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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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folgte dem Stummen in die Küche. Dieser Raum war grö ßer als manche Hütte, die sie auf ihren Reisen gesehen hatte, und die Feuerstelle war gut gemauert und groß genug, um Essen für zwei Dutzend Menschen zuzubereiten. Drei Tische standen in der Küche: Ein kleiner, vermutlich für den Richter und seine Familie, zwei lange und breite für die Sklaven und Bediensteten. Yalu tischte ihr Brot und Hirsebrei auf. Nicht sehr abwechslungsreich, denn etwas anderes gab es schon seit Tagen nicht, aber es war eine warme Mahlzeit, etwas, wovon die meisten Ulbaitai nur träumen konnten. Maru ließ sich jeden Bissen als Köstlichkeit auf der Zunge zergehen und wurde in ihrem Genuss nur durch die vielen Fliegen gestört, die das einzig Essbare weit und breit umschwirrten. Wie immer packte Maru, als sie den gröbsten Hunger gestillt hatte, einen guten Teil weg, für Temu. Der Schreiber war sicher der einzige Mensch der Stadt, der nicht an Hunger litt. Nicht, dass er keinen Hunger hatte, den musste er haben, wenn er sich nicht von Tontafeln und Staub ernährte, nein, er vergaß ihn einfach immer wieder und brachte es fertig, selbst seinen knurrenden Magen zu überhören. Maru musste ihn fast dazu zwingen, etwas zu sich zu nehmen. Sie seufzte. Da kam ihr ein Gedanke. Wenn Yalu einen Schlüssel für die Speisekammer hatte, dann konnte sie doch endlich selbst einmal einen Blick hineinwerfen! Sie war neugierig, welche Geheimnisse Tasil dort verbergen mochte. Yalu weigerte sich zunächst, aber Maru konnte überzeugend sein, wenn sie
wollte, auch ohne Zauberei: »Ich sehe das so, Yalu, du lässt mich einen Blick in die Kammer werfen, und ich behalte für mich, dass du so ungeschickt warst, dich von mir erwischen zu lassen. Damit ist uns beiden gedient.«
    Das war nicht ganz ehrlich, denn Maru wäre nie auf den Gedanken gekommen, Yalu zu verraten. Der Stumme sah sie prüfend an. Vielleicht durchschaute er diese kleine Täuschung, aber er gab trotzdem nach und öffnete die große Falltür in der Küche. Die Vorratskammer war in den weißen Kalkstein des Hügels gegraben. Maru stieg hinab, und Yalu leuchtete ihr mit einer Lampe. Zunächst war sie enttäuscht. In der Ecke standen zwei halbleere, kleine Säcke, einer mit Mehl, einer mit Hirse. Sie kannte sich in den Fragen des Kochens nicht aus, also fragte sie den Sklaven, wie lange diese Vorräte noch reichen würden. Mit den Fingern zeigte er für die Hirse eine und für das Mehl zwei Wochen an. Viel war das nicht. Auf einer steinernen Platte standen einige Töpfe mit dunklen Pulvern.
    »Gewürze?«, fragte Maru.
    Der Stumme nickte.
    Maru schalt sich selbst wegen ihrer Ahnungslosigkeit, was das Kochen betraf. Aber eigentlich war das Tasils Schuld. Er ließ sie nicht. Sie war gerade gut genug, einen Braten über dem Feuer zu wenden, mehr nicht. »Kochen ist eine Kunst, weit schwieriger als das Zaubern, und du kannst das Letztere kaum«, pflegte er zu sagen. Sie musste aber auch zugeben, dass ihr »Onkel« ein guter Koch war. »Wofür sind die hier?«, fragte sie. Ihr waren einige stachlige Beeren aufgefallen, die auf einer Schale lagen.
    Yalu zuckte mit den Achseln.
    Die Beeren rochen nach – gar nichts.
    »Gewürze?«, fragte Maru.
    Aber der Stumme wusste es nicht. Maru sah sich noch in den Ecken der Kammer um, aber zu ihrer Enttäuschung gab es hier
unten keine Geheimnisse mehr zu entdecken. Sie hatte halb erwartet, in dieser verschlossenen Kammer auch Tasils Silber zu finden. Aber er schien das kleine Vermögen, dass er inzwischen verdient haben musste, irgendwo anders zu verstecken.
    Maru bot Yalu an, ihm beim Aufräumen der Küche zu helfen, doch zu ihrer Erleichterung winkte der Stumme lächelnd ab. Also konnte sie endlich schlafen gehen. Das Haus war weitläufig, Richter waren offensichtlich hoch angesehen in der Stadt. Utaschimtu, der Besitzer, hatte nicht nur mit seiner Familie hier gelebt, sondern auch mit zahlreichen Dienern und Sklaven. Für Maru, die sich vor ihrer Zeit mit Tasil stets mit zu vielen Menschen viel zu kleine Lehmhütten hatte teilen müssen, war dieses Haus ein Wunder an Platz und Bequemlichkeit. Es gab sogar einen Innenhof mit schattenspendenden Feigenbäumen und einem plätschernden Brunnen, und dahinter viele geräumige Kammern aus Stein, die auch in der Hitze des Tages angenehm kühl waren. Sie waren mit richtigen Schlafstätten ausgestattet, Holzgestellen, die mit Leintuch bespannt waren, und nicht, wie in den meisten Herbergen, nur eine Lage Stroh für

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