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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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sogleich entschuldigend an.
    »Euch sei vergeben«, sagte Giulia und lächelte.
    »Sie kommen auf uns zu«, sagte Geller und sah sich um. Eine Flucht war unmöglich. Sie standen auf dem Laufgang um die Burg. Von oben kamen Gardisten auf sie zu, und auch unter ihnen waren Schritte zu hören. In einer Ecke standen drei Fässer. Geller schaute hinein. Sie waren leer. »Steigt hier hinein! Beeilt Euch!«
    Mit Gellers Hilfe stiegen die Nonnen in die Fässer.
    »Was ist mit Euch?«, fragte Giulia, als Geller keinerlei Anstalten machte, in das dritte Fass zu klettern.
    Geller winkte ab. »Ich bleibe hier. Die Gefahr ist zu groß, dass man uns entdeckt, wenn auch ich in das Fass steige. Und jetzt runter mit dem Kopf!«
    Schon waren die Gardisten da. Giulia hörte, wie sie ein paar Worte mit Geller wechselten, sich dann aber wieder entfernten.
    »Kommt heraus«, flüsterte er.
    Sogleich rannten sie den Laufgang hinunter. Sie stiegen die schmale Treppe hinab, die auf die tiefer liegende Plattform führte. Keine Menschenseele war zu sehen.
    So gelangten sie zu dem Wächterhäuschen. Geller gab Giulia und Fulvia ein Zeichen, hinter einer Mauer zu warten. Er selbst ging zu dem Häuschen, öffnete die Tür und schaute hinein. Dann schloss er die Tür wieder und bedeutete den Nonnen, ihm zu folgen.
    Sie gelangten zu den Innenhöfen und zu der Tür, die zu den Kerkern führte.
    »Von hier aus geht allein«, sagte Geller, während er sich umschaute. »Ich werde versuchen, meine Männer irgendwie aufzuhalten, doch es dauert gewiss nicht lange und sie folgen Euch in den Passetto .«
    Giulia ging zu Geller und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Habt Dank, Francesco. Ohne Eure Hilfe …«
    »Wir sprechen noch über Euren Ausflug«, unterbrach Geller sie. »Nun geht!«
    Sie schlüpften durch die Tür, und Geller schlug sie hinter ihnen zu. Nun flink die Stufen hinunter und an den Kerkern vorbei. Sie gelangten in die Kammer, in der die Bodenöffnung zur Treppe in den Passetto lag. Fulvia griff eine Fackel und stieg als Erste in den dunklen Schacht, dicht gefolgt von Giulia.
    Gerade als Giulia das Loch über sich mit dem Gitter verschließen wollte, hörte sie ein wildes Getöse. Offenbar hatte man ihren Fluchtweg entdeckt. So ließ sie das Gitter liegen und sprang in den dunklen Schacht.
    Im Licht der Fackel rannten sie durch den Passetto zurück zum Petersdom.
    Etwa auf halber Strecke drang von hinten Licht durch den Gang, und bellende Stimmen befahlen ihnen, auf der Stelle stehen zu bleiben.
    »Schneller!«, rief Giulia und schob Fulvia vorwärts.
    Endlich erreichten sie den Aufstieg zum Petersdom. Ihre Verfolger waren nur noch etwa zwanzig Schritte hinter ihnen. Plötzlich strauchelte Fulvia und fiel hin. Die Fackel erlosch. Giulia half Fulvia auf, doch sie verloren wertvolle Zeit. Da steckte der erste Gardist seinen Kopf durch das Loch. Glücklicherweise war es so dunkel, dass er die beiden Nonnen nicht erkannte.
    Die Nonnen eilten quer über den Hof zurück zum eigentlichen Kirchengebäude. Sie versuchten, die Tür aufzustoßen, doch sie klemmte. Ihr Vorsprung war auf wenige Schritte zusammengeschmolzen. Mit einem wilden Schrei warf sich Giulia gegen die Tür, und endlich öffnete sie sich. Kräftige Hände griffen nach ihr und Fulvia. Sie rannten weiter, bis sie einen Quergang erreichten. Schon waren die Gardisten direkt hinter ihnen, da geschah etwas Unerwartetes.
    Als sie in den Quergang liefen, tauchte plötzlich Pippo mit einem großen Karren voller Blumen auf. Er schob den Karren weiter, als hätte er nichts bemerkt. Und kaum drangen die Gardisten in den Gang, stürzten sie über den im Weg stehenden Karren. Der kippte um, und die Blumen verteilten sich auf dem Boden.
    Pippo, dachte Giulia. Dich schickt der Himmel! »Weiter«, rief sie Fulvia zu.
    Die Nonnen rannten, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Pippos Missgeschick hatte die Gardisten so lange aufgehalten, dass die beiden Nonnen unerkannt entkommen konnten.
    Atemlos erreichten sie ihre Kammern. Fulvia grinste über das ganze Gesicht. »Das war ein herrlicher Spaß!« Sie lachte.
    Giulia lächelte gequält. »Was immer du dir unter Spaß vorstellst«, sagte sie, schlüpfte in ihre Zelle und verschloss die Tür.
    Rasch entkleidete sie sich, löschte die Kerze und stieg ins Bett. Gleich darauf hörte sie die Gardisten an ihrer Zelle vorbeimarschieren. Sie schloss die Augen und hoffte, dass niemand an ihre Tür klopfte.

16
    Carafa saß hinter seinem Tisch aus Zedernholz

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