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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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verengten sich, während er darüber nachdachte. »Das verstehe ich nicht. Warum will Lady Weston sie sehen? Oder auch Phillip?«
    Emma seufzte wieder. Sie faltete das Papier auf und sagte: »Bitte, lesen Sie das Geschriebene nicht.« Dann hielt sie ihm die Seite entgegen, die Zeichnung nach oben.
    Er starrte sie nur an, die Brauen finster zusammengezogen. »Wer zum Donnerwetter hat das gemacht?« Damit entriss er ihr das Papier und betrachtete es genauer.
    Er war es offenbar nicht gewesen, oder er war ein besserer Schauspieler, als sie ihm zutraute. Je länger er auf die Seite starrte, desto mehr krümmte Emma sich innerlich. »Ich habe Sie doch gebeten, es nicht zu lesen. Bitte geben Sie sie mir zurück. Sie ist nicht für fremde Augen bestimmt.«
    »Dafür ist es ein bisschen spät, nicht?«, sagte er grimmig.
    Sie griff zögernd nach einer Ecke und zog ihm das Papier aus der Hand. »Entschuldigen Sie. Sie warten im Wohnzimmer auf mich.«
    Jetzt war es an ihm, zu seufzen. »Ich komme mit.«
    Sie lief die Treppe hinunter, er folgte ihr. Beim Wohnzimmer angelangt, öffnete er ihr die Tür und ließ ihr den Vortritt. Dann schloss er die Tür wieder.
    Phillip blickte überrascht auf. »Henry, was führt dich denn so früh herunter?«
    »Ich bin Miss Smallwood auf dem Flur begegnet. Sie hat mir erzählt, was passiert ist.«
    »Hast du die angebliche Zeichnung gesehen?«, fragte Lady Weston.
    »Gerade eben erst.«
    Wieder streckte Lady Weston die Hand aus. Doch diesmal gab Emma die Seite nicht her. »Ich zeige sie Ihnen, Mylady.« Sie trateinen Schritt vor und hielt sie Lady Weston so hin, dass diese sie sehen konnte, aber nicht so dicht, dass sie die Worte lesen konnte.
    Phillip stellte sich neben seine Stiefmutter und betrachtete ebenfalls die Zeichnung. »Wer um Himmels willen …«, murmelte er.
    »Pfffff«, schnaubte Lady Weston. »Viel Lärm um Nichts. Das sind ja nicht einmal Sie oder überhaupt ein Mensch, das ist einfach nur eine Schachfigur. Eine Aufforderung zu einer Revanche, würde ich sagen.«
    Henry biss die Zähne zusammen. »Eine Schachfigur blutet nicht, Madam.«
    Lady Weston sah ihn stirnrunzelnd an. »Du liest doch nicht etwa eine Drohung in diese amateurhafte Zeichnung hinein?«
    »Das ist keine Einladung zu einer Teegesellschaft«, erwiderte er scharf.
    Lady Weston blickte von Henry zu Emma, ihre dunklen Augen glühten. »Du hast doch nicht etwa einen der Jungen in Verdacht, hoffe ich!«
    Emma sagte: »Ich beschuldige niemanden, Mylady.«
    »Das hoffe ich doch sehr. Außerdem können sowohl Julian als auch Rowan sehr viel besser zeichnen. Ich wüsste es, wenn einer von ihnen es gemalt hätte, ich würde ihr Werk erkennen.«
    Sie blickte auf, den Mund halb geöffnet, als ihr ein neuer Gedanke kam. »Natürlich! Es liegt doch auf der Hand, wer das gemalt hat! Wem in diesem Haus könnte man einen so kindischen Streich, ein solch unbeholfenes Gekritzel zutrauen?« Sie warf Emma einen wachsamen Blick zu und fuhr umständlich fort. »So etwas ist hier noch nie passiert … ehe eine bestimmte Person gekommen ist. Verschwundene Tagebücher, nächtliche Wanderungen, garstige Zeichnungen. Ich habe dir ja gesagt, Henry, dass wir die Tür verschlossen halten müssen, aber du wolltest ja nicht auf mich hören!«
    »Er hat das nicht gezeichnet«, sagte Henry mit geblähten Nasenflügeln.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Lady Weston herausfordernd.
    »Es entspricht nicht seinem Wesen.«
    »Entschuldige bitte, Henry«, sagte Lady Weston, »aber du kennst diesen Menschen jetzt kaum einen Monat, da kannst du dich wohl kaum als Experten in der Frage bezeichnen, wozu er fähig ist und wozu nicht. Du kannst einfach nicht wissen, ob er es gemalt hat oder nicht – es sei denn, du hast es selbst gemalt.«
    »Hast du?«, fragte Phillip leise.
    Henry schnaubte. »Nein, hab ich nicht!«
    Lady Weston fuhr fort, bevor Henry noch etwas sagen konnte. »Nach allem, was wir wissen, ist er zu wesentlich Schlimmerem fähig. Denk an meine Worte, wenn du ihn nicht endlich einschließt, werden wir es alle noch bereuen. Miss Smallwood vielleicht am meisten.«
    Henry sah sie mit offenem Mund an. »Miss Smallwood? Sie drohen Miss Smallwood?«
    » Ich ?« Lady Weston berührte das Spitzengewebe an ihrer Kehle. »Du lieber Himmel, wie kommst du denn darauf! Ich war es wohl kaum, die sich nachts in Miss Smallwoods Zimmer geschlichen oder diese schreckliche Zeichnung in ihrem Zimmer hinterlegt hat.«
    Emma fragte sich, wer ihr gesagt

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