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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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es an der Tür klingelte. Verwundert linste sie durch den Spion, aber jemand verdeckte ihn absichtlich mit der Hand. Jemand war unten irgendwie hereingekommen und stand jetzt vor ihrer Tür. Karin schaute auf die Uhr. Sieben Uhr an einem Freitagabend. Sie würde keinesfalls öffnen, ohne zu wissen, wer da war. Die Türklingel läutete erneut. Es konnte Göran sein. Also wählte sie Robs Mobiltelefon an und hatte ihn in der Leitung, als sie aufmachte.
    »Tra-ra!«, zwitscherte die Gestalt im Treppenhaus fröhlich und fiel Karin um den Hals.
    »Du, Rob, es ist alles okay. Schönes Wochenende!«, sagte Karin in den Hörer.
    »O Karin, entschuldige, wie unüberlegt von mir! Hast du gedacht, ich bin einer deiner Kriminellen?«, fragte das Wesen kichernd.
    »Komm rein«, sagte Karin. »Die Svedberg dreht durch, wenn wir hier draußen stehen und lachen. Gott sei dem gnädig, der Spaß hat.« Karins Behauptung brachte Kia noch mehr zum Lachen.
    »Ist doch scheißegal, du ziehst doch wohl sowieso um?«, sagte sie laut, bevor Karin die Besucherin in den Flur zog und die Tür schloss.
    Kia, ihre Freundin seit Kindertagen, war einen Tag früher als verabredet gekommen.
    Die wunderbare Kia, die mit ihr durch dick und dünn gegangen war. Sie hatte sich, ohne viel zu fragen, ins Auto gesetzt und Mann und zwei Kinder in Uddevalla zurückgelassen, um ihr zu Hilfe zu eilen. Karin fing an zu heulen. Seit dem Bruch mit Göran war sie die ganze Zeit beschäftigt gewesen. Den Gedanken an die Trennung hatte sie erst einmal beiseitegeschoben. Doch eigentlich hätte das Heulen längst abgeschlossen sein müssen, so viel, wie sie in all den einsamen Sechswochenphasen der vergangenen fünf Jahre über die Sache nachgegrübelt hatte. Kia schlang die Arme um sie.
    »Himmel, was läuft da für düstere Musik?«
    »Enya.«
    »Das höre ich, nicht gerade aufheiternd.«
    Kia ging zur Stereoanlage, nahm die CD heraus und ersetzte sie mit einer frühen von Gyllene Tider. Karin schaltete die unromantische Leuchtstoffröhre an der Küchendecke aus und zündete stattdessen Kerzen an. Inzwischen entkorkte Kia den mitgebrachten Wein und schenkte ihnen zwei Gläser ein.
    »Kreolentopf«, sagte Karin und deutete auf die Zutaten auf der Anrichte.
    »Oh, habe ich lange nicht gegessen! Herrlich! Was soll ich tun?«
    Karin gab ihr Anweisungen. Kia tat schwarze Oliven, Salami, eingelegte Zwiebelchen und Sahne in den Topf.
    »Und wie steht’s bei dir?«, fragte Karin.
    »Äh«, sagte Kia. »Manchmal ist man einfach so müde. Um sechs raus, kurzes Frühstück, mit den Kindern zur Kita, dann zur Arbeit, Kinder wieder abholen, Essen machen, sie um sechs vors Kinderprogramm setzen, bevor man sie insBett bringt. Danach hockt man total erledigt auf der Couch. Jens setzt sich eine Weile an den Computer, zu seinen geliebten Golfspielen. Ich meine, Sex, was ist das schon? Schafft man ja doch nicht.«
    Karin lachte und erinnerte sie an früher, als Kia gern bis elf Uhr vormittags geschlafen hatte.
    »Tja. Das war damals. Die Kinder würde ich jedenfalls gegen nichts auf der Welt eintauschen. Den Jensi hingegen möchte ich schon ab und zu austauschen, aber das geht auch immer wieder vorbei.«
    Karin machte sich die Couch für die Nacht zurecht und ließ Kia das Bett nehmen. Sie redeten, bis es auf einmal nach zwei war.
    Am Sonnabend stellten sie nach dem Frühstück eine Liste auf, was alles zu tun war. Wohnung und Bodenkammer mussten durchgesehen werden. Kia nahm sich Karins Sachen im Schrank vor.
    »Dieser Pulli, Karin, mal im Ernst. Wann hast du den zuletzt angehabt?« Kia hielt einen grauen Strickpullover hoch, den Karin kaum wiedererkannte.
    »Ist wohl eine Weile her, aber der ist richtig kuschelig«, erwiderte sie.
    »Mit anderen Worten, ein Fall für die Kleidersammlung«, sagte Kia und legte ihn auf den schnell anwachsenden Berg Stücke, die weggegeben werden sollten.
    Der ganze Sonnabend und der halbe Sonntag gingen dafür drauf. Sie hatten geredet, aussortiert, geordnet und gepackt. Eine 32-Fuß-Jacht hat trotz allem nur begrenzten Stauraum.
    Am Ende blieben dennoch Sachen übrig, die keinen Platz im Boot fanden. Ganze fünf Umzugskartons wurden zur Großmutter gebracht und in ihrem Fahrradkeller gestapelt. Sonntagabend um halb neun saßen Kia, Karin und ihre Großmutter an Bord und aßen. Drei Plastiktüten mit Kleinkram standen unausgepackt unter dem Navigationstisch. Alles andere war verstaut, weggeschmissen oder weggegeben. DieSchlüssel hatte Karin, wie mit

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