Die Tochter des Goldsuchers
heraus. Er zog einen anderen Frauentyp vor. Langsam ging sie zum Pferd.
»Ich kann allein aufsteigen«, sagte sie kalt, als er ihren Arm nahm.
Er nickte und trat zurück. Gleich darauf schwang er sich hinter ihr in den Sattel.
8. K APITEL
Das Krachen des Schusses tönte als Echo aus den Bergen zurück und erschreckte einen einsam seine Kreise ziehenden Falken. Sarah presste die Lippen zusammen, spannte den Hahn und drückte noch einmal ab. Die leere Whiskeyflasche zerplatzte. Ich werde immer besser, dachte sie zufrieden, während sie sich den Schweiß von der Stirn wischte und nachlud. Und sie war entschlossen, sich noch weiter zu steigern.
Lucius schlenderte herüber, Lafitte im Gefolge. »Gut gezielt, Miss Sarah.«
»Danke.« Sie senkte das Gewehr, um Lafitte den Nacken zu kraulen. »Ich komme zurecht.«
Niemand sollte sie mehr retten müssen, nicht vor einer Klapperschlange, nicht vor Apachen, ja, nicht einmal vor Gottes Zorn.
Seit zwei Wochen, nachdem Jake sie wortlos an der Schwelle ihres Hauses abgesetzt hatte, hatte sie geradezu verbissen ihre täglichen Schießübungen gemacht. Ihre Treffsicherheit hatte erheblich zugenommen, seit sie dazu übergegangen war, sich die leeren Flaschen und Dosen als Jakes Kopf vorzustellen.
»Ich habe dir doch gesagt, Lucius, dass du mir nicht auf Schritt und Tritt zu folgen brauchst. Was neulich geschehen ist, war nicht deine Schuld.«
»Genauso fühle ich mich aber. Sie haben mich eingestellt, um die Augen offen zu halten. Und ich habe nicht einmal gemerkt …«
»Ich bin zurückgekommen – unverletzt.«
»Und dafür danke ich dem Himmel. Wenn Jake nicht zufällig des Weges gekommen wäre … Ich hätte selbstverständlich auch versucht, Sie zurückzuholen, Miss Sarah, aber Jake war schon der richtige Mann dafür.«
Sarah verkniff sich die hässliche Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag. Er hatte sie gerettet, hatte sein Leben dafür riskiert.
»Ich bin Mr Redman sehr dankbar, Lucius.«
»Jake hat nur getan, was er tun musste.«
Mit Schaudern erinnerte sie sich an den Kampf. »Ich hoffe aufrichtig, dass ihm so etwas nicht noch einmal passiert.«
»Deshalb will ich in Zukunft auch besser auf Sie achtgeben. Ach, es ist nicht leicht, sich um eine Frau sorgen zu müssen, Miss Sarah. Seit dem Tod meiner Frau bin ich davon glücklicherweise verschont geblieben.«
»Ach, ich wusste gar nicht, dass du schon einmal verheiratet warst.«
»Ist schon einige Jahre her. Quiet Water war ihr Name. Hatte sie mächtig lieb.«
»Du hattest eine Indianerin zur Frau?« Das interessierte Sarah. Sie setzte sich auf einen Felsblock und breitete ihre Röcke um sich aus.
Lucius redete nicht oft darüber. Dennoch machte auch er es sich jetzt bequem und begann zu erzählen. »Ja, Ma’am, sie war eine Apachin, von Little Bears Stamm, genau genommen sogar eine Tante von ihm. Ich lernte sie kennen, als ich mit der Armee hierher in die Gegend kam. Wir kämpften damals hauptsächlich gegen die Navajos, im Jahre ’62, wenn ich nicht irre. Das Kämpfen hat mir ja nichts weiter ausgemacht, dafür aber die Marschiererei umso mehr. Ich bin dann weiter nach Süden gezogen, um Gold zu suchen, und lernte John Redman kennen. Das war Jakes Vater.«
»Du kanntest Jakes Vater?«
»Und ob ich ihn kannte! Wir waren befreundet. Ihm und seiner Frau ging es damals nicht besonders gut. Manche Leute nahmen es ihm übel, dass er ein Halbblut war.« Lucius lachte kurz auf und zuckte mit den Schultern. »Aber auch einige seiner Stammesbrüder konnten sich nicht damit abfinden, dass er ein halber Weißer war. Da haben Sie’s.«
»Wie war er denn als Mensch?«
»Ein Dickschädel, aber alles andere als ein Schwätzer. Selten sagte er etwas, wenn man ihn nicht ansprach. Aber es konnte sehr lustig mit ihm sein. Manchmal merkte man erst nach ein, zwei Minuten, dass er einen Witz gemacht hatte. Er war ein großer Witzbold vor dem Herrn und der beste Freund, den ich jemals hatte.«
Lucius holte seine Flasche hervor und war erleichtert, dass Sarah nichts sagte. »John hatte es sich in den Kopf gesetzt, sich als Rancher niederzulassen, und ich bin ihm da und dort ein wenig zur Hand gegangen. So bin ich dann Quiet Water begegnet.«
Beiläufig glättete Sarah ihren Rock. »Dann hast du wohl Jake schon als Kind gekannt?«
»Freilich.« Lucius lachte. »Ein zäher kleiner Bursche. Hat sich nicht sehr geändert. Einige Zeit verbrachte er bei der indianischen Großmutter. Hätte glatt als einer der ihren durchgehen
Weitere Kostenlose Bücher