Die Tochter des Kardinals
und immer wieder hämmerte er auf den Schädel des Knaben ein, bis Blut auf den edlen Teppich spritzte.
Dann kleidete Pozzi sich an und rief die Diener herauf. Diese erschienen sogleich und trugen den toten Körper wortlos hinaus.
Der Kardinal nahm die Karaffe in beide Hände und trank den Inhalt in tiefen Zügen aus. Unerwartet erschien erneut einer der Diener und meldete einen Gast.
»Besuch?«, fragte Pozzi. »Zu dieser Stunde? Wer ist es?«
»Er nannte keinen Namen«, antwortete der Diener und zuckte mit den Schultern. »Seinen Kleidern nach zu urteilen, muss es sich um einen hohen Herrn handeln. Er sagt, er müsse dringend mit Eurer Eminenz reden.«
Gelangweilt winkte Pozzi ab. »Er soll verschwinden. Ich bin für niemanden mehr zu sprechen.«
»Das kann ich nicht akzeptieren«, sagte plötzlich eine dunkle Stimme hinter dem Diener. Noch bevor dieser ihn abwehren konnte, hatte sich der Eindringling vorbeigedrängt und stand mitten im Schlafgemach des Kardinals. Er trug einen Hut mit breiter Krempe und langer weißer Feder und einen schwarzen Umhang. Seine Beine steckten in Lederstiefeln mit hohem Schaft. Ein Degen hing an seiner linken Seite. Kurz betrachtete er die Blutflecke auf dem Boden. Seine schmalen Lippen formten ein Lächeln.
»Was fällt Euch ein!«, prustete Pozzi. »Macht, dass Ihr fortkommt. Auf der Stelle!«
Der Unbekannte machte drei Schritte auf Pozzi zu. Eine Armlänge vor dem Kardinal blieb er stehen. »Mein Name lautet Carbone«, flüsterte er. »Don Veneto schickt mich zu Euch.«
Pozzi erbleichte. »Mein Cousin aus Florenz? Was ist geschehen?«
Statt einer Antwort schielte Carbone zu dem Diener hinüber.
»Es ist gut«, rief Pozzi. »Du kannst gehen. Ich will fortan nicht mehr gestört werden.«
Carbone wartete, bis der Diener gegangen war, dann sagte er: »Eurem Cousin geht es gut, Eminenz. Er schickt mich in einer, sagen wir, delikaten Angelegenheit.«
»Sprecht«, sagte Pozzi. »Was will er?«
»Ihr habt von dem Gold der Wilden aus der Neuen Welt gehört?«, fragte Carbone.
»Gewiss«, sagte Pozzi und nickte. »Die spanische Krone schafft es in unzähligen Schiffen nach Spanien.«
»Nicht allein die Spanier tun das«, erklärte Carbone. »Auch die Portugiesen. Sogar England und Frankreich bereiten Expeditionen in die Neue Welt vor.«
»Was hat mein Cousin damit zu tun?«, wollte Pozzi wissen.
»Ihr müsst wissen, Eminenz«, sagte Carbone, »das Gold liegt dort auf der Straße. Die Wilden vermögen nicht zu beurteilen, welche Schätze ihre Kammern füllen. Nicht allein Gold, sondern auch Juwelen, kunstfertig zu edlem Geschmeide verarbeitet. Don Veneto ist nicht bereit, diese unglaublichen Schätze den gierigen Mäulern der Könige zu überlassen.«
Nachdenklich rieb sich Pozzi am Kinn. »Nun, er verfügt gewiss über die Mittel, Gold und Edelsteine nach Florenz zu schaffen. Was will er da von mir?«
»Don Venetos Schiffe sind in alle Himmelsrichtungen unterwegs, Eminenz«, sagte Carbone. »Die meisten segeln gen Orient und China. Momentan liegt keines seiner Schiffe in Italien vor Anker. Doch die Zeit drängt. Es wird nicht mehr lange dauern, bis das Gold der Neuen Welt in den Schatzkammern der Alten Welt liegt. Es gilt, beherzt zu handeln.«
»Nun kommt endlich heraus mit der Sprache!«, verlangte Pozzi.
»Don Veneto benötigt Geld, um eine Expedition auszurüsten. Geld, das ihm im Augenblick nicht zur Verfügung steht.«
»Aha!«, rief Pozzi. »Dachte ich es mir doch. Und da schickt er Euch, um mich anzubetteln.«
»Betteln ist kein schönes Wort«, meinte Carbone lächelnd.
»Aber ein passendes.«
»Betteln bedeutet, dass der Bettler die erbettelten Beträge nicht mehr herausgibt«, sagte Carbone. »Aber wie nennt Ihr es, wenn der Bettler dem edlen Geber fünf Millionen Scudi überreicht?«
»Fünf Millionen?«, platzte Pozzi heraus. »Das ist nicht Euer Ernst!«
»Don Veneto beliebt nicht zu scherzen, wenn es um Geldangelegenheiten geht.«
»Da sprecht Ihr ein wahres Wort, Signore Carbone«, sagte Pozzi. In seinen Augen brannte unbändige Gier. »Wie viel braucht er, um seine Schiffe auszurüsten?«
»Für ein Dutzend Schiffe, Besatzungen, Proviant und dergleichen mehr veranschlagt Don Veneto zweihunderttausend Scudi. Fünfzigtausend vermag er allein aufzubringen.«
»Folglich will er einhundertfünfzigtausend Scudi aus meiner Hand«, sagte Pozzi mehr zu sich selbst. »Das ist viel Geld. Sehr viel Geld. Beinahe mein ganzes Vermögen.«
»Das ist dem Don
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