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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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noch einmal.
    »Einer dieser schrecklichen Wilden aus dem Waldland? Aber die blaue Haut ist ihr erspart geblieben, wie mir scheint. Sie bemalen sich, wusstest du das, Uschparu?«
    »Ich habe davon gehört, Herr«, antwortete der Immit. »Man weiß gar nicht, wie sie aussehen, diese Farwier, unter all der Farbe. Also kann diese junge Frau eine sein, oder nicht? Ein Mischling. Alles vermischt sich, ist dir das schon aufgefallen, Urather?«
    »Nein, Herr«, antwortete Tasil. Maru sah ihm an, wie gespannt er jedem Wort des Kaidhans lauschte. Sie waren sicher nicht hier, weil Luban-Etellu über Abstammungsfragen reden wollte. Oder doch?
    »Siehst du meinen Immit dort? Ein prachtvoller Mann, ja, es gibt keinen besseren, nicht, seit der unvergleichliche Immit Schaduk ermordet wurde. Aber wusstest du, dass Uschparu zu einem Achtel ein Kydhier ist? Kannst du dir das vorstellen, Urather? Die rechte Hand des Kaidhans ist kein reiner Akkesch! Früher war so etwas undenkbar, nicht wahr?«
    Maru sah die Gesichtszüge des Immits gefrieren, als der Kaidhan leichthin über seine Herkunft plauderte. Offenbar war das sein wunder Punkt. Sie hatte von Tasil gelernt, auf solche Dinge zu achten.

    »Ich habe gehört, hochgeborener Kaidhan, dass es am Hofe deines Vorfahren Etellu einige Kydhier und sogar Dhanier gab«, erwiderte Tasil vorsichtig.
    »Du bist kühn, Urather«, sagte Luban, »dass du den Namen meines Ahnherrn in seinem Tempel aussprichst.«
    Maru ging ein Licht auf. Sie befanden sich also im Ahntempel des Bet Kaidhan. Dann musste die steinerne Gestalt dort hinten den legendären ersten Kaidhan der Akkesch selbst darstellen. Tasil hatte das sicher gewusst. Maru ahnte, dass seine Anspielung auf die Sitten des Reichsgründers weniger auf Luban und mehr auf Uschparu zielte. Er suchte nach Verbündeten.
    »Aber deswegen haben wir ihn rufen lassen, nicht wahr, edler Immit? Weil er kühn ist, dieser Mann. Und weil die Götter offenbar auf seiner Seite sind«, fuhr Luban fort.
    »So ist es, Herr«, stimmte Uschparu zu.
    »Ich würde mich glücklich schätzen, dem hochgeborenen Kaidhan des Reiches dienen zu dürfen«, sagte Tasil mit gut gespielter Demut.
    Maru staunte. Eben waren sie noch verhaftet und in höchster Gefahr gewesen. Hatte der Kaidhan jetzt etwa einen Auftrag für sie?
    Luban lächelte erfreut, als Tasil sich vor ihm verbeugte, aber das Lächeln erlosch wieder, als er fortfuhr: »Wie du weißt, belagert der Verräter Numur meine Stadt nun schon seit fast einem halben Jahr. Leid und Elend hat er über uns gebracht, aber meine Krieger sind tapfer, die Mauern stark. Bis jetzt haben wir noch jeden Angriff zurückgeschlagen.« Luban straffte sich. »Der Abtrünnige wird niemals einen Fuß in diese Stadt setzen, niemals!« Das letzte Wort schrie er förmlich hinaus, und das Echo hallte von den Wänden. Luban lauschte. Als es verklungen war, sank er wieder in sich zusammen. Es war, als hätte er seine Kraft in diesem kurzen Augenblick verbraucht. Maru dachte über das nach, was er gesagt hatte. Vor vier Monden hatten sie auf verschlungenen Pfaden die
Stadt erreicht. Seither hatte sie zwei große Angriffe der Serkesch, so nannten sie den Feind hier, erlebt. Beide waren grausam gescheitert, ja, hatten nicht einmal die Mauern Ulbais erreicht. Beim ersten Mal hatten Numurs Krieger zu hunderten in Flößen und Booten über den Fluss setzen wollen. Da war die Awathani wie aus dem Nichts erschienen und hatte schrecklich unter ihnen gewütet. Nutzlos war die Gegenwehr, die die Tapfersten der Krieger zeigten. Pfeile und Wurfspeere prallten von dem schuppigen Leib ab, Schwerter zerbrachen. Nicht viele waren aus dem Fluss zurückgekehrt. Einige Wochen später hatten es die Serkesch erneut versucht. Dieses Mal hatten sie die Stadt sowohl auf der Schwarzen wie auch auf der Weißen Seite angegriffen. Vermutlich waren sie davon ausgegangen, dass die Zermalmerin nur eine der beiden Gruppen behelligen würde. Doch die Awathani ließ sich nicht täuschen. Sie war zunächst im Weißen Dhanis erschienen und hatte Tod und Schrecken unter den Kriegern verbreitet. Aber als diese in nackter Angst geflohen waren, hatte sie von ihnen abgelassen, so als sei sie keine blutdurstige Bestie, sondern ein Wesen mit kaltem Verstand, und hatte sich dem Schwarzen Dhanis zugewandt. Sie war rechtzeitig erschienen, um viele im Fluss zu töten. Schlimm war es auch jenen ergangen, die den Fluss bereits überquert hatten, denn die Erwachte war im Strom geblieben und

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