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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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und ich muss gestehen, dass ihm dies gelingt. Doch sieh, wir sind am Ufer. Ich wünsche dir Glück, Bote. Mögest du den Fluss überqueren, ohne auf die Erwachte zu treffen, und wenn du willst, darfst du auch uns Glück wünschen, auf dass Schaduks Fluch uns nicht ereile.«

Das Haus des Richters
    Viele Tage und Nächte wachte ich auf den Mauern und zählte die Krie-
ger vor meinen Toren. Als ich aber die Augen schloss, kam der wahre
Feind.
     
Luban-Etellu
     
     
     
    Hardis erwartete sie. Er hatte den Fisch am Ufer vertäut, jedoch aus naheliegenden Gründen lieber an Land gewartet.
    »Wie ist es gegangen?«, fragte er, als sie abgelegt hatten.
    »Es kann sein, dass die Streithähne bald schon ihr Gefieder glätten und sich einigen«, antwortete Tasil.
    »Wirklich? Das überrascht mich.«

    »Ich glaube, es überrascht alle, die daran beteiligt sind«, meinte Tasil, »aber denke daran, Hardis, zu keinem ein Wort.«
    Der Kydhier nickte brummend.
    »Und wann kann ich mit meinem Silber rechnen?«, fragte er, als sie schon kurz vor der Hafeneinfahrt waren.
    Tasil zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, wie gerne und schnell der Kaidhan seine Schulden bezahlt, aber ich glaube nicht, dass wir vor Abschluss der Verhandlungen unseren Lohn in den Händen halten.«
    »Ich nehme an, dein Teil ist größer als der, der mir zugedacht ist«, stellte Hardis nüchtern fest.
    »Nur ein wenig«, log Tasil.
    Der Hafenmeister senkte die Kette, als er sie kommen sah, und sie konnten ungehindert zu ihrem Liegeplatz rudern. Dort allerdings erlebten sie eine unangenehme Überraschung. Agir, Hardis’ Gehilfe, erwartete sie mit missmutigem Gesicht. »Wo wart ihr?«, rief er ihnen entgegen, noch bevor sie festgemacht hatten.
    »Auf dem Fluss«, antwortete Hardis wortkarg.
    »Ich würde eher sagen, ihr wart drüben, bei den Serkesch«, erwiderte Agir.
    »Nicht so laut, Mann!«, mahnte Hardis.
    Aber es war zu spät. Einige der Männer, die sich im Hafen herumtrieben, hatten gehört, was der schmächtige Kydhier gesagt hatte. Sie kamen näher.
    »Unter dem Palmzweig des Unterhändlers seid ihr gefahren«, stellte Agir nur unwesentlich leiser als zuvor fest. Maru konnte ihn nicht leiden. Wer ihm ins Gesicht blickte, las leicht Missgunst und Gehässigkeit aus seinen Zügen.
    Tasil kletterte aus dem Boot, den Palmzweig, den er schon auf dem Fluss wieder in das Tuch eingewickelt hatte, unter dem Arm. »Es stimmt«, sagte er laut genug, damit es die Umstehenden hören konnten, »wir waren drüben bei den Serkesch. Dem Kaidhan
kam nämlich zu Ohren, dass sie einige unserer Späher gefangen haben. So hat er uns ausgesandt, über einen Austausch der Gefangenen zu verhandeln.«
    »Aber wir haben doch gar keine Gefangenen, die wir tauschen könnten«, rief einer aus der kleinen Menge.
    Tasil lächelte. »Das ist wohl wahr, doch weiß Numur das nicht. Und damit das so bleibt, war unsere Fahrt geheim. Geht also und behaltet für euch, was ihr gerade gehört habt.«
    Maru wusste nicht, ob Tasil sich diese Lüge gerade eben erst ausgedacht oder schon am Morgen überlegt hatte. Auf jeden Fall erreichte er sein Ziel. Die Männer lachten über die Dummheit des Feindes und zerstreuten sich. Nur Agir blieb misstrauisch.
    »Gefangenenaustausch? Das soll ich glauben?«, fragte er.
    Tasils Lächeln verschwand. Er senkte die Stimme und sagte: »Glaube, was du willst, Agir, doch bedenke, dass die Ungläubigen oft ein schreckliches Schicksal erwartet.«
    Die Drohung verfehlte ihren Zweck nicht. Agir wurde blass und murmelte: »Ich habe doch nur gefragt.«
    »Dann ist es besser, du fragst nicht mehr«, beschied ihm Hardis. »Und nun hilf mir, diese Ruder und Seile zurück ins Lager zu tragen.« Dann hielt er inne und wandte sich an Tasil: »Oder glaubst du, mein Freund, dass wir heute noch einmal ausfahren?«
    Tasil kratzte sich am Kinn. »Ich weiß es nicht, Hardis, doch nehme ich an, dass das, was ich auszurichten habe, ausführlich besprochen werden muss. Wir werden den Kahn sicher nicht vor dem Abend brauchen.«
    »Und was ist mit der Nacht?«, wollte Agir wissen.
    »Was soll damit sein?«, fragte Hardis schroff.
    Agir duckte sich unwillkürlich. »Ich meine nur, unsere Freunde sind an vereinbarter Stelle. Sie werden uns erwarten.«
    »Wir werden sehen«, erwiderte Tasil, »doch ist es möglich, dass uns dringendere Aufträge erwarten.«

    Agir sah ihn mit zusammengekniffenen Augen nachdenklich an und sagte schließlich: »Was wird Tagor Xonaibor dazu

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