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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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die Stirn. »Aber bei den Smallwoods haben wir alle zusammen gegessen. Warum denn so formell? So abweisend? Sie sind den ganzen Tag im Schulzimmer; wenn sie dann auch noch ihre Mahlzeiten getrennt von uns einnehmen, kriege ich sie ja kaum zu Gesicht.«
    Lady Weston hob ihr Weinglas. Auf ihrer mit Edelsteinen besetzten Halskette und auf dem Rubinring, der ihrer Mutter gehört hatte, schimmerte das Kerzenlicht. »Mr Smallwood vergräbt sich wohl kaum den ganzen Tag im Schulzimmer. Im Gegenteil, ich habe eher den Eindruck, dass er sehr viel mehr Zeit mit Spaziergängen oder Backgammon-Partien mit Henry verbringt als damit, die Jungen zu unterrichten.« Sie warf Sir Giles einen vielsagenden Blick zu. »Was zahlen wir ihm eigentlich, mein Lieber?«
    »Ich habe mir nie viel aus Spaziergängen gemacht«, bekannte Sir Giles. »Aber Mr Smallwood sagt, er empfinde sie als belebend für Körper und Geist; da kann ich ihm wohl kaum das bisschen tägliche Bewegung verbieten.«
    Phillip ließ sich nicht ablenken. »Warum bitten wir sie nicht, mit uns zu essen?«
    Lizzie strahlte auf. »Oh ja! Das wollen wir, bitte! Ich finde Miss Smallwood sehr unterhaltsam.«
    Lady Weston sah sie an. »Es ist gut so, wie es ist. Sie essen mit Mr Davies.«
    Phillip warf seiner Stiefmutter einen Blick zu und versuchte es anders. »Könnten sie denn nicht wenigstens mit uns frühstücken? Im Frühstückszimmer brauchen wir doch nicht auf solche Formalitäten zu achten, hier würden sie keine Ordnung stören.«
    »Mich würden sie stören«, murmelte Rowan. »Mir reicht die Zeit, die ich mit diesem Mann im Schulzimmer verbringen muss.«
    Sir Giles sagte nichts zu dieser Bemerkung, obwohl er sie zweifellos gehört hatte. Henry war enttäuscht, dass sein Vater Rowan nicht zurechtwies. Ihm selbst hätte er in diesem Alter eine solche Respektlosigkeit niemals durchgehen lassen.
    Stattdessen wandte Sir Giles sich an seine Frau: »Meine Liebe, da du das Frühstück ohnehin meist auf deinem Zimmer einnimmst, würde die Änderung dich doch wohl kaum inkommodieren.«
    »Darum geht es nicht«, fuhr sie ihn an. »Sondern um die Schicklichkeit.«
    Sir Giles blickte Phillip mitfühlend an, dann sagte er mit festerStimme: »Ich würde mich über Mr Smallwoods Gesellschaft freuen und könnte die Zeit nützen, um mich über die Fortschritte unserer Söhne auf dem Laufenden zu halten.«
    Henry applaudierte ihm im Stillen; er wünschte sich oft, dass sein Vater eine aktivere Rolle bei der Erziehung seiner Söhne übernahm.
    Phillip nickte. »Eine sehr gute Idee, Vater.«
    Lady Weston warf Phillip einen scharfen Blick zu. »Und wie würdest du die Zeit nutzen?«
    »Ganz ähnlich, sage ich mal. Und um meine Bekanntschaft mit meinem alten Lehrer und Miss Smallwood zu erneuern.«
    Ihre Augen sprühten Blitze. »Ich hoffe sehr, dass du nicht mit ihr flirtest oder irgendwelche Hoffnungen bei ihr weckst, Phillip. Du weißt, sie steht gesellschaftlich unter dir. Du und Henry sollt eine gute Partie machen und junge Damen mit guten Verbindungen heiraten.«
    Phillips Lippen kräuselten sich. »Und mit richtig viel Geld, vermute ich. Natürlich ohne in dieser Hinsicht irgendwelchen Druck machen zu wollen.«
    Lady Weston lächelte unbeeindruckt. »Familie und Herkunft sind selbstverständlich von größter Bedeutung. Und glücklicherweise gehen sie oft Hand in Hand mit einer großzügigen Mitgift.«
    Phillips Augen blitzten auf, er biss die Zähne zusammen – ein ungewohnter Gegensatz zu seinem sonst so unbekümmerten Wesen.
    Henry mischte sich ein. »Ich bin sicher, dass Phillip keine unziemlichen Absichten Miss Smallwood gegenüber hat, Lady Weston. Die beiden sind fast gleich alt und waren damals befreundet. Mehr steckt nicht dahinter.«
    War er dessen sicher? Nein. Doch beim Anblick des Zorns im Gesicht seines Bruders war es Henry ratsam erschienen, die angespannte Situation etwas zu entschärfen.
    »Ich hoffe sehr, dass das alles ist«, sagte Lady Weston mit drohender Schärfe in ihrer kultivierten Stimme. Sie bedeutete dem Lakaien, die silberne Suppenschüssel abzutragen, begann zu essen und beendete so die Diskussion.
    Nach dem Essen zogen sich Lady Weston und Lizzie zurück und baten Rowan und Julian, sie in den Salon zu begleiten und eine Partie Whist mit ihnen zu spielen.
    Henry blieb, wo er war, zupfte an seiner Serviette herum und leistete seinem Vater und Phillip Gesellschaft, die noch ein Glas Portwein tranken. Als er seinen Bruder ansah, fiel ihm dessen

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