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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Also, warum kommst du nicht mit zu mir?
Wir könnten dort … proben.«
    »Ich nehme Proben ernst, Callahan.«
    »Ich auch.«
    Lachend steckte sie die Hände in die Taschen und stieß dabei
auf das kleine Spielzeugauto. Ihr Lächeln verschwand. »Wir fangen
morgen an.«
    »Was ist los?« Enttäuscht spürte er, daß sie wieder diese
unsichtbare Wand zwischen ihnen errichtet hatte. »Wo bist du mit deinen
Gedanken?«
    »Ich habe heute keine Zeit dazu.«
    »Du weißt genau, daß ich das nicht meine.«
    »Ich habe ein Recht auf mein Privatleben, Luke. Gib mir die
Adresse, und ich bin morgen früh zur Stelle. Um zu proben.«
    »Gut. Du sollst deinen Willen haben. Im Moment jedenfalls. Nur
eins noch, ehe ich gehe.«
    »Was?«
    »Laß mich Max sehen. Gottverdammt«, fluchte er wütend, als sie
zögerte, »du kannst mit Zähnen und Klauen auf mich losgehen, soviel du
willst. Aber bestraf mich nicht auf diese Weise.«
    »Du kennst mich in Wahrheit überhaupt nicht, oder?« sagte sie
leise, ehe sie sich umwandte und zur Tür ging. »Ich bringe dich zu ihm.«
    Luke hatte sämtliche Zeitungsartikel über Max' Zustand
gesammelt und alles gelesen, was er über Alzheimer finden konnte. Er
war sicher gewesen, auf alles vorbereitet zu sein. Trotzdem war es ein
Schock für ihn zu sehen, wie eingefallen, alt und verloren Max
inzwischen geworden war.
    Er blieb eine Stunde lang in dem sonnigen Zimmer, redete
unaufhörlich, auch wenn er keine Antwort erhielt, und suchte vergeblich
in Max' Gesicht nach irgendeinem Anzeichen, daß er ihn erkannt hatte.
    Erst als Lily hereinkam und ihm sagte, daß es Zeit sei für
Max' Übungen, verabschiedete er sich.
    »Ich komme wieder.« Luke ergriff seine Hand. »Ich habe ein
paar neue Sachen, die dich vielleicht interessieren.«
    »Muß üben.« Max starrte auf Lukes kräftige Hand. »Gute Hände.
Mußt üben.« Unvermutet lächelte er. »Du hast das Potential.«
    »Ich komme wieder.« Luke ging wie benommen zur Tür. Unten im
Wohnzimmer fand er Roxanne. Sie stand am Fenster.
    »Es tut mir so leid, Roxy.« Als er seine Arme um ihre Taille
schlang, wehrte sie sich nicht dagegen, sondern lehnte sich an ihn.
    »Es trifft niemanden eine Schuld. Ich habe auch erst alle Welt
verantwortlich gemacht – die Ärzte, das Schicksal, Gott. Sogar
dich, weil du nicht da warst.« Als er behutsam ihr Haar küßte, preßte
sie die Augen fest zusammen. Aber sie weinte nicht. »Ich sage mir
immer, er ist irgendwo anders hingegangen, weil es wichtig für ihn war.
So werde ich damit fertig. Er hat keine Schmerzen, obwohl ich manchmal
Angst habe, daß ich die Schmerzen, die er vielleicht innerlich
empfindet, nur nicht sehen kann. Aber ich weiß, wie froh wir sein
können, daß wir ihn wenigstens zu Hause haben, bis er bereit ist,
wirklich zu gehen.«
    »Ich will ihn nicht verlieren.«
    »Ich auch nicht.« Sie verstand ihn nur zu gut. Impulsiv griff
sie nach seiner Hand, die auf ihrer Schulter lag. Wenn es um Max ging,
war sie zu allem bereit. »Luke, wir müssen ein paar Regeln beachten,
und das sage ich nicht, um dich zu bestrafen. Ich möchte, daß du Max so
oft wie möglich besuchst. Ich weiß, es ist schwer, und es ist
schmerzlich, aber ich glaube, daß es gut für ihn ist. Du
warst – und bist – ein wichtiger Teil seines Lebens.«
    »Ich muß dir nicht sagen, was ich für ihn empfinde und was ich
für ihn tun würde, wenn ich nur könnte.«
    »Nein. Nein, das mußt du nicht.« Sie stieß einen tiefen
Seufzer aus. »Aber bitte, sag mir immer vorher Bescheid, wenn du kommen
möchtet. Wenn du einfach so hereinplatzt, bringst du seinen Rhythmus
durcheinander.«
    »Um Himmels willen, Roxanne.«
    »Ich habe meine Gründe dafür, glaub mir«, sagte sie fest und
wandte sich um. »Du bist stets willkommen, das würde Max so wollen.
Aber halte dich an meine Bedingungen. Vormittags ist es immer am
besten, so wie heute, zwischen neun und elf.« Denn zu dieser Zeit war
Nathaniel im Kindergarten. »Die Proben können wir dann für nachmittags
ansetzen.«
    »Gut.« Er ging zur Tür. »Dann schreib mir am besten einen
Terminplan, verdammt noch mal.«
    Roxanne hörte, wie er die Haustür zuschlug. Es klang so
vertraut, daß sie lächeln mußte.

FÜNFTES
KAPITEL
    Z um erstenmal in ihrem Leben bekam Roxanne
zu spüren, daß die ganze Familie sich gegen sie wandte, obwohl niemand
etwas direkt sagte.
    Es gab weder Vorhaltungen noch irgendwelche Ratschläge, was
ihr beinahe lieber gewesen wäre, doch sie merkte, daß die

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