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Die Tochter des Ketzers

Die Tochter des Ketzers

Titel: Die Tochter des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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schmatzend. Der Gequälte schrie ein letztes Mal auf, ehe er ohnmächtig nach hinten sank. Vorsichtig ließ Ray den verwundeten Arm sinken und nickte Akil zu, dass der nun auch das Leinen lockern möge.
    »Das wäre geschafft!«, stieß er aus und wischte sich erschöpft den Schweiß von der Stirne. Kurz spiegelte sich echte Erleichterung in seinem Gesicht, ehe er ein dreistes Lächeln aufsetzte, bekundend, dass er selbst sich seiner Sache immer gewiss gewesen wäre.
    Akil nickte bewundernd, indessen Ray sich erneut zum Verletzten kniete und nun mit dem Leinen mehrmals die Schulter umwickelte, schließlich einen Knoten machte und diesen um das Handgelenk schlang, sodass der wehe Arm im richtigen Winkel heilen konnte.
    »Ich habe Heilkundige in meinem Land Ähnliches machen sehen«, sagte Akil bewundernd. »Ich wusste nicht, dass auch die Christenmenschen davon Ahnung haben.«
    »Die Universität von Montpellier wird im ganzen Land ge- rühmt«, gab Ray zurück. »Was hätte ich seinerzeit gegeben, dort studieren zu können!«
    Sehnsüchtig wurde kurz sein Blick, doch rasch verbat er sich diese Anwandlung, als Gaspare zu ihm trat.
    »Die Schulter ist eingerenkt«, erklärte Ray stolz. »Jetzt muss ich mich um seine Wunden kümmern. Bin mir noch nicht sicher, aber ich glaube, er könnt es überstehen.«
    Gaspares Nasenflügel bebten ein wenig, desgleichen seine Hand. Offenbar hatte ihn tatsächlich nicht nur der Mastbruch erregt, sondern auch die Sorge um einen seiner Männer.
    »Gut, das ist gut.«
    Er wandte sich endgültig zum Gehen.
    »He!«, rief Ray ihm nach. »Was kriege ich nun dafür?«
    Gaspare drehte sich um, den Anflug eines Lächelns in seinem Gesicht. »Du lässt nicht locker, oder?«
    »Droh ruhig, dass du uns über Bord wirfst! Solch ein Geschick wär mir lieber als die fortwährende Ungewissheit. Lässt du uns frei?«
    »Sei froh, wenn ich dich nicht zum Eunuchen mache und auf dem Sklavenmarkt verkaufe«, sprach Gaspare barscher, als es seine unmerklich belustigte Miene verhieß. »Wir kommen bald nach Malta«, fuhr er dann jedoch fort. »Dort kann ich euch ganz gewiss nicht freilassen, die Insel ist erst seit kurzem in aragónesischer Hand. Aber vielleicht später, ich überleg’s mir.«
    Noch ehe Ray etwas hinzufügen konnte, ließ Gaspare ihn stehen und verschwand im Inneren. Ray seufzte auf – vielleicht aus Enttäuschung, weil er sich größeren Lohn erhofft hatte, vielleicht einfach nur, weil die Anspannung ein wenig nachließ.
    »Das ... das hast du gut gemacht«, murmelte Caterina anerkennend.
    Er nickte, und dann plötzlich stützte er sich auf sie, als fehlte ihm die Kraft, selbst zu stehen. Während der Behandlung waren seine Hände ruhig gewesen, nun gewahrte sie, wie ein Zittern seinen ganzen Körper überlief. Sie fühlte sich unbehaglich, so dicht an ihm zu stehen. Es war das eine, in der Sicherheit seiner Arme schlafen zu können, wenn die Kreaturen der Nacht sie jagten. Doch unter freiem Sternenhimmel war es beschämend, dass er ausgerechnet sie für alle Augen sichtbar zu seiner Verbündeten erklärte.
    »Ist’s nicht widersinnig«, murrte sie und stieß ihn grob zurück, »dass wir durch deine Heilkunst Vorteil erfahren – obwohl jene immer nur ein Spiel für dich war?«
    Er zuckte mit den Schultern, furchte die Stirn. »Nicht nur ein Spiel«, gab er erstaunlich ernst zurück. »Hab’s doch eben gesagt: Ich wäre wirklich gerne nach Montpellier gegangen, aber es war mir nicht möglich, du weißt warum. Hätt ich mich ständig darüber beklagen sollen? Das Leben vergällt dir doch am liebsten das, woran dir am meisten liegt ...« Seine Stimme klang plötzlich grimmig. »Und eins weiß ich vom Glücksspiel«, setzte er zischend hinzu, »hoher Einsatz kann dich ruinieren. Setz lieber grade so viel, damit du das Nötigste gewinnst ... Wir müssen den Mann hineinschaffen. Die Sonne hier draußen ist nicht gut für seine Verletzung.«
    Nachdem nun die Schulter eingerenkt war, behandelte Ray die Wunde. Sein Vorgehen schien denn doch nicht so willkürlich zu sein, wie Caterina befürchtet hatte. »Wein«, beschied er, nachdem er vorsichtig die Holzsplitter aus dem blutenden Fleisch gezogen hatte, »wir müssen sie mit Wein auswaschen. Ich habe mal gehört, dass dies den Wundbrand verhindert.«
    Akil erhob sich willig, um lautlos und schnell mit dem Gewünschten wiederzukehren.
    »Rosenwasser wäre auch nicht schlecht«, meinte Ray, »aber davon werden wir hier nichts haben. Gibt es

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