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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Sich davonzuschleichen war unmöglich, es waren zu viele Menschen auf den Gängen unterwegs.
    Doch nach einer Weile wurde es tatsächlich etwas ruhiger, und die Befehle der Schabai wurden in größerer Entfernung gebrüllt. Konnte sie es wagen? Gerade wollte sie sich nach vorne tasten, als sie Schritte ganz in ihrer Nähe hörte. Sie kauerte sich wieder in die Schatten. Zwei Männer unterhielten sich leise.
    »Sind die beiden Männer noch nicht zurück?«
    »Sie haben sich nicht gemeldet, Herr«, antwortete eine zweite Stimme ebenso leise.
    »Du hast sie ausgesucht, Ehrwürdiger.«
    »Ja, Herr, und es sind die besten Männer deiner Leibwache. Wir müssen uns in Geduld fassen.«
    Maru wagte nicht zu atmen. Die Männer standen genau vor ihrem Versteck. Sie müsste nur die Hand ausstrecken, um sie zu
berühren. Gebannt starrte sie auf die Beine der Männer. Sie hatte Angst, den Blick zu heben, weil sie fürchtete, die Männer würden das spüren. Die Sandalen des einen waren alt und trugen Spuren langjähriger Benutzung, aber sie waren gut gearbeitet. Der andere trug bronzene Beinschienen, die mit eingelegtem Silber verziert waren. Auch wenn sie sehr leise sprachen, hatte Maru die Stimmen erkannt. Es waren Malk Numur und Abeq Mahas, die da vor ihr standen.
    »Geduld?« Die Stimme des Malk wurde schon wieder schrill. »Du siehst doch, was geschieht. Wäre dieser Urather nicht aufgetaucht, hätte ich die Nacht vielleicht nicht überlebt.«
    »Ja, Strydh selbst hat ihn uns gesandt.«
    Die beiden Männer schritten jetzt langsam den Gang hinab.
    »Du hältst ihn für vertrauenswürdig?«
    »Ich halte ihn für einen Aasgeier, der sich an der Not anderer mästet«, urteilte Abeq Mahas. »Solange wir ihm genug zu fressen geben, können wir ihm auch vertrauen. Er könnte noch sehr nützlich werden – oder sehr gefährlich. Er weiß mehr, als er sagt, viel mehr.«
    Das Gespräch wurde schlagartig beendet, denn ein Trupp Krieger eilte heran, und ein Schab meldete seinem Fürsten, dass die Schlange bislang nicht gefunden worden sei, er aber bereit sei, das Leben seines Herrn mit dem seinigen zu verteidigen. Der Malk dankte für diese Treue und befahl, ihm in den Saal der Beratung zu folgen. Diener rannten mit offensichtlich dringenden Aufträgen hin und her, Schwertträger hasteten von einem Raum in den nächsten, und Maru wartete. Sie hoffte, dass die Aufregung nachlassen würde, bevor sie vermisst wurde, und dass sie irgendwann einen ruhigen Augenblick erwischen würde, um sich davonzustehlen.
    Da kam ihr eine andere Idee. Sie stand auf, spähte kurz nach links und rechts, und als sie annahm, dass niemand in ihre Richtung
sah, trabte sie aus den Schatten und lief den Gang entlang. Sie lief mit gesenktem Haupt und vermied Augenkontakt, wie sie es bei den anderen Dienern beobachtet hatte. Ihre Vermutung bestätigte sich. Niemand achtete in dem Durcheinander auf eine einfache Sklavin, die sicher in einem wichtigen Auftrag unterwegs war. Endlich war es einmal von Vorteil, dass sie so ärmlich gekleidet war.
    Maru erreichte das Lager, ohne angehalten zu werden, und schlüpfte durch die offene Tür. Ihr schlug das Herz heftig gegen die Rippen, aber sie hatte es geschafft. Die Erleichterung verflog allerdings sofort wieder, als sie feststellte, dass sich noch jemand im Raum befand. Eine Öllampe tanzte zwischen den Regalen und warf ihr Licht auf einen jungen Mann, der dort auf und ab lief. Er hatte einen Stock in der Hand, mit dem er gelegentlich zaghaft gegen die Pfosten schlug. Sein rundliches Gesicht lag in Sorgenfalten. Maru erkannte ihn. Es war der Schreiber, mit dem sie zusammengestoßen war, derjenige, der sie mit einem Trampeltier verglichen hatte. Er war so vertieft in seine Arbeit, dass er ihr Hereinkommen gar nicht bemerkt hatte. Er murmelte leise vor sich hin und klopfte weiter die Regale ab.
    »Was machst du da?«, fragte Maru.
    »Wie?« Der Schreiber drehte sich erschreckt um. Er hielt seine Lampe höher, um besser sehen zu können. »Ach, du bist es, das Mädchen vom Dhanis-Platz.« Es klang nicht sehr begeistert.
    Maru nickte.
    »Was macht denn ein Mädchen im Saal der Schrift?«
    »Ich bin schon die ganze Zeit hier.«
    »Die ganze... Aber, ich habe dich gar nicht gesehen.«
    »Ich habe dahinten gesessen und bin wohl kurz eingenickt«, sagte Maru und deutete unbestimmt in eine besonders dunkle Ecke.
    »Seltsam, ich dachte, da wäre ich eben gewesen.« Der Schreiber
schüttelte den Kopf. Offenbar war er sich selbst nicht

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