Die Tochter des Goldsuchers
Sarah einen Schritt, und wieder wurde ihr der Weg versperrt. »Es war doch ein Unfall.«
»Vielleicht reden wir ein andermal darüber.« Sich an ihrer Angst weidend, zupfte er das Schleifchen ganz auf. »Sie sehen aus, als ob Sie klüger sind, als es Ihr Vater gewesen ist.«
In diesem Moment jagte Lafitte herein und knurrte drohend. Donleys Hand lag bereits auf dem Revolverknauf, als Sarah zu ihm stürzte. »Nein, bitte tun Sie ihm nichts.« Geschwind nahm sie den knurrenden Hund auf den Arm. »Sehen Sie, er ist völlig harmlos.«
»Donley tötet gern unschuldiges Leben«, erklärte Jake, der plötzlich an der Tür stand. Die beiden Männer waren etwa zehn Fuß voneinander entfernt, Jake hatte die Sonne im Rücken. Donley befand sich im Schatten. »Es gab einen Mann in Laramie – einen sehr jungen Mann, Daniel Little Deer. Der war auch harmlos, nicht wahr, Donley?«
»Er war ein Halbblut. Und ein Halbblut zu töten, bedeutet mir nicht mehr, als ein krankes Tier zu erschießen.«
»Und noch leichter ist es, das von hinten zu tun.«
»Ich schieße Ihnen nicht in den Rücken, Redman.«
»Geh zur Seite, Sarah.«
»Jake, bitte …«
»Geh zur Seite.« Jake hatte den Schreck überwunden, der ihn befallen hatte, als er Donleys Pferd draußen hatte stehen sehen. Die Revolver hingen tief an seinen Hüften, und die Hände hielt er locker über den Griffen.
Donley verlagerte sein Gewicht, ging ebenfalls in Angriffsstellung. »Ich habe lange auf diesen Moment gewartet.«
»Manche Leute haben Glück«, bemerkte Jake, »und warten lange Zeit auf ihren Tod.«
»Wenn ich dich erledigt habe, gehört die Frau mir. Und das Gold.« Seine Hand klatschte auf den Kolben des 44ers, schon zielte der Lauf auf Jakes Herz. Donley war schnell.
Ein Schuss krachte. Entsetzt sah Sarah, wie Donley taumelte, erst vor, dann zurück. Ein roter Fleck breitete sich auf seinem Hemd und seiner Lederweste aus. Im nächsten Moment stürzte er neben dem Küchenherd zu Boden und blieb reglos liegen.
Mit ausdrucksloser Miene stand Jake an der Tür, kühl und ruhig wie immer.
»Oh Gott!« Gegen die Wand gedrückt, blickte Sarah auf den toten Donley. Lafitte sprang ihr aus den Armen und legte sich, lauernd und knurrend, neben Donley. Ihr wurde schwarz vor Augen. Sie wankte, kam aber wieder zu sich, als Jake sie an den Armen packte.
»Hat er dir was angetan?«
»Nein, ich …«
»Geh hinaus.«
»Jake …«
»Geh hinaus«, wiederholte er und tat sein Bestes, ihr den Blick auf Donley zu versperren. Als sie keine Anstalten machte, seiner Aufforderung zu folgen, schob er sie kurzerhand zur Tür hinaus. »Tu, was ich dir sage.«
»Was … was hast du denn vor?«
»Ich werde ihn in die Stadt bringen.«
Schwach, wie sie sich fühlte, stützte sie sich auf das Verandageländer, atmete mit heftigen Stößen die heiße, staubige Luft ein. »Was wird man mit dir tun? Du hast ihn umgebracht.«
»Barker wird mir glauben. Oder er wird mich hängen.«
»Nein, das kann er nicht. Donley hat zuerst gezogen. Du hast in Notwehr gehandelt.«
»Das stimmt allerdings.« Jake fasste sie erneut am Arm. Fest blickte er sie an. »Und morgen, nächste Woche oder vielleicht erst nächsten Monat wird wieder jemand kommen, um sich mit mir zu messen.« Jake stieß sie von sich. »Ich habe dich ins Herz geschlossen.« Es war leichter, es zu fühlen, als es auszusprechen. »Deshalb ist es besser, wenn du mich verlässt.«
»Nein.« Sie trat dicht an ihn heran und nahm sein Gesicht in beide Hände. »Das kann ich nicht, das werde ich nicht tun.«
»Du bist eine Närrin«, sagte er rau.
»Ja, da hast du recht. Aber ich liebe dich.«
Wortlos zog er sie in die Arme und küsste sie leidenschaftlich. »Geh weg vom Haus. Ich will nicht, dass du zusiehst, wenn ich ihn hinaustrage.«
Sie nickte und berührte Jakes Hand. »Komm wieder.«
Wie schon einmal sah er ihr nach, als sie den Hügel zum Grab ihres Vaters hinaufstieg. Erst nachdem sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, ging er ins Haus zurück.
Zwei Tage vergingen, ohne dass Jake sich blicken ließ. Sheriff Barker war erschienen und hatte Sarah in seiner üblichen ruhigen Art über Burt Donley ausgefragt. Barker hegte keinen Zweifel daran, dass Jake aus Notwehr gehandelt hatte.
Die Geschichte hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Auch Liza und Johnny tauchten auf, um Einzelheiten zu erfahren. Bevor sie wieder zurückfuhren, hatte Liza Johnny nach draußen gescheucht, um von Will und ihrer bevorstehenden
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