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Die Tochter des Ketzers

Die Tochter des Ketzers

Titel: Die Tochter des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Mehl?«
    Akil zuckte die Schultern.
    »Was willst du denn damit?«, fragte Caterina.
    »Nun, es wäre möglich, aus Mehl, Honig und dem Weißen der Eier einen Brei zu rühren und damit die Wunden zu verschließen. Freilich bleiben solcherart große Narben zurück.«
    »Frische Eier gibt’s hier ganz gewiss nicht«, beschied ihm Akil.
    »Hab ich schon befürchtet«, meinte Ray nachdenklich, indessen er Leinen sich mit Wein vollsaugen ließ und hernach die Wunde reinigte. Der Unglückselige hatte das Bewusstsein verloren, doch jedes Mal wenn er stöhnte, träufelte ihm Ray ein paar Tropfen auf die Lippen. »Eier wären auch gut gewesen, um einen festen Verband für seine Schultern zu machen. Nun, wir könnten es mit Salzwasser probieren. Es macht das Leinen ein wenig steifer, und heilsam für die Wunde ist es obendrein, auch wenn es brennt.«
    Fachmännisch besah er die Wunde, drückte das Fleisch darum herum, sodass neues frischrotes Blut hervortrat. Caterina wandte sich mit Grausen ab, aber er nickte zufrieden. »Es ist gut, solange es blutet. Das reinigt die Wunde – und sauber muss sie bleiben. Wir müssen sie immer wieder mit Wein auswaschen, und wenn sie zu heilen beginnt, mit Olivenöl. Das sollte doch hier zu kriegen sein, oder?«
    »Ich denke schon«, nickte Akil. Der Blick, den er auf Ray richtete, war sichtlich bewundernd. »Ich habe gesehen, wie man Wunden mit heißem Eisen ausbrennt«, fügte er hinzu.
    Ray nickte zuerst wieder, erneut nachdenklich, aber schüttelte dann den Kopf. »Weiß es nicht genau, aber ich glaube, das macht man nur, wenn es gar nicht zu bluten aufhört. Man verschließt solcherart die Adern. Aber sieh nur ... der Kerl hier hat’s nicht nötig.«
    Später, als nichts anderes mehr zu tun war, als zu warten – entweder auf Heilung oder das böse Wundfieber, das diese bedrohte –, blieben Ray, Caterina und Akil beisammen sitzen, zunächst in einträchtigem Schweigen, unterbrochen nur vom leisen Stöhnen des Verwundeten, der in einen unruhigen Schlaf gesunken war, dann essend – Akil hatte etwas eingelegten Fisch beschafft, woher, das wusste Caterina nicht, aber sie war dankbar für den salzigen Geschmack, der erfrischte und belebte –, schließlich im gemurmelten Gespräch.
    Ray fragte, warum es Gaspare zu jener Insel zog, welche Malta hieß, und Akil berichtete von einer siegreichen Seeschlacht, bei der Aragón erst kürzlich die Franzosen geschlagen hatte. Nachdem König Pere ihnen schon Sizilien abgeluchst hatte, wollten Letztere sich zumindest jene kleine Insel, kaum eine halbe Tagesreise südlich davon, bewahren. Der Papst hatte sie einst an Frankreich übergeben, und seitdem war sie ein wichtiger Stützpunkt für die Flotten. Doch Pere von Aragón befand es für zu gefährlich, den Erzfeind in solcher Nähe zu haben, gewann die Schlacht, die ihm obendrein die Inseln Gozo und Ischia einbrachte, und verteilte Malta in Form von Ritterlehen an treue Sizilianer, Katalanen – und auch Gaspare wurde bedacht.
    »War er bei der Schlacht um Malta dabei?«, fragte Caterina.
    Kaum merklich zuckte Akil zusammen – Ray gewahrte es gar nicht, sie selbst hingegen ganz genau.
    »Was ... was hast du?«, fragte sie.
    Akil wich ihrem Blick aus.
    »Nach der Eroberung von Sizilien hat sich Gaspare nicht oft in diesem Raum hier aufgehalten. Er steht nicht gut mit einem gewissen Ruggiero di Loria – seines Zeichens Admiral der katalanischen Flotte von König Pere.«
    »Obwohl die beiden Männer doch dem gleichen König dienen?«
    Wieder zuckte Akil zusammen.
    »Also ... warum die Feindschaft?«, drängte Caterina, als Akil nicht fortfuhr.
    Der zuckte freilich nur mit den Schultern. »Das ist eine lange
    Geschichte«, murmelte er mit abgewandtem Gesicht. »Zu lang für heute ...«
    Abrupt und ohne Aufforderung wechselte er das Thema, sprach nicht länger vom Krieg zwischen Frankreich und Aragón, sondern jenem zwischen Genua und Pisa, der Gaspares Leben nicht minder geprägt hatte und der vom uralten Streit der beiden Stadtstaaten um Handelsprivilegien in fremden Häfen oder um Sardinien und Korsika rührte.
    »Eigentlich gibt es ständig Kriege zwischen den italienischen Kommunen ... Es sei denn, sie kämpfen gemeinsam gegen die bösen Heiden.«
    Sein Mund verzerrte sich – es reichte zwar nicht für ein spöttisches Lächeln, aber seine Stimme troff doch von Ironie. »Doch kaum haben sie einen Ort, ein Land, eine Insel besetzt, um dort fortan nur mehr die wahrhaft Getauften zu dulden, so

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