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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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von den Springern und den Läufern.
    Kampflinien.
    Ganz hinten standen der König und die Königin, umgeben von ihren Türmen. In der Sicherheit ihrer Burgmauern.
    Emma biss sich auf die Lippen, sie wollte ihn nicht korrigieren. Sie fragte: »Was ist das für ein Spiel, das du da spielst?«
    »Krieg«, sagte er. Und dann überraschte er sie mit der präzisen, wenn auch etwas gestelzt klingenden Wiedergabe einer Geschichte: »Die verbündeten Heere marschierten am Nordufer des Flusses entlang in Richtung Westen, direkt in die Mausefalle, die der französische Oberbefehlshaber aufgestellt hatte. Auf diese Weise schnitt er ihnen den Rückzug ab …«
    Adam schob die Bauern und Springer nach vorn, dann griff er nach dem König und stellte ihn an die Front. »Die Eingeschlossenen versuchten einen Vorstoß«, zitierte er. »Plötzlich ging das Pferd des Königs durch.« Adam schob den König mit einem Ruck nach vorn.
    »Einen König an die Front schicken?«, fragte Emma skeptisch.
    »König Georg II. Der letzte englische König, der sein Heer in eine Schlacht führte.«
    »Ah ja, ich verstehe.« Emma lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Du meine Güte! Ich hatte ja keine Ahnung, dass du dich in Militärgeschichte so gut auskennst.«
    Doch Adam fuhr fort, die Figuren herumzuschieben und den Schlachtbericht zu zitieren, ohne auf sie zu achten. Emma blickte hinüber zu den Schlachtenbildern an den Wänden. Eigentlich hätte sie es sich denken können.
    Sie gab die Idee, mit ihm Schach zu spielen, auf und ging nach unten, um sich eine Tasse Kaffee aus der Kanne in Mr Davies Büro zu holen.
    Dabei wäre sie beinahe mit Lizzie zusammengestoßen, die durch die Hintertür ins Haus gerannt kam, wie üblich keine Handschuhe trug und rot wurde. »Oh! Hallo, Emma«, sagte sie, sehr viel lauter als nötig.
    Emma griff nach der Tür, bevor diese zufiel, und blickte hinaus. Sie sah gerade noch einen Mann hinter den Stallungen verschwinden; wer es war, konnte sie nicht erkennen. Vor dem Stall sprang gerade Henry Weston vom Pferd.
    Besorgt sah sie Lizzie an. »Geht es dir gut? Du siehst …« – nervös ? Schuldbewusst ? Sie entschied sich für »… mitgenommen aus.«
    »Wirklich?« Lizzie hantierte verlegen mit den Bändern ihrer Haube. »Es ist alles in Ordnung, ganz bestimmt. Ich hatte einen kleinen Streit mit den Zwillingen, wie so oft.«
    Emma blickte auf Lizzies nackte Hände. »Du solltest wirklich Handschuhe tragen.« Sie betrachtete die Hände genauer. »Du hast etwas unter den Nägeln.«
    »Wirklich?« Lizzie streckte die kleinen Handflächen und kurzen Finger aus, dann drehte sie sie um, um ihre Fingernägel zu betrachten. »Wahrscheinlich Erde. Ich habe … vorhin Blumen für Lady Weston geschnitten.«
    Emma fand, dass es nicht nach Erde aussah, dafür kam es ihr zu rot vor. Andererseits kannte sie die Erde von Cornwall nicht.
    Lizzie blickte auf und sagte strahlend: »Ich gehe sie mir besser waschen!« Sie wandte sich zum Gehen.
    Plötzlich stand Henry in der Hintertür, Reithose und Reitstiefel mit Schlamm bespritzt. Nicht mit rötlichem Schlamm, dachte Emma.
    »Hallo, Miss Smallwood«, sagte er.
    »Mr Weston. Hatten Sie einen schönen Ausritt?«
    »Großartig.«
    »Gut.« Dann fügte sie hinzu: »Ach übrigens, ich hoffe, Sie haben nichts dagegen – ich habe Adam ein Schachspiel gebracht.«
    »Schach? Wirklich?« Er schürzte nachdenklich die Lippen. »Ich hätte eigentlich gedacht, dass das seine geistigen Fähigkeiten übersteigt.«
    »Ich glaube, er wäre durchaus dazu in der Lage, aber er hat keinerlei Interesse daran. Er hat die Figuren in Kampflinien aufgestellt und die Schlacht von Dettingen nachgespielt.«
    »Die Schlacht von Dettingen?«, wiederholte Henry stirnrunzelnd.
    Emma nickte. »Es hat mich an Ihre Spielzeugsol… Verzeihung, an Ihre Miniatur-Militär…«
    »Miniatur-Militärfiguren«, fiel er ein. »Ich überlege nur gerade …« Er zuckte zusammen wie im Schmerz. »Ich habe eine vage Erinnerung, wie ich, als ich noch klein war, mit jemandem Soldaten gespielt habe. Ich sehe blasse Finger, die Soldaten in Kampfreihen aufstellen. Ich glaube nicht, dass es Phillip war. Er hatte nie etwas mit Kriegsspielen im Sinn. Vielleicht war es Adam.«
    »Wie alt wäre Adam denn damals gewesen?«
    »Sechs oder sieben vielleicht. Ich kann damals höchstens zwei oder drei gewesen sein. Ein Kind in diesem Alter hat kein Interesse an sauber aufgestellten Soldaten, es will sie höchstens umstoßen oder sich in den

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