Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
geöffnetem Deckel im Kreis, so daß alle sehen konnten, daß
sie vier Seitenwände und einen festen Boden hatte. Luke stieg hinein.
    Sie drückte seinen Kopf hinunter und schloß den Deckel, legte
die Riegel vor und nahm einen Schlüssel aus ihrer Tasche, um jeden
einzeln zu sichern. Danach stieg sie auf den Deckel und zog einen
Vorhang herab, der die Kiste rundum verdeckte. Von ihr selbst war nur
noch der Kopf zu sehen.
    »Ich zähle bis drei«, rief sie. »Eins. Zwei.«
    Ihr Kopf verschwand – und Luke erschien. »Drei.«
    Das Publikum brach in Applaus aus, der noch zunahm, als der
Vorhang herunterfiel, denn nun trug Luke einen weißen, mit Silber
besetzten Frack. Während er sich verbeugte, warf er einen etwas
unsicheren Blick über seine Schulter. Aus der Kiste ertönte heftiges
Klopfen.
    »Hoppla. Hatte ich ganz vergessen.« Er schnippte mit den
Fingern, und in seiner Hand erschien ein Schlüssel. Nachdem er damit
die Kiste aufgeschlossen hatte, schob er die Riegel zurück und öffnete
den Deckel.
    »Klasse, Callahan, wirklich sehr witzig.«
    Grinsend bückte er sich und hob Roxanne aus der Kiste auf
seine Arme. Auch sie trug einen weißen Frack, und nun waren ihre Hände mit den Handschellen und der Kette gefesselt. Ohne sie
abzusetzen, verbeugte er sich und trug sie von der Bühne.
    »Fertig?« murmelte er.
    »Fast. Jetzt.«
    Er kehrt wieder um, und die begeisterten Zuschauer sahen, daß
jetzt ihre Hände frei und dafür seine gefesselt waren.
    »Du hättest ein paar Sekunden schneller sein können«,
beschwerte er sich später, als er sie hinter die Bühne getragen hatte.
»Bei den Taschenspielereien warst du immer einen Tick zu spät dran.«
    »Nein, du warst einen Tick zu schnell.« Sie lächelte, weil ihr
nicht entgangen war, wie rasch sein Herz schlug. »Willst du dich etwa
mit mir streiten, Callahan?«
    »Nein. Achte nur besser auf das verdammte Timing.«
    »Ich habe alles im Griff«, murmelte sie, als er davonging. Sie
hoffte wahrhaftig, daß sie alles im Griff hatte, denn jetzt galt es.
Nervös schaute sie zum fünften Mal prüfend in den Spiegel. Ihr Haar
umrahmte locker ihr Gesicht, auf dem nur ein Hauch von Make-up lag, und
der lange Morgenrock aus elfenbeinfarbener Seide schmiegte sich eng an
ihren Körper. Sie sprühte etwas Parfüm in die Luft, ehe sie
entschlossen ihre Kabine verließ.
    Luke hatte sich schon ausgezogen und trug nur noch graue
Pants. Um sich abzulenken, dachte er gerade über eine neue
Entfesselungsnummer nach.
    Er grunzte geistesabwesend, als es klopfte. Doch dann war er
völlig verblüfft, daß Roxanne die Kabine betrat. »Roxanne, du? Ist
irgendwas?«
    »Ich glaube nicht.« Sie lehnte sich gegen die Tür, weniger um
ihn zu provozieren, als vielmehr, damit ihre Beine aufhörten zu
zittern. Ehe sie zu ihm ging, drehte sie den Schlüssel um. Behutsam
legte sie ihre Hände auf seine nackte Brust. Sie spürte, daß er
zitterte und sein Herz rascher schlug.
    Ihr Selbstbewußtsein wuchs. »Du hattest recht«, flüsterte sie.
»Ich war immer einen Tick zu spät – bisher. Und das hätte ich
schon vor langer Zeit ändern sollen.«
    Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie duftete
geradezu sündhaft verführerisch. »Ich hab zu tun, Roxanne, und auf
irgendwelche Rätsel keine Lust.«
    »Auf dieses weißt du längst die Antwort.« Mit einem leisen
Lachen strich sie über seine Schultern. Seine Muskeln waren fest
angespannt. »Was ist das Ergebnis, wenn ein Mann und eine Frau nachts
in einer kleinen Kabine allein sind?«
    »Ich habe gesagt …« Aber sie verschloß ihm den Mund
mit ihren Lippen. Vergeblich bemühte er sich, die Reaktion seines
Körpers zu unterdrücken und hoffte inständig, wenigstens verhindern zu
können, daß es noch weiterging.
    »Na bitte«, lächelte sie. »Ich wußte, daß du die Antwort
kennst.«
    Er wich ein Stück zurück. Es kostete ihn alle Kraft, sie nicht
an sich zu reißen. »Und jetzt ist das Spiel vorbei. Nun verschwinde
wieder. Ich muß noch arbeiten.«
    Seine verletzende Gleichgültigkeit traf sie wie ein
Messerstich. Aber dann flammte ihr Trotz auf. So nicht, dachte sie,
nicht ohne Kampf. Sie würde ihn verführen, ohne daß er merkte, wieviel
Angst sie hatte.
    »Das hat schon damals nicht funktioniert, als ich zwölf war.«
Sie drängte ihn in eine dunkle Ecke. »Heute funktioniert es erst recht
nicht mehr. Schau mich an.« Ihr Lächeln war herausfordernd und
spöttisch zugleich. »Ich weiß, daß du mich beobachtest, wenn wir
zusammen

Weitere Kostenlose Bücher