Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
kühl.
    »Sie mag mich nicht und schadet mir, wo sie kann!«, behauptete Agir.
    »Sei versichert, Hardis, dass ich dieses Seil nicht versteckt habe. Und ich habe auch keine Lust, wegen so einer Kleinigkeit mit euch zu streiten, ihr Männer«, erklärte Maru. Natürlich geschah Agir gerade Unrecht, doch eigentlich fand sie, dass er es verdient hatte.
    Hardis beendete den aufziehenden Streit mit einem Machtwort: »Schluss jetzt. Ihr geht und ruht euch besser aus, ihr Helden, es ist gut möglich, dass ihr eure Kraft heute Nacht noch braucht. Legt euch hin, schlaft, esst, aber hört auf, mich mit Widerworten zu reizen.«
    Gybad, der gar nichts gesagt hatte, schaute betreten drein. Agir warf Maru noch einen letzten bösen Blick zu, dann trollten sich die beiden in den Nebenraum, in dem sie zu schlafen pflegten. Als
sie gegangen waren, seufzte Hardis. »Ich kann ihnen ihren Ärger nicht verübeln, denn ich habe sie heute übergangen.«
    »Wir waren in Eile«, sagte Maru, auch wenn das nicht ganz der Wahrheit entsprach.
    Hardis drehte nachdenklich das Seil in den Händen. »Dein Onkel hat Großes vor, wie mir scheint«, stellte er fest.
    »Du kennst ihn doch, Hardis, immer schmiedet er Plan auf Plan und bis jetzt immer zu euer beider Gewinn.«
    »Bisher war das wohl so«, meinte der Kydhier, »doch fürchte ich, dass er sich jetzt übernimmt. Er macht Geschäfte mit den Großen des Reiches. Das ist gefährlich.«
    »Du weißt doch, er sagt immer, dass Zeiten großer Gefahr auch immer Zeiten guter Gelegenheiten sind«, entgegnete Maru.
    Hardis lachte. »Das sagt er, da hast du recht, Mädchen. Und es ist ja nicht so, dass unser Geschäft bisher ungefährlich gewesen wäre, jedoch …«, er blickte Maru ernst an. »Es scheint mir, dass er uns nicht mehr vertraut.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Maru überrascht.
    »Ich weiß, wie viele Seile in meinem Boot liegen. Sie sind ein viel zu kostbarer Besitz, um eines zu vergessen, Mädchen. Und ich weiß auch, wie lange du brauchst, um vom Hafen hierher zu kommen. Wie lange hast du gelauscht, Maru?«
    Maru schluckte und schwieg betroffen.
    »Nun, es ist nicht wichtig. Richte deinem Onkel aus, dass er mich gekränkt hat, und sag ihm, dass ich angemessene Wiedergutmachung erwarte, und zwar in Silber. Andernfalls muss er sich vielleicht andere Hilfe suchen.«
    »Ich werde es ihm ausrichten, Hardis«, erwiderte Maru betreten.
     
    Kurz darauf lief sie wieder durch die Stadt. Sie war auf dem Heimweg, endlich. Jetzt, in der Sicherheit der Stadtmauern, ließ die Anspannung
nach, und sie fühlte die Müdigkeit, die ihr in den Knochen steckte. In den letzten Wochen hatte sie sich mit Tasil und den Schmugglern meist die Nächte um die Ohren geschlagen, war im Schutz der Dunkelheit über den Dhanis gefahren, hatte Waren aus dem Sumpf in die Stadt geschafft. Zum Ausgleich hatte sie dafür dann immer den halben Tag verschlafen. Dieser Schlaf fehlte ihr nun, da es schon Nachmittag war, und sie sehnte sich nach ihrem Nachtlager. Tasil würde ihr zwar kaum viel Zeit lassen, aber ein oder zwei Stunden Schlaf konnten Wunder wirken. Und vielleicht hatte Yalu auch noch etwas zu essen für sie. Sie zog kurz in Betrachtung, bei Temu im Bet Schefir vorbeizuschauen, aber dafür war sie einfach zu müde. Sie erreichte die Oberstadt, durchquerte ein paar stille Seitenstraßen und bog zu guter Letzt in die Straße der Richter ein. Dann sah sie ›ihr‹ Haus. Sie musste lächeln, als sie auf das große Tor zulief, denn sie dachte an die Unverschämtheit, mit der sich Tasil dieses prachtvolle Haus angeeignet hatte. Es gehörte eigentlich dem Richter Utaschimtu, den sie vor einem halben Jahr am Rande des Isberfenns getroffen hatten. Er war vor dem Krieg und vor allem vor Luban geflohen und schließlich, nicht ganz freiwillig, zu Numur übergelaufen. Damit war klar, dass er nicht so bald zurückkehren würde. Tasil war der Richter eingefallen, nachdem sie die ersten Tage nach ihrer Ankunft in einer heruntergekommenen Herberge hatten übernachten müssen. Maru runzelte nachdenklich die Stirn. Da gab es etwas, das sie nicht verstand. Tasil war keineswegs mittellos, ganz im Gegenteil, er besaß einen ganzen Schatz. Vor einem Jahr hatten sie das Grab des Raiks von Serkesch geplündert. Es schauderte sie, als sie daran zurückdachte, dass sie dort beinahe umgekommen wäre, und noch mehr, als sie sich erinnerte, wer sie gerettet hatte – Utukku. Sie verdrängte den Gedanken an den Daimon sofort wieder. Tasil

Weitere Kostenlose Bücher