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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wünschte sie sich, Jake hätte sich erboten, sie nach Hause zu fahren.
    Unsinn. Sarah wrang das Hemd aus und wischte sich mit dem nassen Handrücken über die Nase. Genug mit den törichten Wünschen.
    Sie wollte Ordnung in ihrem Leben. Vielleicht würde es nicht so großartig sein, wie sie es sich einst erträumt hatte, aber wenigstens geordnet sollte es sein. Sogar hier draußen. Sie setzte sich zurück und sah sich um. Langsam, wie ein großer goldener Ball am blassblauen Himmel, neigte sich die Sonne den Bergen im Westen zu. Die Felsen in ihren kuriosen Formen ragten hoch hinauf, manche schmal und elegant, andere breit und plump.
    Zarter Wacholderduft lag in der Luft. Gelegentliches Rascheln im Gebüsch erschreckte Sarah nicht mehr wie in den Anfangstagen. Sie sah einen Adler aufsteigen, den König der Lüfte, die Schwingen weit ausgebreitet. Unter ihr gurgelte der Bach, bahnte sich träge seinen Weg über die Felsen.
    Oh, war das schön! Sarah hob die Hand an den Hals, denn die Kehle war ihr plötzlich wie zugeschnürt. Früher hatte sie diese Schönheit nicht gesehen oder sie nicht beachtet. Es war eine wilde, fantastische, eine von Menschenhand unberührte Schönheit. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft hatte sie das Gefühl, hierher zu gehören, fühlte sich im Einklang mit ihrer Umgebung. Es war richtig gewesen, zu bleiben, denn hier war sie zu Hause. Endlich zu Hause.
    Als sie aufstand, um das Hemd zum Trocknen über einen Felsen zu breiten, lächelte sie. Plötzlich sah sie den Schatten, und rasch blickte sie auf.
    Es waren fünf Indianer. Das schwarze Haar fiel ihnen über die nackten Schultern. Alle außer einem saßen zu Pferde. Derjenige, der gestanden hatte, kam jetzt schweigend auf sie zu, in kniehohen Mokassins. Eine weiße wulstige Narbe zog sich von seiner Schläfe am Augenwinkel vorbei in sichelförmigem Bogen über seine Wange. Außer der Narbe sah sie das Messer in seiner Hand. Sie schrie auf.
    Lucius hörte den Reiter kommen und schnallte sich den Revolvergurt über die lange Unterwäsche. Das Gesicht noch voller Seifenschaum, trat er aus dem Schuppen. Jake zügelte sein Pferd und warf ihm träge einen langen Blick zu.
    »Sag bloß, der Frühling ist gekommen.«
    »Verdammte Weiber.« Lucius spie in hohem Bogen aus.
    »Sag ich’s nicht immer?« Jake schwang sich aus dem Sattel und warf die Zügel über die Umzäunung. Sofort kam Lafitte angelaufen und sprang an ihm hoch. »Gehst du tanzen, oder was?«
    »Nein, ich gehe nirgendwohin.« Lucius warf einen giftigen Blick zum Haus hinüber. »Sie hat mir gedroht. Jawohl, es war eine echte Drohung: Wenn ich nicht bade und sie meine Sachen waschen lasse, schüttet sie den Whiskey aus, den sie mir mitgebracht hat – bis zum letzten Tropfen.«
    Belustigt lehnte sich Jake gegen das Gatter und drehte sich eine Zigarette. »Vielleicht ist sie gar nicht so dumm, wie sie aussieht.«
    »Sie sieht doch ganz nett aus«, nuschelte Lucius. »Bisschen dickköpfig ist sie allenfalls.« Er wischte sich die seifige Hand an der langen Unterhose ab. »Und was treibt dich hierher?«
    »Ich will mit dir reden.«
    »Von wegen. Ich hab doch Augen. Sie ist nicht da«, sagte er, als Jake weiterhin zum Haus blickte.
    »Ich sagte, ich will mit dir reden.« Verärgert riss Jake ein Streichholz an und entzündete seine Zigarette. »Hast du dir die Mine mal angesehen?«
    »Ich hab mal reingeschaut. Die Lady lässt einem ja kaum eine Atempause.« Lucius hob einen Stein auf und warf ihn dem Welpen zum Apportieren hin. »Immerzu will sie etwas gebaut oder repariert haben. Dafür kocht sie aber nicht schlecht.« Er klopfte sich auf den Bauch. »Darüber kann ich mich nicht beschweren.«
    »Hast du was gesehen?«
    »Hab gesehen, wo Matt gearbeitet hat. Und die Einsturzstelle.« Lucius spuckte wieder aus. »War kein schönes Gefühl, mich da durchzubuddeln. Kannst du mir jetzt vielleicht mal verraten, wonach ich überhaupt Ausschau halten soll?«
    »Das wirst du schon merken, wenn du darauf stößt.« Jake sah wieder zum Haus hinüber. Sie hatte Vorhänge aufgehängt. »Geht sie manchmal zur Mine hinauf?«
    »Rauf ja, aber nicht rein. Hin und wieder setzt sie sich an sein Grab. Zum Herzerweichen.«
    »Hast wohl ’ne Schwäche für sie, Alter?« Jake beugte sich herab, um Lafitte hinter den Ohren zu kraulen.
    »Reden wir lieber von was anderem.« Lucius lachte nur, als Jake ihn scharf ansah. Nicht viele Männer hätten das gewagt. »Jetzt sei nicht so verbissen, Mann. Dazu kennen wir

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