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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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nachsehen, ob Marta Striedbeck zu Hause ist? Du weißt, die alte Dame, von der die Frau des pensionierten Polizisten gesprochen hat.« Sie schaute ihn auffordernd an.
    »Ich fand, Carsten hat sich klar ausgedrückt. Wir sollten den Fall Arvid Stiernkvist fallenlassen und stattdessen …«
    Karin bereute ihre Frage, als Folke eine lange Vorlesung darüber anfing, dass andere Arbeitsaufgaben auf sie warteten.
    »Folke, du kennst dich doch mit den Regeln aus, die Ermittlung ist doch wohl erst abgeschlossen, wenn der Bericht vorliegt?«, warf sie ein. Es war ein Versuch, an Folkes ständigen Eifer zu appellieren, sich genau an die Regeln zu halten. Aber der ließ sich nicht erweichen. Sie nahmen die Fähre nach Koön hinüber und setzten sich auf die braunlackierten Bänke im Innenraum. Ein surrender Bauventilator war an einem Regal befestigt und verbreitete Wärme für die Passagiere, die über den Sund wollten. Auf dem Anleger am anderen Ufer warteten Schulkinder mit Rucksäcken und laute Musik spielenden Mobiltelefonen, die mit dem Bus von Ytterby gekommen waren.
    »Dann ein schönes Wochenende«, sagte Karin nach dem Aussteigen und reichte Folke die Autoschlüssel. Sie würde nicht vor ihm kriechen. Es gab ja Busse nach Göteborg. Erstaunt blickte er ihr hinterher, als sie losging, um Marta Striedbecks Haus auf der Slottsgatan zu suchen.
     
    Das Haus war weiß mit grüner Fensterumrandung in einer Nuance, die an die Patina von Kupfer erinnerte. Das Dach der kleinen Veranda, die auf die kopfsteingepflasterte Slottsgatanhinausging, zierte dieselbe Farbe. Es ließ sich nicht feststellen, ob es wirklich Kupfer oder nur grüngestrichenes Blech war. Karin würde das Haus mit seinem schönen Eingang und Garten als klein und idyllisch beschreiben. Ein typisches altes Schärenhaus. Große Schieferplatten führten vom Gartentor hinein und bildeten einen Gang, der sich in zwei kleinere Wege teilte, die an die Schmalseiten des Hauses führten. Karin hob den rostfreien Haken vom Tor und ging zu dem, was hoffentlich der Eingang war.
    Der prächtige, fast verwilderte Garten existierte wohl schon geraume Zeit, worauf die starken Stämme von Rosen und Flieder schließen ließen. Die Schieferplatten waren glatt, und Karin trat äußerst vorsichtig auf. Am Tag hatten Plusgrade geherrscht, doch jetzt, da die Schatten länger wurden und der Abend näherkam, war die Kälte deutlich spürbar. Sie dachte an Martas betagte Nachbarn, die sie hinter den Gardinen bestimmt beobachteten und sich fragten, wer sie wohl war. Vermutlich sah es aus, als würde sie im Garten herumschleichen, so vorsichtig, wie sie die Füße auf die schwarzen Platten setzte.
    Marta war eine kleine, muntere Frau, nicht unähnlich der Gattin des pensionierten Polizisten. Sie trug Tweedrock und Strickpullover. Obendrein hatte sie sich eine Jacke im Norwegermuster umgehängt. Die schmalen, mit Nylonstrümpfen bekleideten Beine steckten in einem Paar dicker Puschen.
    »Immer herein«, sagte sie, als sich Karin vorgestellt hatte.
    »Eigentlich hätte ich in den Schuppen gehen und Holz holen müssen, aber daraus ist heute nichts geworden«, sagte sie als Erklärung für ihre Kleidung und die Kühle im Haus.
    Nach einigem Zureden gab sie nach und ließ Karin den Holzkorb nehmen, um ihn in der angrenzenden kleinen Hütte aufzufüllen. Der Holzstapel war zusammengefallen und für eine ältere Dame nicht leicht zu handhaben. Karin stapelte einen Teil davon schnell wieder auf, ging mit einerLadung ins Haus und gleich darauf noch einmal nach draußen, um weiteres Holz zu holen, bevor Marta protestieren konnte. Ihr gefiel der Gedanke, dass die Frau andere Dinge zu tun hatte, weshalb sie das Holzholen sausenließ. Karin fragte sich, was sie wohl stattdessen gemacht hatte. Ein großer grauer Kater mit weißen Vorderpfoten räkelte sich auf der hellen Eckcouch, die erstaunlich modern wirkte.
    »Mach Platz, Archimedes«, sagte Marta. Der Kater öffnete ein Auge und schaute sie mit einer Miene an, als wolle er sagen: Du machst Scherze, hoffe ich!, bevor er das Auge wieder zuklappte und sich auf den Rücken rollte, die Pfoten in der Luft. Es war nicht zu verkennen, wer hier der Herr im Hause war.
    Karin hatte fast das Gefühl, als würden Marta und sie sich bereits kennen, als diese sie bat, das Feuer im Kamin anzuzünden. Archimedes folgte jeder ihrer Bewegungen, wirkte aber zufrieden, als die Flammen sich über das Birkenholz hermachten. Karin schob die eine Glasscheibe vorsichtig zu,

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