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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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sie, dass die Haut des Mannes total vernarbt war. Seine hellgrauen Augen waren auf sie gerichtet. Die Farbe der Augen war schön, aber ihnen fehlte Wärme, und der Blick war prüfend. Die Nase des Mannes sah aus, als sei sie voller Knoten oder Warzen. Karin bemühte sich, nicht zu starren.
    »Mir ist klar, dass mein Anruf euch vielleicht erstaunt hat, aber in einem so kleinen Ort wie diesem lässt sich nur schwer etwas geheim halten. Sobald die Polizei nach Pater Nostergefahren war, ging das Gerede los und auch die Spekulationen darüber, was dort wohl passiert ist.«
    »Nach Hamneskär«, berichtigte Folke.
    »Wie bitte?«, fragte Sten.
    »Die Insel heißt doch wohl Hamneskär? Wenn ich die Sache recht verstanden habe, ist Pater Noster der Name des Leuchtturms. Du sagtest Pater Noster zu der Insel«, fuhr Folke fort.
    Karin warf ihm einen scharfen Blick zu. Sten schien verwundert, erwiderte dann aber: »Ja, das ist richtig. Die Insel heißt Hamneskär, hier draußen sagen aber fast alle Pater Noster, wenn sie die Insel meinen.«
    Karin sah ein, dass es das Beste war, Folke zu stoppen, und wandte sich an Sten: »Du warst hier also Polizist?«
    Sten erzählte, dass früher ein Polizeirevier auf Marstrand existiert hatte und sie dort zu dritt gearbeitet hätten. Eine Bank, zwei Schuster, drei Lebensmittelläden, ja, alles hatte es hier gegeben.
    »Das war noch vor der Zeit der großen Einsparungen«, erläuterte er.
     
    Elise erschien in der Tür mit Kaffee und frisch gebackenen Zimtschnecken auf dem Tablett. Wie reizend von ihr, dachte Karin, als die Frau den dampfenden Kaffee einschenkte, bevor sie sich am Ende des Tisches in den freien Sessel setzte. Sie hatte die Schürze abgelegt, aber an ihrer Stirn und in den Haaren klebte noch Mehl.
    »Die Zimtschnecken sind echt gut. Ja also, du hast ein bisschen Mehl an der Stirn«, sagte Karin zu ihr.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Elise.
    »Die Zimtschnecken sind echt gut«, wiederholte Karin mit lauter Stimme.
    »
Wirklich gut
«, mischte sich Folke ein. »Die Zimtschnecken sind
wirklich
gut.
Echt
kann zum Beispiel ein goldener Ring sein, aber kein Kuchen.«
    »Mein Kollege ist sehr an Sprache interessiert«, sagte Karin, um die Sache herunterzuspielen.
    »Wie interessant«, sagte Elise. »Schön zu hören, dass die Zimtschnecken echt gut waren.«
    »Was ist in der Füllung?« Karin versuchte, vom Thema Sprache wegzukommen.
    »Außer Zimt noch Äpfel und ein bisschen Butter.«
    Ganz schön viel Butter, dachte Karin und nippte an ihrem Kaffee. Frisch gebackene Zimtschnecken und Kaffee waren einfach eine himmlische Kombination. Es war idiotisch, so etwas in sich hineinzustopfen, wenn man Hunger hatte und eigentlich Mittag essen sollte, aber sie konnte sich nicht zurückhalten und nahm eine weitere Schnecke. Die war außen herrlich knusprig und innen warm und buttrig. Das ganze Jahr lang musste Karin lediglich auf gute Soßen und spätabends auf belegte Brote verzichten, und ihr Gewicht blieb, wie es war. Nahm sie aber, und das mit schlechtem Gewissen, nur ein einziges Mal ein Käffchen mit Gebackenem nach dem Abendessen, kniff gleich ihre Hose in der Taille. Sie versuchte den Gedanken an Gewicht und Hosengrößen zu vertreiben und die Zimtschnecke einfach nur zu genießen. Man konnte die Sache ja auch anders sehen. Wie groß wäre wohl Elises Enttäuschung, wenn Karin das Frischgebackene nicht probierte! Sie machte der alten Dame schließlich eine Freude, wenn sie noch eine Zimtschnecke nahm. Es war also eigentlich eine gute Tat. Folke schien den Mund mit dieser guten Tat voll zu haben, und Karin nutzte die Gelegenheit, Sten zu fragen, was er gehört hatte.
    Ihm war zu Ohren gekommen, dass man auf Pater Noster eine Leiche gefunden hatte. Während der Jahre, die er als Polizist tätig gewesen war, hatte es nur einige wenige Personen gegeben, die auf die eine oder andere Weise verschwunden und nie wieder aufgetaucht waren. Er hatte die Namen noch immer auf einer Liste notiert, die fein säuberlich in einem schon bereitstehenden Ordner abgeheftet war. Karinschaute sich die Liste an. Neun Namen standen darauf. Sechs Männer und drei Frauen.
    »Ist die entsprechende Person dabei?«, fragte Sten.
    Karin hatte bereits angefangen, die Namen in ihr Notizbuch zu übertragen, und überlegte, wie viel sie dem alten Polizisten erzählen sollte.
    »Du hast nicht zufällig auch Fotos von den Vermissten?«, fragte sie.
    »Aha«, sagte Sten. »Ihr wisst also nicht, wer er ist.« Er ließ

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