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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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uns schon zu lange. Vielleicht interessiert’s dich, dass Samuel Carlson zu Besuch war.«
    Jake zuckte mit den Schultern und blies den Rauch aus. »Ich weiß. Blieb Carlson lange?«
    »Lange genug, um sich an sie heranzumachen. Die Hände hat er ihr geküsst. Alle beide.«
    »Tatsächlich?« Zorn loderte in Jake auf. Die Augen zusammengekniffen, schnippte er die halb gerauchte Zigarette fort. »Wo ist sie jetzt?«
    »Unten am Bach.« Lucius unterdrückte ein Lachen und nahm Lafitte auf den Arm, um zu verhindern, dass er Jake hinterhertrottete. »Würde ich nicht tun, junger Mann. Das gibt ’n Feuerwerk wie beim Unabhängigkeitstag.«
    Jake war sich nicht sicher, was er tun würde, doch Sarah würde es bestimmt nicht gefallen. Sollte es auch nicht. Sie gehörte an die Kandare genommen, und er selbst würde das besorgen. Sich von diesem Carlson betatschen zu lassen – allein der Gedanke ließ ihn schmerzhaft die Eifersucht spüren.
    In diesem Moment hörte er sie schreien. Im Nu hatte er beide Revolver aus den Holstern gezogen und hielt sie jetzt schussbereit in den Händen. Die letzten vierhundert Meter rannte er, während ihre Schreie und der Hufschlag galoppierender Pferde an seine Ohren drangen.
    Er erreichte den Bach und sah den Staub, den die Indianerponys aufgewirbelt hatten. Sogar aus dieser Entfernung erkannte er Little Bears Profil. Als er die Revolver wegsteckte, kam Lafitte knurrend den Pfad entlanggefegt.
    »Du kommst schon wieder zu spät«, sagte Jake zu Lafitte, der jetzt winselnd am Boden herumschnüffelte.
    Lucius rannte herbei, immer noch in Unterwäsche mit Revolvergurt. »Was ist passiert?«
    Jake sagte nichts.
    Lucius hockte sich nieder und studierte die Spuren. »Apachen.« Jetzt sah er sein frisch gewaschenes Hemd zum Trocknen an der Sonne ausgebreitet. »Tod und Verdammnis!« Fluchend lief er Jake nach, der bereits auf dem Weg zu seinem Pferd war. »Ich ziehe mir gleich frische Sachen und Stiefel an. Der Vorsprung der Apachen ist nicht sehr groß.«
    »Ich reite allein.«
    »Es waren aber mindestens vier.«
    »Genau fünf.«
    »Hör mal, Junge. Es ist doch nicht sicher, dass es Little Bear war. Ihr wart damals Kinder, und danach seid ihr getrennte Wege gegangen.«
    »Es war Little Bear.« Sie hatten den Hof erreicht, und Jake schwang sich in den Sattel. »Ich hole sie zurück.«
    Lucius legte eine Hand auf den Sattelknopf. »Viel Glück, Jake.«
    »Wenn ich morgen bei Sonnenuntergang nicht zurück bin, sag Barker Bescheid. Ich werde eine Spur hinterlassen, die nicht einmal er verfehlen kann.« Jake drückte dem Pferd die Fersen in die Flanken und jagte nach Norden.
    Sarah hatte nicht die Besinnung verloren, war sich aber nicht sicher, ob das ein Segen war. Man hatte sie recht grob über den Rücken eines Pferdes geworfen, und sie musste sich an der Mähne festklammern, um nicht herunterzufallen.
    Der Indianer mit der Narbe saß hinter ihr auf dem Pferd, rief seinen Begleitern gelegentlich etwas zu und fuchtelte mit einem neuen Winchestergewehr der Unionstruppen herum. Jetzt packte er sie an den Haaren, um sie rittlings auf das Pferd zu bringen, und ihr Haar schien es ihm angetan zu haben. Als sie spürte, wie er seine Nase hineinsteckte, schloss sie die Augen, schauderte und schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
    Sie ritten schnell auf den schier unermüdlichen Indianerponys. Nachdem sie die Ebene hinter sich gelassen hatten, kamen sie nun in felsiges Gebiet. Die Sonne brannte gnadenlos heiß herab. Sarah bemühte sich, nicht zu weinen. Zweifellos würde man sie töten. Am meisten jedoch hatte sie Angst vor dem, was man vorher mit ihr anstellen würde.
    Sie hatte schreckliche Geschichten darüber gehört, was Indianer gefangenen weißen Frauen antaten. Einst hatte sie sie für Ammenmärchen gehalten, mit denen man gern kleine Kinder erschreckte. Jetzt aber fürchtete sie, dass diese Geschichten nur ein fader Abklatsch der Wirklichkeit waren.
    Sie ritten einen steilen Berg hinauf. Es wurde merklich kühler. Vor ihnen erstreckten sich Kiefernwälder, und reißende Bäche stürzten ins Tal. Als die Pferde in eine langsamere Gangart fielen, ließ Sarah sich auf den Hals des Tieres sinken, um ihre schmerzenden Schenkel zu entlasten. Die Indianer unterhielten sich flüsternd miteinander. Es war bedeutungslos für sie. Sie mussten seit Stunden unterwegs sein, aber das erkannte sie nur an der Sonne, die jetzt schon sehr niedrig stand und den Himmel im Westen rot zu färben begann. Blutrot.
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