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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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und um unser aller Sicherheit willen. Bis jetzt ist noch nichts Schlimmes passiert, doch wer weiß, was sein verwirrter Geist und seine gewalttätigen Anfälle als Nächstes zum Ziel haben? Sollen wir vielleicht alle in unseren Betten ermordet werden?«
    Sir Giles' Schultern sanken nach unten. Er wirkte aufrichtig bekümmert.
    Henry zögerte nicht, seinem Bruder zu Hilfe zu kommen. »Adam hat das nicht getan. So etwas würde ihm im Traum nicht einfallen. Sein Verstand funktioniert geradlinig, er ist nicht imstande zu heucheln. Außerdem war er selbst außer sich vor Angst, als er mich aufgeweckt hat.«
    »Und woher wusste er davon, wenn er es nicht selbst war?«
    Henry hätte wissen müssen, dass diese Frage kam, er hätte sie nicht provozieren dürfen.
    Lady Weston fügte hinzu: »Warum hätte er sonst um diese Zeit im Haus herumschleichen sollen?«
    Sir Giles fragte ernst: »Hat er sonst jemanden aus dem Zimmer kommen sehen?«
    Henry wand sich. »Nein. Jedenfalls hat er nichts davon gesagt.«
    »Ah … also war er in ihrem Zimmer. Wieder einmal«, sagte Lady Weston. »Ganz bestimmt war er es auch, der Miss Smallwoods Tagebuch genommen und das herausgerissene Blatt mit der grausamen Zeichnung darauf zurückgegeben hat, oder kannst du den Zusammenhang abstreiten? Woher sonst könnte er von dem scheinbaren Blut in Miss Smallwoods Zimmer wissen?«
    »Ja, Adam war in ihrem Zimmer«, gab Henry zu. »Aber vergessen Sie nicht, dass dies sein früheres Zimmer ist. Er denkt natürlich, er hat das Recht, hier zu sein. Ich werde nie verstehen, warum Sie darauf bestanden haben, ihn im Nordflügel unterzubringen.«
    »Fühlte er sich auch im Recht, ihr Leben zu bedrohen, das Leben des Eindringlings, der sie in seinen Augen ist?«
    Henry schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Und Sie würden es auch nicht sagen, wenn Sie gesehen hätten, wie er sich in Miss Smallwoods Tür zusammengekrümmt hat. Er dachte, es sei alles real.«
    »Vielleicht ist er ein guter Schauspieler.«
    »Glauben Sie, dass er so klug ist? So talentiert?«
    Sie hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Es ist kein Talent, wenn man versucht, seinen eigenen Hals zu retten, das ist nur Instinkt. Ein Tier, das versucht, aus einer Falle zu entkommen, in die es selbst hineingetappt ist.«
    Julian mischte sich ein. »Ich weiß nicht, Mama. Guck dir doch nur die Größe des Handabdrucks an der Wand an. Diese Hand ist sehr viel größer als die von Adam, sogar größer als Rowans Pranke. Ich würde sagen, der Einzige mit solchen Händen ist Henry.«
    »Was soll das heißen?«, fuhr Henry seinen Halbbruder an. »Ich war das nicht.«
    »Bist du ganz sicher? Es klingt absolut nach einem deiner Streiche. Wir haben doch alle gehört, was für Streiche du der Tochter des Hauslehrers gespielt hast, als du noch bei ihnen im Pensionat warst.«
    Henry sah Phillip an, doch Phillip zuckte nur die Achseln. »Du hast ihr wirklich eine Menge hässlicher Streiche gespielt.«
    Henry runzelte die Stirn, doch bevor er sich wehren konnte, fuhr Julian fort: »Ist das denn etwas so völlig anderes, als ihr Mäuse ins Bett zu legen oder gefälschte Liebesbriefe unter ihrer Tür hindurchzuschieben?«
    »Das ist lange her«, sagte Henry. Er bereute es, seinen Brüdern erzählt zu haben, wie er Miss Smallwood gequält hatte. Jetzt musste er dafür bezahlen.
    Aber immer noch besser er als Adam.
    »Ehrenwort, ich war's nicht«, sagte er. »Ich habe Miss Smallwood nicht einen einzigen Streich gespielt, seit sie hier ist.« Er sah den Anwesenden der Reihe nach ins Gesicht. »Aber irgendjemand hat es getan.«
    Lady Weston blickte Henry mit zusammengekniffenen Augen an. »Was siehst du uns so an? Du willst doch wohl nicht einen von uns beschuldigen?«
    »Doch, Madam. Genau das will ich. Wer von uns hat Grund, Miss Smallwood zu erschrecken – vielleicht aus Rache?«
    Lady Weston sah Lizzie an.
    Das Mädchen wurde blass. »Ich war es nicht.«
    »Irgendjemand war es«, beharrte Henry. »Und ich werde herausfinden, wer. Und dann gnade ihm Gott.«
    Damit verließ er das Zimmer. Kaum war er in seinem Arbeitszimmer und saß am Schreibtisch, kam sein Kammerdiener herein, die Hände auf dem Rücken, die Nase in die Luft gereckt, die Lippen missbilligend geschürzt.
    Henry seufzte; er befürchtete weitere Probleme. »Was ist denn, Merryn?«
    »Also wirklich, Sir. Ich will mich ja nicht beklagen, will nicht über mein ungerechtes Los jammern – dass ich einem Herrn dienen muss, dem nicht nur

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