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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hin?«
    »Ich stelle keine Fragen.«
    Sie hätte am liebsten lautstark geflucht, aber da sie merkte,
wie nervös die Frau am Herd war, entschied sie sich diplomatisch zu
sein. Sie lächelte ihm bewundernd zu. »Aber Sie würden es wissen, wenn
er noch in der Gegend wäre. Ein Mann wie Sie weiß sicher alles.«
    »Si«, nickte er geschmeichelt. »Er ist verschwunden. Er
kampierte eine Nacht im Dschungel und dann weg.« Juarez schnippte mit
denFingern. »Ganz rasch und ohne eine Spur. Wenn
er weiß, daß eine so hübsche Frau ihn sucht, wartet er vielleicht
irgendwo.«
    Roxanne stand auf. Luke weiß genau, daß ich ihn suche, dachte
sie müde. Und trotzdem lief er davon. »Würde es Ihnen etwas ausmachen,
wenn ich mir das Flugzeug mal anschaue?«
    »Bitte, bitte.« Etwas in ihren Augen hielt ihn davon ab, eine
weitere Bezahlung für diese Gefälligkeit zu verlangen. »Aber da ist
keine Spur von ihm.«
    Juarez hatte recht. Es gab nicht einmal Aschenreste von seinen
Zigarren. Keinerlei Anzeichen deuteten darauf hin, daß Luke jemals in
diesem Cockpit hinter dem Steuerknüppel gesessen oder durch das Glas
die Sterne betrachtet hatte.
    »Wir können es weiter nördlich probieren«, schlug Mouse vor.
»Oder im Landesinnern.« Der leere Blick und der benommene Ausdruck auf
ihrem Gesicht waren ihm beinah unheimlich. »Könnte sein, er ist weiter
ins Landesinnere.«
    »Nein.« Sie schüttelte nur den Kopf. Obwohl die Sonne auf das
Dach des Flugzeugs knallte, war ihr so kalt, daß sie fröstelte. »Er hat
hier seine Botschaft für uns hinterlassen.«
    Verwirrt blickte sich Mouse im Cockpit um. »Aber Roxy, hier
ist doch nichts.«
    »Eben.« Sie schloß die Augen und gab endgültig jede Hoffnung
auf. »Hier ist nichts, Mouse. Er will nicht gefunden werden. Fliegen
wir wieder heim.«

TEIL DREI
    Doch nun entsage ich der plumpen Zauberei.
    – WILLIAM SHAKESPEARE  –

ERSTES
KAPITEL
    U nd nun war er also wieder zurück. Nach
fünf Jahren. Roxanne hatte fast den Eindruck, als habe er als
erfahrener Bühnenkünstler sein Comeback genau geplant, um den
größtmöglichen Effekt zu erreichen. Und sie war sein Publikum.
    Doch es gelang ihm nur für einen Moment, sie in seinen Bann zu
ziehen.
    Der Mann, der sie an sich drückte und sie küßte, war keine
Illusion, sondern aus Fleisch und Blut. Es war alles so schmerzlich
vertraut – sein kräftiger Körper, seine Küsse, ihre
unwillkürliche Reaktion.
    Er war wieder zu Hause.
    Und er war so niederträchtig und gemein, daß sie ihn am
liebsten wie eine Spinne zertreten hätte.
    Sie grub ihre Hände in sein Haar und riß so plötzlich und mit
voller Kraft daran, daß er aufschrie.
    »Herrgott, Roxanne …«
    Blitzschnell hatte sie ihm einen Ellbogen in die Rippen
gerammt und zielte mit ihrem Knie zwischen seine Beine. Es gelang ihm,
den Tritt abzublocken, aber im nächsten Moment landete ihr Ellbogen an
seinem Kinn.
    Er sah Sterne und lag, ehe er es richtig begriffen hatte,
schon auf dem Rücken. Roxanne hockte auf ihm und war drauf und dran,
ihm das Gesicht zu zerkratzen.
    Rasch packte er ihre Hände und hielt sie fest.
    Während sie sich wütend anfunkelten, tauchten wie von selbst
die sinnlichen Erinnerungen an früher in ihr auf, und sie wußte, daß er
ebenfalls daran dachte.
    »Laß mich los, Callahan.«
    »Ich möchte gern, daß mein Gesicht so bleibt, wie es war, als
ich herkam.«
    Sie versuchte sich loszureißen, aber in den fünf Jahren, in
denen er Gott weiß was getrieben hatte, war er keineswegs schwächer
geworden. Er war immer noch stark wie ein Stier. Am liebsten hätte sie
ihn gebissen, aber das wäre unter ihrer Würde gewesen.
    »Behalte dein Gesicht«, erklärte sie verächtlich. »Es
interessiert mich nicht.«
    Er ließ sie los, behielt sie aber genau im Auge, bis sie
aufgestanden war, anmutig und arrogant wie eine Göttin, die einem Teich
entsteigt.
    Mit einer unheimlichen Geschmeidigkeit, die sie nur zu gut von
früher kannte, sprang er auf die Füße. Schweigend wandte sie sich um
und goß sich ein Glas Champagner ein. Der erste Schluck schmeckte fade
und trocken. Aber sie gewann auf diese Weise einen Moment Zeit, den sie
dringend brauchte, um auch die letzten törichten Empfindungen für ihn
zu verscheuchen.
    »Immer noch da?« fragte sie, als sie sich wieder umwandte.
    »Wir haben über vieles zu reden.«
    »Meinst du?« Sie nahm einen weiteren Schluck. »Merkwürdig, mir
fällt überhaupt nichts ein.«
    »Dann rede ich allein.« Er stieg über die

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