »Rühren Sie mich nicht an!« An die Wagenkante geklammert, bemühte sie sich, ihre Fassung wiederzugewinnen, um die sie Carlottas Worte gebracht hatten. Mit einem Schlag war Sarah aller Illusionen beraubt. Der Gedanke, dass ihr Vater mit so einer Frau … Das war mehr, als sie ertragen konnte.
    Jake wäre am liebsten gegangen, ohne sich noch einmal umzudrehen. Wütend vergrub er die Hände in den Hosentaschen. »Ich will Ihnen doch nur auf den Wagen helfen, Sarah!«
    »Ihre Hilfe brauche ich nicht.« Sie wirbelte herum und blickte ihn zornig an. »Ich will überhaupt nichts von Ihnen, verstehen Sie mich?«
    »Nein, aber das soll ich wohl auch gar nicht.«
    »Küssen Sie sie genauso, wie Sie mich geküsst haben? Hatten Sie mir gegenüber die gleichen Gedanken wie bei ihr und ihresgleichen?«
    Er packte ihren Arm, bevor sie auf den Einspänner steigen konnte. »Ich habe überhaupt nichts gedacht, als ich Sie küsste, und das war mein Fehler.«
    »Miss Conway.« Samuel Carlson zügelte sein Pferd vor Sarahs Wagen. Während er abstieg, hielt er den Blick auf Jake gerichtet. »Haben Sie Ärger?«
    »Nein.« Ahnungsvoll trat sie zwischen die beiden Männer. Carlsons Revolver hatte einen Kolben aus poliertem Elfenbein, prachtvoll anzusehen zusammen mit der Weste aus Silberbrokat, und zugleich eine tödliche Warnung. Jetzt schockierte es sie schon nicht mehr, dass auch ein offensichtlich so kultivierter und gebildeter Mann wie er nicht zögern würde, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. »Mr Redman ist mir seit meiner Ankunft eine unersetzliche Hilfe gewesen.«
    »Ich hörte, Sie hatten Ärger dort

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