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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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schließlich gepresst.
    »Und du glaubst, es ist dem Wohle des Kaidhan zuträglich, wenn du ihm seine Waren vorenthältst? Wenn seinen Kriegern die Waffen fehlen, weil du deine Speerträger rüstest?«
    »Ich sah nur, dass die Nordgrenze beschützt werden muss, hier in der Stadt Serkesch, die dem Reich immer treu ergeben war!«
    Ein fernes Hornsignal ertönte.
    »War?«, vergewisserte sich Schaduk. »Du sprichst davon, als sei diese Treue ein Ding aus der Vergangenheit. Kann es sein, dass diese Stadt über ihr eigenes Wohlergehen das Wohl des Reiches vergessen hat?«
    Das Signal erschallte erneut. Es schien von irgendwo aus der Stadt zu kommen. Weitere Hörner antworteten. Das Signal wurde aufgenommen und weitergegeben und war schließlich so laut, dass es nicht mehr zu überhören war.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Immit Schaduk ungehalten.

    »Es ist ein Warnzeichen, Herr«, sagte jemand. Es war ein Schab aus Serkesch.
    »Komm näher, Mann!«, befahl der Immit. »Wie ist dein Name?«
    »Ich bin Schab Emadu, Befehlshaber der Zweiten Kischir der Stadt, Herr.«
    »Und wovor wollen die Hörner uns warnen, Schab Emadu?«
    »Das Signal ist das Zeichen, dass Feinde vor den Mauern stehen. Hakul, Herr.«
    Für eine Sekunde war es totenstill. Dann hatten alle in der Halle den Sinn des Gesagten begriffen. Heilloses Durcheinander war die Folge. »Hakul! Hakul!«, riefen die Würdenträger immer wieder in hellster Aufregung. Ein einziges Gefühl schien alle zu beherrschen – Furcht!
     
    Maru stand im Schatten einer Säule und beobachtete das Chaos in der Halle, die kopflos hin und her rennenden Großen der Stadt und des Reiches. Sie konnte sie gut verstehen. Hakul – das war ein Name wie ein Peitschenhieb, ein Wort, das Angst und Schrecken verbreitete. Die Budinier lagen seit ewigen Zeiten mit diesem Volk im Krieg. Das war ein ganz anderer Krieg als jene endlosen Grenzstreitigkeiten mit den Akkesch. In den Schlachten gegen diese verfluchten Reiter aus der Steppe kam Strydh auf seine Kosten. Sie kamen aus dem Nichts, überfielen Dörfer und Städte, mordeten, plünderten und verschwanden wieder. Wenn die Budinier dann zur Vergeltung gegen sie ausrückten, sangen die Krieger nicht, und die Frauen weinten. Die Hakul waren grausam und hinterlistig. Sie umkreisten ihre Feinde zu Pferde und deckten sie mit Pfeilen ein. Dem ehrlichen Kampf Mann gegen Mann wichen sie aus. Ihre Gesichter verbargen sie hinter schrecklichen Masken. Waren ihre Pfeile verschossen, verschwanden sie und kehrten erst zurück, wenn ihre Köcher wieder gefüllt waren. Sie lebten in Zelten
und waren nicht zu greifen, wie eine Staubwolke in der Steppe. Man konnte sie vertreiben, man konnte sie zurückschlagen, aber noch nie waren sie entscheidend besiegt worden. In Akyr konnten sie viele bittere Geschichten über diese Kämpfe erzählen. Und soweit Maru es wusste, war es den Akkesch in ihren Kriegen mit den Hakul ganz ähnlich ergangen.
    Vor dem Thron des Immit ballte sich eine dichte Traube von Menschen und rief ihn an um Rat und Schutz. Zu ihrer Überraschung erkannte Maru, dass auch Tasil besorgt aussah – wenn auch nicht so kopflos wie die vielen aufgeregten Würdenträger in der Halle. Immit Schaduk dagegen saß in scheinbar unerschütterlicher Gelassenheit im Lichtkranz seines Thrones. Vielleicht lag es daran, dass er aus Ulbai stammte, wo die Grausamkeit der Hakul nur ein fernes Gerücht war, vielleicht hatte er aber auch einfach bessere Nerven. Er stand auf und hob die Hand. Allmählich verebbte der Lärm.
    »Bewahrt Ruhe, Männer von Serkesch«, verlangte er. »Wir wissen nicht, ob die Hakul die Stadt angreifen wollen, wir wissen auch nicht, wie viele es sind, aber wir wissen, dass die Mauern dieser Stadt hoch und stark sind. Noch nie haben die Hakul sie überwinden können. Also bewahrt Ruhe!«
    Ein Läufer stürmte in die Halle. Er war völlig außer Atem. Er rannte an Atib und Fakyn vorbei, die immer noch, in Vergessenheit geraten, in der Mitte der Halle warteten. Die Großen der Stadt wichen zur Seite und machten ihm Platz. Der Mann lief bis zu den Stufen vor dem Thron, wo er erschöpft auf die Knie sank und um Luft rang.
    »Nun, Mann, was hast du zu melden?«, fragte Immit Schaduk.
    »Hakul, Herr«, keuchte der Mann.
    »Wie viele?«
    »Einer, Herr.«

    Für einen Augenblick schwankte die Stimmung zwischen ungläubigem Staunen und verblüffter Erleichterung, aber dann rief jemand: »Ein Kundschafter! Es ist ein Kundschafter!«, und die

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