Die Tochter des Magiers
in einem Zimmer sind. Ich kann fast hören, was du dabei
denkst.« Ihre Augen waren wie dunkle, tiefe Seen, in denen er förmlich
zu ertrinken drohte, ihre Stimme wie ein Nebel, der ihn einhüllte.
»Du fragst dich, wie es wäre mit uns beiden, stimmt's?« Sie
strich zärtlich mit einem Finger über seine Wange. »Und mir geht es
genauso. Du fragst dich, was für ein Gefühl es wäre, all das mit mir zu
machen, was du dir insgeheim wünscht. Und ich frage mich das auch.«
Er war wie benommen. Noch nie zuvor hatte er so etwas erlebt,
und niemals hätte er geglaubt, daß sie ihn derart behexen könnte. Zu
seiner Bestürzung spürte er, wie seine Willenskraft mit jeder Sekunde
schwächer wurde.
Das Licht zeichnete schimmernde Reflexe in ihr Haar. Ohne
nachzudenken, hob er eine Hand, um nach dieser wilden Mähne zu greifen.
»Du hast keine Ahnung, was ich mit dir tun möchte. Sonst
würdest du schreiend davonrennen.«
Unwillkürlich drängte sie sich an ihn. Ihr Verlangen war
stärker als ihre Unsicherheit. »Ich habe keine Angst.«
»Weil du nicht genug Verstand hast.« Er zog seine Hand zurück
und schob sie mit einem Ruck von sich. »Ich bin keiner deiner braven
Collegebubis, Rox, die dir höfliche Komplimente machen und dir sagen,
was du gern hören willst. Ich bin ganz anders, glaub mir. Also sei ein
braves Mädchen und geh jetzt.«
Sie wehrte sich mit aller Kraft gegen die Tränen, die ihr in
die Augen schießen wollten, und hob trotzig den Kopf. »Ein braves
Mädchen bin ich noch nie gewesen. Und ich werde nicht gehen.«
Er seufzte, doch es klang so amüsiert und spöttisch, daß sie
zusammenzuckte. »Roxy, du zwingst mich leider dazu, deine Gefühle zu
verletzen.« Obwohl er innerlich vor Anspannung bebte, tätschelte er ihr
gutmütig die Wange. Er wußte genau, daß dieses gönnerhafte Verhalten
sie weit tiefer traf als eine Ohrfeige. »Du hast dich hübsch
zurechtgemacht, um deine Verführungskünste auszuprobieren, und ich bin
wirklich geschmeichelt, daß du mich dafür ausgesucht hast.«
»Du … du verdammter …«, stieß sie hervor,
und ihre Augen blitzten vor Wut. Seine Taktik funktionierte
also – zum Glück.
»Es ist richtig rührend, und ich weiß es zu schätzen, aber ich
bin nicht interessiert. Du bist nun mal nicht mein Typ, Baby.« Er
lehnte sich lässig gegen die Kommode.
»Du …« Sie fühlte sich so gedemütigt, daß sie kaum
ein Wort herausbrachte. »Soll das heißen, du willst mich nicht?«
»Ganz genau.« Er griff nach einer Zigarre, »du hast es erfaßt,
Roxanne.«
Um ein Haar hätte sie ihm geglaubt. Ein leichtes Lächeln lag
auf seinen Lippen, seine Stimme klang ruhig und herablassend, und seine
Augen funkelten amüsiert. Ja, fast hätte sie ihm wirklich geglaubt.
Doch dann sah sie, daß er die Hände krampfhaft zu Fäusten geballt hatte
und, ohne es zu merken, die Zigarre zerdrückte.
Sie senkte den Blick, damit er das triumphierende Aufblitzen
in ihren Augen nicht sah. »Na gut, Luke. Ich bitte dich nur um eines.«
Er atmete hörbar erleichtert auf. »Keine Sorge, Roxy. Ich
werde es niemandem verraten.«
»Das meine ich nicht.« Sie hob den Kopf, und sein
unbekümmertes Lächeln verschwand. »Ich bitte dich nur darum –
beweise es.«
Ohne den Blick von ihm zu wenden, griff sie nach ihrem Gürtel
und knotete ihn auf.
»Laß das.« Die zerdrückte Zigarre fiel ihm aus der Hand.
»Herrgott, Roxanne, was machst du da?«
»Ich zeige dir nur das, was du nicht haben willst, wie du
behauptest.« Mit einer leichten Schulterbewegung ließ sie den seidenen
Morgenrock zu Boden gleiten. Darunter trug sie einen dünnen,
spitzenbesetzten Unterrock. Einer der schmalen Träger glitt wie von
selbst von ihrer Schulter. »Wenn du die Wahrheit sagst, dürfte es ja
kein Problem sein. Oder?«
»Zieh dich wieder an.« Seine Stimme klang unsicher. »Raus
hier. Hast du überhaupt keinen Stolz?«
»Oh, sogar eine ganze Menge.« Zufrieden sah sie das
aufflackernde Verlangen in seinen Augen. »Im Moment scheint es mir nur
an Scham zu fehlen.« Die Seide knisterte leise, als sie die Arme um
seinen Nacken schlang. »Ich habe offenbar keinen Funken Schamgefühl
mehr.« Sie neigte den Kopf vor und biß ihn leicht in die Unterlippe.
Als er unwillkürlich aufstöhnte, lachte sie leise. »Sag mir noch mal,
daß du nicht interessiert bist.« Ihre halbgeöffneten Lippen berührten
seinen Mund. »Sag es mir noch mal.«
»Verdammt, Rox.« Er griff mit beiden Händen in ihr Haar und
drängte sie
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