Die Tochter des Goldsuchers
spürte Jakes Zorn und war erstaunt, wie gut er sich beherrschte. »Jake …«
Er schüttelte den Kopf. Langsam hob er ihre Hände an seine Lippen. Im nächsten Moment ließ er sie wieder fallen. »Ich will nicht, dass du es ihm noch einmal erlaubst.«
»Gut, ich werde es nicht mehr zulassen.«
Ihre Antwort hätte ihn beruhigen sollen, stattdessen wuchs seine Anspannung. »Wirklich?«
»Ja, wirklich.«
Jake wandte sich ab und begann auf und ab zu gehen.
Sarah wunderte sich. Nie zuvor hatte sie ihn eine überflüssige Bewegung machen sehen.
»Ich habe kein Recht dazu, etwas zu verlangen.« Genauso wenig wie letzte Nacht.
»Doch, das hast du. Als Einziger. Denn ich liebe dich.«
Jake blieb wie angewurzelt stehen, wie jemand, der den Lauf eines Revolvers an seinem Hinterkopf spürt. »Du weißt nicht, was du sagst«, brachte er schließlich heraus.
»Natürlich weiß ich das und du genauso.« Sarah trat auf ihn zu. »Meinst du denn, ich hätte gestern Nacht und heute Morgen in dieser Weise mit dir zusammen sein können, wenn ich dich nicht liebte?«
Jake wich zurück, bevor Sarah ihn berühren konnte. »Ich habe dir nichts zu bieten, Sarah. Überhaupt nichts.«
»Dich selbst. Ich verlange doch sonst nichts.«
»Du verwechselst das, was letzte Nacht geschah, mit …«
»Womit?«, fragte sie herausfordernd. »Meinst du, weil du der erste Mann für mich warst, wüsste ich nicht den Unterschied zwischen Liebe und … Lust? Willst du vielleicht behaupten, dass du zuvor schon einmal mit einer anderen Frau so etwas erlebt hast?«
Nein, das konnte er nicht. »Lucius kommt bald zurück«, sagte Jake stattdessen. »Ich werde hinuntergehen und dir Wasser holen, bevor ich mich auf den Weg mache.«
Und das ist alles, dachte sie enttäuscht. Er glaubte ihr nicht! Jake hielt sie wahrscheinlich für ein närrisches, romantisches junges Mädchen … Aber nein, nein, das stimmte nicht. Es war etwas anderes.
Blitzartig kam ihr die Erkenntnis: Er glaubte ihr, und gerade deshalb wandte er sich von ihr ab. Ihre Liebe hatte ihn ebenso verängstigt und verwirrt, wie dieses Land sie zu Beginn verängstigt und verwirrt hatte. Genauso fremd war ihm die Liebe, genauso schwer zu begreifen und anzunehmen.
Seufzend wandte sie sich dem Abwasch zu. Eines Tages würde er sich ebenso ändern, wie sie es getan hatte. Jetzt liebte sie das Land, das ihr am Anfang bedrohlich erschienen war. Und irgendwann würde er ihr gegenüber ebenso empfinden.
Sie hörte, dass sich die Tür wieder öffnete, und wandte sich lächelnd um.
»Jake …«
Aber es war nicht Jake. Es war Burt Donley, der an der Tür stand.
11. K APITEL
»Wo ist Redman?« Panik stieg in Sarah auf. Die Augen weit aufgerissen, sah sie Donley hereinkommen. »Ich habe gefragt, wo Redman ist.«
»Hier ist er nicht.« Es überraschte sie, wie ruhig ihre Stimme klang, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug. »Ich kann mich nicht erinnern, Sie hereingebeten zu haben.«
Er lachte hämisch. »Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass er Sie letzte Nacht nach Hause gebracht und dann eine so schöne Frau wie Sie sich selbst überlassen hat?«
»Ich will Ihnen gar nichts weismachen. Aber wie Sie sehen, bin ich allein.«
Mit seinen dicken Fingern nahm Donley ein Brötchen aus dem Korb, der auf dem Tisch stand, betrachtete es von allen Seiten und biss hinein. »Es heißt, er verbringt sehr viel Zeit hier draußen.«
»Mr Redman besucht mich zuweilen. Wenn ich ihn sehe, werde ich ihm ausrichten, dass Sie nach ihm gefragt haben.«
»Tun Sie das, und vergessen Sie’s nicht.« Donley biss erneut in das Brötchen, kaute langsam und beobachtete sie.
»Also dann, guten Tag.«
Aber er ging nicht. Stattdessen näherte er sich Sarah. »Sie sind hübscher, als ich Sie in Erinnerung habe.«
Sie befeuchtete sich die Lippen. »Ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind.«
»Nein, aber ich habe Sie gesehen.« Er wollte ihr ins Haar greifen, doch sie wich zurück. »Sie ähneln Ihrem Vater überhaupt nicht.«
»Entschuldigen Sie bitte.« Sarah wollte zur Seite treten, aber er versperrte ihr den Weg.
»Hat ja große Stücke auf Sie gehalten. Jetzt kann ich verstehen, warum.« Donley schob das restliche Brötchen in den Mund, und während er kaute, begann er mit dem Schleifchen am Kragen ihrer Bluse zu spielen. »Zu schade, dass er für die Mine sein Leben opferte und Sie dadurch zur Waise machte. Ein vernünftiger Mann hätte es vorgezogen, am Leben zu bleiben.«
Wieder tat
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