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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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wahrnahm. Die Gestalt kam rasch näher, und schon erkannte sie einen der Diener. Die Contessa stand auf, um ihm entgegenzugehen.
    »Contessa!«, rief der Diener schon von Weitem. Beinahe wäre er über seine eigenen, krummen Beine gefallen.
    »Luigi«, sagte Marisa, »was gibt es Dringendes?«
    Keuchend und prustend stemmte Luigi vor der Contessa die Hände auf die Oberschenkel. »Ein Signore wünscht …« Er stockte hechelnd.
    Marisa lachte auf. »Luigi«, sagte sie. »So hol doch erst einmal Luft.«
    Luigi winkte ab. »Ein Signore wünscht Euch zu sprechen, Donna Mattei.«
    Marisa hob die Brauen. »Ein Signore?«, fragte sie. »Wie lautet sein Name?«
    »Sein Name?«, echote Luigi. »Ich glaube, der ist mir entfallen.« Dann hellte sich sein Gesicht auf. »Carbone! Das ist der Name, den er mir nannte, Donna.«
    »Carbone?«, murmelte Marisa. »Ich kann mich nicht erinnern, diesen Namen je zuvor gehört zu haben. Wo ist er, Luigi?«
    »Er wartet im Haus«, antwortete Luigi.
    Marisa stand auf. »Gehen wir zurück«, sagte sie. Dann gewahrte sie in der Ferne einen hochgewachsenen Mann mit schwarzem Hut, der strammen Schrittes über einen grünen Hügel auf sie zukam. »Ich glaube, wir können uns den Weg sparen, Luigi. Signor Carbone bemüht sich selbst.«
    Luigi drehte sich um. »Ja, das ist er, Donna.«
    Als Carbone die Contessa und ihren Diener erreicht hatte, zog er seinen Hut und verneigte sich tief. »Contessa«, sagte er mit wohlklingender Stimme, »mein Name lautet Carbone. Es ist mir eine Ehre, dass Ihr mich empfangt.«
    Marisa lächelte bittersüß. »Mir scheint, Ihr habt Euch selbst eingeladen, Signor Carbone.«
    Ungerührt erwiderte Carbone das Lächeln der Contessa. »Es war mein Wunsch, Euch den Weg zu ersparen. Zudem lässt es sich in diesem herrlichen Garten wunderbar plaudern.«
    »Wohlan«, sagte Marisa. »Was führt Euch zu mir?«
    Carbone warf einen Blick auf Luigi. »Was ich Euch zu sagen habe, geht nur Euch und mich etwas an, Donna Marisa.«
    Misstrauisch starrte Luigi den Fremden an. »Ich bleibe in der Nähe, Donna«, sagte er und entfernte sich ein Stück.
    »Setzt Euch doch bitte«, sagte Marisa und nahm wieder auf der Bank Platz.
    Carbone folgte der Einladung. Er legte seinen Hut neben sich und sagte: »Es handelt sich um eine etwas delikate Angelegenheit, Donna Marisa.«
    »Ich höre«, sagte sie.
    »Gewiss habt Ihr vernommen, dass es um die Gesundheit des Heiligen Vaters nicht gut bestellt ist«, sagte Carbone.
    Marisa nickte. »Man spricht davon.«
    »Obwohl Seine Heiligkeit noch nicht vom allmächtigen Vater abberufen wurde«, fuhr Carbone fort, »versuchen gewisse Kräfte, seine Nachfolge vorab zu regeln. Kräfte, die zerstörerisch und in höchstem Maße unchristlich sind. Ihrem Treiben Einhalt zu gebieten, bin ich hier.«
    Marisa runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht, Signore Carbone. Warum erzählt Ihr mir das?«
    »Nun«, sagte Carbone, »ich vertrete Männer, die den Heiligen Stuhl nicht in den Händen des Teufels sehen wollen. Ehrbare Männer, die sich der Liebe Christi und der Güte Gottes verschrieben haben.«
    »Das ist äußerst löblich, Signore«, sagte Marisa. »Doch was habe ich damit zu tun?«
    »Was hat die Sonne mit dem Mond zu tun, Donna?«, fragte Carbone. »Alles und doch nichts.«
    »In Gottes Namen sprecht deutlicher!«, forderte Marisa.
    Carbone ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ihr, Donna Marisa, seid die Einzige, die Rom, die die ganze Welt zu retten vermag.«
    Zuerst sah Marisa Carbone ausdruckslos an. Dann lachte sie schallend. »Ihr müsst verrückt sein, Signore Carbone. Wie soll ich in der Lage sein, Rom oder die Welt zu retten?«
    »Sagt Euch der Name Callisto Carafa etwas, Donna?«, wollte Carbone wissen.
    Marisas Gesicht verdüsterte sich. »In der Tat.«
    Carbone rückte näher an Marisa heran. »Alles, was Ihr tun müsst, um die Welt zu retten«, flüsterte er, »ist mit Carafa das Bett zu teilen.«
    Marisa sprang auf. »Ihr seid wahnsinnig!«, rief sie. »Ich lasse Euch unverzüglich von meinem Gut werfen!«
    Carbone blieb gelassen sitzen. »Dann erfährt der Heilige Vater von den Besuchen Eurer protestantischen Sippschaft aus Frankreich.«
    »Pah!«, machte Marisa und zuckte mit den Schultern. »Auch der Papst kann es nicht verbieten, wenn man seine Verwandten empfangen will.«
    Carbone wiegte den Kopf hin und her. »Womöglich habt Ihr recht«, sagte er. »Doch würde er auch die vielen Golddukaten gutheißen, die Ihr Eurer

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