Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
genannt, ehrwürdiger Abeq. Ich stamme aus Urath.«
    »Urath? Ein Name, der ungute Erinnerungen weckt.«
    »Vielleicht kann ich helfen, den Ruf dieser Stadt zu verbessern«, erwiderte Tasil mit einer angedeuteten Verbeugung. Seine Demut war nicht besonders überzeugend gespielt, fand Maru, aber dem Priester schien das nicht aufzufallen. Er nickte knapp.
    »Wir werden sehen. Folge mir in den Saal der Beratung, Tasil
aus Urath«, sagte er, »Numur sollte aus deinem Mund erfahren, was du mir bereits berichtet hast.«
    Er blieb noch einmal stehen und drehte sich um. »Diese Einladung gilt nicht für deine Sklavin.«
    »Nichte«, verbesserte Tasil.
    »Du kannst sie nennen, wie du willst, Urather, aber Frauen haben in der Kammer der Beratung nichts zu suchen. Sie mag hier warten.«
    Zu Marus Enttäuschung nickte Tasil, murmelte ein knappes »Warte hier und mach keinen Unsinn« und folgte dem Abeq.
    Maru sah den beiden Männern nach, bis sie um die nächste Ecke verschwunden waren. Bronzelampen flackerten in dem kurzen, schmucklosen Gang. Wachen waren nicht zu sehen. Sie seufzte und sah sich in der Halle um. Sie hätte den Malk gerne aus der Nähe gesehen, und sie hätte gerne gewusst, was Tasil vorhatte, aber wieder einmal wurde sie ausgeschlossen, als es spannend wurde. Sie wanderte durch die Reihen der hohen Regale. Es roch nach feuchtem Ton.
    Sie fragte sich, was wohl in den Körben sein mochte. Ihr Magen knurrte. Es würde sicher niemand etwas dagegen haben, wenn sie sich den Inhalt ansah. Sie hoffte auf etwas Essbares, aber sie wurde enttäuscht. Die Körbe enthielten nichts anderes als Stapel von Tontafeln. Warum man das wohl »die Zauberei der Akkesch« nannte? Sie nahm einige heraus und besah sich das feine Netz der Linien im Licht einer Öllampe. Als sie mit den Fingerspitzen darüber fuhr, fühlte es sich interessant an, aber trotzdem verstand sie nicht, was dort geschrieben stand. Die Zeichen waren sich zu ähnlich, und jedes von ihnen konnte alles Mögliche bedeuten. Auf den Erntelisten in Akyr gab es Bilder und Symbole, sodass jeder gleich sehen konnte, was gemeint war. Auf diese Idee waren die Akkesch offenbar nicht gekommen, aber vielleicht wollten sie auch nicht,
dass Uneingeweihte ihre Schriften lesen konnten. Nach dem, was Tasil gesagt hatte, neigten sie zur Geheimniskrämerei.
    Auf jeden Fall waren diese Schriften langweilig, viel langweiliger als die Beratung, zu der Tasil sie nicht mitgenommen hatte. Er hätte dem Priester ruhig widersprechen können, fand Maru. Schließlich behauptete er, sie sei seine Nichte, auch wenn ihm das sicher niemand glaubte, solange er sie in diesen Lumpen herumlaufen ließ. Sie musste ihn bei nächster Gelegenheit bitten, das zu ändern. Und was war mit der Schlange? Die war gefährlich und Maru ganz allein in diesem Lager der Langeweile. Was, wenn die Viper zufällig hier vorbeikam?
    Maru seufzte. Sie hielt es für unwahrscheinlich, dass in dieser staubigen Kammer etwas derart Aufregendes geschah. Was sollte die Schlange hier schon wollen? Sie trat noch einmal in die Tür und blickte den Gang hinunter. Es waren immer noch keine Wachen zu sehen. Sie glaubte, Stimmen zu hören. Kam das aus dem Saal der Beratung? Es klang nicht sehr weit entfernt. Außerdem hatte sie Hunger. Vielleicht gab es hier in der Nähe eine Küche? Auch Malk mussten schließlich essen.
    Sie beschloss, dem Geräusch zu folgen, zog ihre Sandalen aus und schlich auf nackten Füßen den Gang hinunter. Die Steine waren kühl. Vorsichtig spähte sie um die nächste Ecke. Rechts und links reihte sich Durchgang an Durchgang. Aus einigen fielen Streifen von Licht in den Flur. Dazwischen mühten sich Öllampen, den Gang zu erhellen. Es gab eine weitere Abzweigung, einige Dutzend Schritte entfernt. Die Stimmen kamen von irgendwo da.
    Es würde Tasil sicher nicht gefallen, wenn sie sich hier herumtrieb, und dem Abeq erst recht nicht. Doch die Neugier war stärker als die Angst, also schlich Maru weiter. An der nächsten Ecke standen einige mannshohe Tonkrüge. Sie fühlten sich feucht und kalt an. Vielleicht Wasser? Sie warfen tiefe Schatten und standen
weit genug voneinander entfernt, dass sie zwischen ihnen Deckung finden konnte. Aber zunächst wagte sie sich noch ein kleines Stück weiter vor.
    Zwei Wachen waren vor einer Doppeltür postiert. Sie starrten mit ausdruckslosen Gesichtern ins Nichts. Ihre Sichelschwerter waren aus Eisen, also waren sie wahrscheinlich wichtig, denn einfachen Soldaten würde man so

Weitere Kostenlose Bücher