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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Norden.

    »Ich frage mich, wo er hin will«, murmelte Tasil.
    »Die Serkesch haben weiter oben einen Übergang, Onkel«, erklärte Maru.
    »Einen Übergang?«
    »Ja, dort ist der Fluss zu flach für die Awathani. Sie nutzen ihn, um ihr Lager auf dem Hügel, über dem Kanal, zu versorgen.«
    »Und woher weißt du das, Kröte?«
    »Von einem Schreiber aus dem Bet Schefir. Der hat mir die Gegend beschrieben.«
    »Ein Schreiber? Fahs steh uns bei! Was kann der schon wissen?«, meinte Tasil abfällig.
    Maru war eigentlich ganz froh, dass ihr »Onkel«, nichts vom Bet Schefir hielt, so konnte sie dort ungestört ihren eigenen Angelegenheiten nachgehen. Temu wusste nämlich, das musste sie sich inzwischen eingestehen, erstaunlich viel. Er hatte all die Berichte gelesen, die die Schabai für den Kaidhan verfassten, vermutlich mit mehr Sorgfalt als der Kaidhan und der Immit zusammen. Eigentümlicherweise stellte Temu jedoch keinen Zusammenhang zwischen den Berichten vom Krieg und seiner eigenen Lage her. Er las sie mit der gleichen Anteilnahme, wie er Erntelisten aus längst vergangenen Zeiten zur Kenntnis nahm. Und genau das war die Schwierigkeit mit ihm. Er schien einfach nicht unterscheiden zu können, was wichtig war, und was nicht.
     
    »Eine recht kleine Eschet«, stichelte Tasil, als er neben dem Schab her marschierte. Sie waren dem breiten Weg Richtung Süden gefolgt, bis er kurz hinter der Brücke das Ufer verließ und landeinwärts schwenkte. Maru nahm an, dass er etwa zum Westtor des Lagers führte. Dann fiel ihr ein, dass sie am Vormittag auf ihrem Weg zum Südtor die Straße überquert hatten. Sie verlief also nicht durch das Lager, sondern daran vorbei. Jetzt folgten sie einem breiten Trampelpfad durch den Auwald. Der Schab bedachte Tasil
nicht mit einer Antwort. Er stapfte grimmig voraus, sein Sichelschwert in der Hand. Tasil hatte natürlich recht. Die Eschet bestand nur aus neun, nicht aus den üblichen zwölf Männern. Und zwei von ihnen zeigten auch noch erste Anzeichen des Fiebers. Sie waren blass und schwitzten stark, noch stärker, als man es in der Mittagshitze ohnehin tat.
    »Schon in vielen Schlachten gekämpft, edler Schab?«, versuchte Tasil, das bis jetzt sehr einseitige Gespräch fortzusetzen.
    Der Schab, ein Akkesch namens Hulqu, blieb stehen: »Höre, Urather. Ich bezweifle, dass du wirklich wissen willst, wie viele Kämpfe ich ausgefochten habe. Du willst mich ausfragen – aber ich werde nicht antworten. Nur eines sage ich dir: Es ist besser, diesen Weg still und schweigend zurückzulegen, denn er ist gefährlich. Weiter jetzt.«
    »Was meinst du mit ›gefährlich‹?«, fragte Tasil halb belustigt.
    Aber der Schab schwieg. Auch Maru fragte sich, welche Gefahren ihnen hier, unweit des Lagers, drohen könnten. Der Pfad schlängelte sich an alten Weiden vorbei durch dichtes Buschwerk, wuchernde Brennnesseln und leise raschelndes Schilf. Sie konnte sie nicht sehen, aber Maru nahm an, dass dort am Ufer Posten standen, und so, wie sie die Lage in der Stadt einschätzte, war von dort sicher kein Überraschungsangriff zu erwarten. Fürchteten die Männer sich vor den Flussechsen? Von denen gab es nahe der Stadt nicht mehr viele. Die Awathani hatte einen Teil geholt, die anderen waren in den Kochtöpfen der Belagerer und der Belagerten gelandet. Die einzige Gefahr am Fluss war nach allem, was Maru wusste, die Zermalmerin selbst, aber, wie der Abeq schon gesagt hatte – sie kam nicht an Land. Also was beunruhigte die Männer so? Der Schab zuckte bei jedem Geräusch zusammen und ließ den Trupp mehrfach anhalten. Doch immer war es nur das Schilf, das im leichten Wind raschelte, oder der Fluss, der hinter den Weiden leise murmelte. Dann spürte Maru etwas. Es war eine
leichte Unruhe, ein Unbehagen, aber nicht von der Art, wie sie es verspürte, wenn die Erwachte in der Nähe war. War es vielleicht nur die Angst der Krieger, die sie ansteckte? Sie überlegte, ob sie es Tasil sagen sollte, aber das Gefühl war so unbestimmt, dass sie es ließ. Sie gingen weiter durch den Auwald. Die hohen Weiden rauschten, und das Buschwerk und das Schilf waren in ständiger Bewegung. Das leise Rascheln wurde Maru allmählich unheimlich, vor allem, wenn der Schab wieder befahl, stehen zu bleiben. Dann war nichts anderes zu hören, nicht der gleichmäßige Tritt der Männer, nicht das leise metallene Klingen der Rüstungen. Das ungute Gefühl aber blieb und wurde schließlich so stark, dass Maru Tasil am Gewand

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