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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Hochzeit zu reden.
    Als am folgenden Morgen Hufschlag ertönte, kam Sarah aus dem Hühnerstall gerannt, einen Korb mit Eiern im Arm, die gefährlich aneinanderklapperten. Sie versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, als sie Samuel Carlson erkannte.
    »Sarah.« Rasch schwang er sich aus dem Sattel. »Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht.«
    »Dazu besteht kein Grund.« Sie sah zu, wie er die Zügel am Verandageländer befestigte.
    »Ich war entsetzt, als ich hörte, dass Donley und Redman sich hier in Ihrem Haus eine Schießerei geliefert haben. Ein Wunder, dass Sie dabei nicht verletzt wurden.«
    »Glücklicherweise kam Jake zur rechten Zeit. Donley wirkte … ziemlich bedrohlich.«
    »Ich fühle mich dafür verantwortlich.«
    »Sie?« Sarah blieb vor dem Haus stehen. »Weshalb?«
    »Donley hat für mich gearbeitet. Ich wusste also, was für ein Mensch er war.« Carlson blickte grimmig drein. »Aber ich hatte keinerlei Ärger mit ihm, bis Redman in die Stadt zurückkehrte.«
    »Donley hatte es auf Jake abgesehen, Samuel«, erklärte sie scharf. »Er war es, der Jake herausgefordert hat. Und Donley zog zuerst.«
    »Natürlich.« Beschwichtigend legte Carlson eine Hand auf ihren Arm. »Ich finde es abscheulich, dass Sie gezwungen waren, mit anzusehen, wie ein Mensch getötet wurde, noch dazu in Ihrem eigenen Haus. Es muss doch schrecklich für Sie sein, jetzt hier zu wohnen.«
    »Nein. So empfindlich bin ich auch wieder nicht.«
    »Sie sind eine starke Frau, Sarah, aber auch sehr feinfühlig. Ich mache mir Sorgen um Sie.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen. Ihre Freundschaft ist ein starker Trost.«
    »Sarah.« Sanft berührte er ihre Wange. »Sie müssen wissen, dass ich sehr viel mehr sein möchte als nur ein Freund.«
    »Ich weiß.« Bedauern lag in ihrer Stimme. »Es ist nicht möglich, Samuel. Tut mir leid.«
    Heftiger Ärger stieg in ihm hoch. Im nächsten Moment wunderte er sich, wie tief ihn ihre Ablehnung traf. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. »Es ist Redman, nicht wahr?«
    Sie wollte Carlson nicht anlügen. »Ja.«
    »Ich hätte Sie für vernünftiger gehalten, Sarah. Sie sind doch eine intelligente, wohlerzogene Frau. Ist Ihnen denn nicht klar, dass Redman ein gefährlicher, skrupelloser Mann ist?«
    Sarah lächelte. »Sie täuschen sich, Samuel. Das ist er gewiss nicht.«
    »Er wird Ihnen nur wehtun.«
    »Vielleicht, aber ich komme nicht gegen meine Gefühle an. Und ich will es auch nicht.« Mit den Fingerspitzen berührte sie Carlsons Arm. »Es tut mir leid, Samuel.«
    »Ich vertraue darauf, dass Sie noch rechtzeitig aus Ihrem Traum erwachen. Ich kann warten.«
    »Samuel, ich …«
    »Machen Sie sich keine Sorgen.« Er tätschelte ihre Hand. »Außer Geduld habe ich auch Zuversicht. Ich weiß, dass Sie mir bestimmt sind.« Er trat zu seinem Pferd, um es loszubinden. Innerlich kochte er vor Wut. Er wollte diese Frau und das, was ihr gehörte – und er war entschlossen, beides zu bekommen.
    Als er sich wieder umwandte, die Zügel in der Hand, war in seinem Gesicht nur Zuneigung zu erkennen. »Das ändert nichts an der Tatsache, dass ich mir Sorgen um Sie mache. Schließlich sind Sie ganz allein hier draußen.«
    »Ich bin nicht allein. Lucius ist bei mir.«
    Carlson ließ langsam einen bedeutungsvollen Blick über den Hof schweifen.
    »Er ist oben in der Mine«, erklärte Sarah. »Gäbe es Ärger, so wäre er schnell genug hier unten.«
    »Die Mine.« Carlson schaute hinauf zu den Felsen. »Versprechen Sie mir wenigstens, dass Sie dort nicht hineingehen werden? Das ist gefährlich.«
    »Gold lockt mich nicht.« Sie lächelte wieder, froh darüber, dass sie Freunde bleiben konnten.
    Elegant schwang er sich in den Sattel. »Gold lockt jeden.«
    Nachdenklich blickte Sarah Carlson nach. Dann stieg sie den Hügel hinauf. Das Samuel gegebene Versprechen hatte sie bereits vergessen.
    Aus dem Augenwinkel nahm sie plötzlich eine Bewegung wahr und drehte sich um. Jemand kam zu Fuß die Straße entlang, strauchelte jetzt und fiel hin. Sarah raffte ihre Röcke und eilte zu der am Boden liegenden Gestalt.
    »Alice!« Das Mädchen war offenbar verletzt, aber erst, als Sarah bei ihr war und ihr aufhalf, erkannte sie, wie schwer.
    Sie fasste das schluchzende Mädchen um die Taille und führte es zum Haus. »Was ist passiert? Wer hat dich so zugerichtet?«
    »Miss Conway …« Alice brachte kaum ein Wort heraus. Ihre Lippen waren geschwollen und bluteten. Ihr linkes Auge war blau geschlagen.

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