Die Tochter des Goldsuchers
halten sich an ihr Versprechen eher als die weißen Männer.«
»Aber …« Einen Augenblick lang hatte sie vergessen, dass in seinen Adern ja auch Apachenblut floss. »Du schienst sie zu kennen.«
»Ich habe fünf Jahre bei ihnen gelebt. Little Bear, der mit der Adlerfeder, ist mein Cousin.« Jake hielt an und stieg ab. »Dir ist kalt. Ich werde Feuer machen, dann kannst du dich eine Weile ausruhen.« Er zog aus der Satteltasche eine Decke heraus und legte sie ihr um die Schultern. Zu müde, um zu protestieren, zog sie sie fest um sich und ließ sich auf den Boden nieder.
Rasch hatte Jake das Feuer entfacht, und Jake machte sich daran, Kaffee zu kochen. Ohne zu zögern, biss sie in das Trockenfleisch, das Jake ihr anbot, und wärmte sich die Hände an den Flammen.
»Kanntest du den Mann, mit dem du gekämpft hast?«
»Ja.«
Jake hat für mich getötet, dachte sie und spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Vielleicht war es ein Mitglied der eigenen Familie, vielleicht ein Freund gewesen. »Es tut mir leid«, brachte sie mühsam heraus.
»Was?« Er goss Kaffee in eine Tasse und schob sie ihr in die zitternde Hand.
»Alles. Die Indianer sind plötzlich aufgetaucht. Ich konnte nicht fliehen.« Dankbar nahm sie das heiße Getränk entgegen. »Als ich in die Schule ging, erzählte man uns von Überfällen. Ich habe das nie wirklich geglaubt, denn ich dachte, die Army hätte alles unter Kontrolle.«
»Ihr habt von Massakern gehört«, sagte Jake, wobei seine Stimme vor Zorn bebte. »Von Siedlern, die dahingeschlachtet, und von Wagentrecks, die ausgeraubt wurden. Das alles ist wahr. Aber hat man euch auch von Soldaten erzählt, die in die Lager ritten und alles, was ihnen in die Quere kam, niedermetzelten, Frauen vergewaltigten und auf kleine Kinder schossen, lange, nachdem Verträge unterzeichnet und Versprechen abgegeben worden waren? Habt ihr Geschichten gehört über vergiftetes Essen und verseuchte Decken, die in die Reservationen geschickt wurden?«
»Das kann doch nicht wahr sein!«
»Der weiße Mann nimmt sich das Land, das ihm nicht gehört.« Jake zog sein Messer heraus und reinigte es im Boden.
»Das habe ich nicht gewusst«, gestand Sarah betroffen.
»Lange wird es nicht so weitergehen. Little Bear und seine Leute sind fast am Ende.«
»Wie hast du die Wahl getroffen? Zwischen dem einen und dem anderen Leben?«
Jake zuckte mit den Schultern. »In meinen Adern fließt nicht genügend Apachenblut, um als Krieger anerkannt zu werden. Und ich wurde größtenteils als Weißer aufgezogen.« Jake hielt inne, ärgerlich auf sich selbst, weil er so viel von sich preisgab. »Kannst du jetzt wieder reiten?«
Sie wollte, dass er weitersprach, ihr alles über sich erzählte. Instinktiv hielt sie sich zurück. Wenn sie jetzt in ihn drang, erfuhr sie vielleicht nie etwas. »Ich kann’s versuchen.« Lächelnd streckte sie ihre Hand aus und berührte ihn sanft am Arm. »Ich möchte … Oh, du blutest ja.«
Er schaute an sich herab. »Da und dort.«
»Lass mich mal sehen. Ich hätte mich darum kümmern sollen.« Schon kniete sie neben ihm und riss ihm den zerfetzten Ärmel auf.
»Nichts hat ein Mann lieber, als sich von einer hübschen Frau die Kleider vom Leib reißen zu lassen.«
Sie ignorierte seine Bemerkung.
»Der Arm muss auf jeden Fall verbunden werden.« Sie stand auf und wandte ihm verlegen den Rücken zu, bevor sie den Saum ihres Rockes hob, um einen Streifen Stoff aus ihrem Unterrock zu reißen.
Unter Schmerzen schlüpfte Jake aus seinem Hemd. »Ich habe mich bereits gefragt, wie viele solche Unterröcke du überhaupt anhast.«
»Das braucht dich überhaupt nicht zu kümmern. Aber glücklicherweise …«
Sarah drehte sich wieder zu Jake um, und die Worte blieben ihr im Halse stecken. Noch nie hatte sie eine nackte Männerbrust gesehen, hatte auch nie gedacht, dass ein Mann eine solche Augenweide sein konnte. Er war schlank, muskulös, und seine dunkle Haut schimmerte im Feuerschein. Bei diesem Anblick spürte sie, wie Hitze in ihr hochstieg.
Der Schrei einer Eule ließ sie zusammenzucken. »Ich brauche etwas Wasser.« Sie räusperte sich. »Diese Wunden müssen gereinigt werden.«
Nachdem er ihr die Feldflasche gereicht hatte, kniete sie sich neben ihn und besah sich die Wunde, die von der Schulter bis zum Ellbogen lief.
»Ein tiefer Schnitt. Das muss ein Arzt behandeln.«
»Jawohl, Ma’am.«
Kurz begegnete sie seinem Blick, ehe sie schnell wegschaute. »Das gibt eine dicke
Weitere Kostenlose Bücher