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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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Verachtung.
    »Die Güter der Campagna«, echote Carafa und reckte die Hände empor. »Als gäbe es nichts Wichtigeres für die ehrenwerten Barone Roms!«
    »Uns scheint, Ihr habt Euer Versprechen vergessen.«
    Carafa lachte auf, schwieg aber.
    »Wenn ich Euch erinnern darf«, sagte Mattei, »habt Ihr uns in Aussicht gestellt, die angestammten Ländereien zu veräußern, wenn wir für den Schutz Roms und der Kurie einstehen. Tausende guter Männer in unseren Diensten haben seitdem gegen die Lutheraner und unzählige andere Feinde ihr Leben gelassen. Nun bin ich gekommen, die Erfüllung Eures Versprechens einzufordern.«
    In Carafas Gesicht regte sich kein Muskel, als er antwortete: »Ich erfülle mein Versprechen, sobald die Barone Roms ihren Teil der Abmachung einhalten. Die Feinde der Kirche sind längst nicht besiegt.«
    »Es liegt nicht in unserer Macht, die Reformation aufzuhalten!«, protestierte Mattei.
    »Ihr könnt doch nicht glauben«, sagte Carafa, »dass ich Euch das gesamte Umland Roms verkaufe! Sagt mir, dass Ihr nicht derart töricht seid!«
    »Meinetwegen könnt Ihr die Region um den Tiber und die Erzminen behalten«, bot Mattei an.
    »Ihr seid zu gütig, Mattei!« Carafa lächelte kalt. »Aber Eure Großmut ist ja weithin bekannt.«
    Der Conte umfasste den Griff seines Degens. »Wie darf ich Eure Bemerkung verstehen?«
    Carafa bedurfte keiner Waffe. Seine Zunge war wie eine Klinge, und seine Worte waren wie Hiebe und Stiche, die er seinem Gegenüber zufügte. »Man berichtete mir, Ihr hättet erst vor einigen Wochen mit dem Herzog von Saint-Fargeau auf Eurem Schloss eine Unterredung geführt. Was wollte der edle Pair Seiner exkommunizierten Majestät Heinrich IV. von Euch, dass er sein elendes hugenottisches Leben riskierte?«
    Von einem Augenblick zum anderen bildeten sich Schweißperlen auf dem haarlosen Schädel des Conte. Seine Finger krallten sich in die Krempe seines Hutes. »Eminenz!«, stieß er hervor. Jeglicher Spott war aus seiner Stimme verschwunden. »Der Herzog ist der Schwager meiner Gemahlin. Sein Besuch galt ausschließlich der Familie.«
    »Hm«, machte Carafa. »Ich frage mich, ob das der Heilige Vater auch so sehen würde.« Er trat noch näher auf Mattei zu. »Oder ob er Euch als Ketzer in die Engelsburg sperren lassen würde!«
    »Das … das würdet Ihr nicht wagen«, stotterte Mattei.
    »Die Engelsburg hat schon höher gestellte Gäste beherbergt als Euch«, erwiderte Carafa. »Als Christ wird es mir jedoch eine Pflicht sein, auch Eure Gemahlin nebst Euren Töchtern dort einzuquartieren, auf dass Ihr nicht den Hauch von Einsamkeit verspürt.«
    Mattei schnappte nach Luft.
    »Doch vermag ich Euch zu beruhigen«, fuhr Carafa fort. »Kein Wort wird über meine Lippen kommen.«
    Mattei atmete erleichtert aus.
    »Der Heilige Vater ist ein alter Mann«, sagte Carafa. »Der Tag, an dem der Herr in seiner Güte ihn von seinem Leiden auf Erden befreit, ist nicht mehr fern. Und wer zu seinem Nachfolger berufen wird, dürftet selbst Ihr wissen. Also beruhigt die Barone Roms. Bald werdet ihr alle für Eure Treue gegenüber der Kirche mehr als großzügig belohnt werden. Ich verspreche Euch mehr Reichtum und Macht, als Ihr Euch zu erträumen vermögt. Bis dahin bitte ich Euch noch um ein wenig Geduld.«
    Benommen presste Mattei hervor: »Wie Ihr wünscht, Eminenz. Ich richte es den Baronen aus.«
    Carafa beugte sich vor. »Dann verschwindet endlich aus meinen Augen!«
    Mattei torkelte rückwärts der Tür entgegen, stieß an den Rahmen, tastete nach dem Griff und schob sich durch den sich öffnenden Spalt hinaus. Dann rannte er so schnell er konnte zu seiner Kutsche, die vor dem Petersdom auf ihn wartete.
    Vom Fenster aus konnte Carafa sehen, wie Mattei Fersengeld gab. Er lächelte, schaute der Kutsche nach, bis sie den Platz vor dem Petersdom verlassen hatte, und machte sich daran, selbst die Kirche zu verlassen.
    In seinem Palazzo in der Via del Pellegrino, einem gewaltigen, quadratischen Bau aus Sandstein, ging Carafa geradewegs in sein Schlafzimmer im ersten Stock. Dort fand er Allegra vor, die an einem Tisch vor einem der Fenster ihr Abendmahl einnahm. Sofort sprang sie auf und warf sich ihm an den Hals.
    Unsanft stieß er sie fort. »Genug damit!«, fuhr er sie an.
    Allegra, die Carafas brüske Art gewöhnt war, schürzte die Lippen und sagte in gespielt beleidigtem Tonfall: »Du liebst mich nicht mehr!«
    »Lass die Spielereien«, sagte Carafa. »Wissen wir doch beide, dass unsere

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