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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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antwortete er: »Ach, er schaut hin und wieder mal rein.«
    »Warum? Was hat er mit Ihnen zu tun? Oder überhaupt mit einem von uns?«
    »Ach, Sie kennen doch Teague.«
    »Nein, ich kenne ihn nicht. Klären Sie mich auf.«
    Davies schob unbehaglich die Papiere auf seinem Schreibtisch hin und her. »Der Mann hat immer irgendwelche Pläne oder etwas zu verkaufen. Meistens nichts Gescheites. Ich würde mir keine Gedanken deswegen machen.«
    »Das tue ich aber, Davies. Und was Sie sagen, beruhigt mich überhaupt nicht. Was haben wir von Derrick Teague gekauft?«
    »Wir haben nichts gekauft.«
    Henry starrte ihm ins Gesicht. Davies mochte vielleicht die Wahrheit sagen, aber er fühlte sich eindeutig unwohl. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    »Gut«, antwortete er. »Dann sage ich Ihnen hiermit ganz offiziell: Ich will nicht, dass wir Geschäfte mit dem Mann machen.« Er beschloss, es dabei zu belassen. Er würde zuerst mit seinem Vater sprechen und noch einmal die Bücher durchgehen, bevor er Davies weiter bedrängte.
    Doch zuallererst wollte er die geretteten Seeleute besuchen und nachsehen, ob sie alles hatten, was sie brauchten. Davies musste warten. Er hoffte, dass Teague ebenfalls wartete.
    Davies, der sein Vorhaben erriet, sagte: »Gehen Sie besser nicht am Strand entlang. Ich habe noch nie eine so hohe Springflut gesehen, vor allem nicht um diese Jahreszeit. Sie haben ja gesehen, wie rau die See gestern war. Ich glaube, wir müssen mit einem richtigen Sturm rechnen – und mit ernsten Problemen.«
    Henry hatte noch nie erlebt, dass der Verwalter sich mit seinen Wettervorhersagen geirrt hatte. »Danke, Davies. Ich werde den Himmel im Auge behalten und die Flut auch.«
    Als er über die Landzunge ging, die übersät war von gelbem Ginster, dachte Henry darüber nach, was er über Derrick Teague wusste.
    Mr Teague war mehr als einmal wegen seiner Aktivitäten im Zusammenhang mit Schiffbrüchen mit dem Gesetz in Konflikt geraten, das hatte er von Mr Bray gehört.
    Mr Bray übernahm häufig die Aufgaben eines Bergungsagenten für die Gesellschaften, denen die Schiffe oder die Fracht gehörten. Nach einem Schiffbruch beauftragten sie Bray, so viel wie möglich von der Fracht sicherzustellen und aufzubewahren, und später auch zu verkaufen, häufig zu reduzierten Preisen, zum Beispiel Getreide, das feucht geworden war, oder Fässer, die an den Felsen beschädigt worden waren.
    Vor ein paar Jahren war ein Schiff, beladen mit Weizen, an dem Felsen gekentert, auf dem die Kapelle stand. Mr Bray hatte die angespülten Säcke mit dem Getreide eingesammelt und in die Schuppen unterhalb der Klippen schaffen lassen, die zu diesem Zweck errichtet worden waren. Das Schiff war, kurz nachdem man die restliche Fracht ausgeladen hatte, völlig auseinandergebrochen. Zum Glück konnte die Mannschaft gerettet werden.
    Der feuchte Weizen war dann den Leuten aus der Gemeinde verbilligt, zu drei Schilling pro Sack, angeboten worden. Mr Bray hatteallen versichert, dass der Weizen, wenn er gewaschen, getrocknet und gereinigt worden war, durchaus noch zum Brotbacken tauge.
    Doch Mr Teague und einer seiner Freunde, ein durch und durch übler Geselle, gaben sich nicht damit zufrieden, den Weizen wie die anderen billig zu erwerben. Sie brachen in die Schuppen ein und stahlen eine Wagenladung Säcke. Die Diebe wurden jedoch gefasst.
    Teague trat als Kronzeuge gegen seinen Freund auf und dieser wurde ins Bodmin-Gefängnis geschickt. Aus irgendeinem Grund hatte man Teague gestattet, den Weizen, den er gestohlen hatte, zu bezahlen, und er war straffrei davongekommen. Es war weder das erste noch das letzte Mal gewesen, dass der Mann sich den Folgen seiner Verbrechen geschickt zu entziehen wusste.
    Während Henry zum Hafen hinunterging, dachte er an die vielen Verluste, die er an dieser Küste miterlebt hatte, und seufzte. Ein weiteres Mal dankte er Gott, dass er die Seeleute dieses Mal hatte retten können. Nun war er neugierig, wie es ihnen ging.
    Als er sich den Schuppen näherte, in denen die Männer untergebracht worden waren, fiel ihm auf, wie ruhig und friedlich alles wirkte. Sehr gut . Er klopfte an die Tür, hörte das Getrappel vieler Füße und ein Gemurmel in einer fremden Sprache.
    »Wer da?«, fragte eine Stimme, offenbar unliebsam überrascht.
    Henry runzelte die Stirn; das war nicht die Aufnahme, mit der er gerechnet hatte. »Henry Weston«, antwortete er. »Wir … äh … wir sind uns gestern begegnet, als Ihr Schiff untergegangen

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