Die Tochter des Magiers
Arbeit.« Sein Lächeln
war beinah boshaft. »Dann sehen wir weiter.«
»Ich will zuerst mehr Informationen.«
»Die kriegst du auch. Genau wie du den Stein kriegst, wenn
alles vorbei ist.«
»Warte.« Sie packte seinen Arm, als er davongehen wollte.
Unsicher legte sie den Kristall zurück auf den Tisch. »Was hast du
gesagt?«
»Daß der Stein dir gehört, ganz allein dir.«
Skeptisch musterte sie sein Gesicht, ob er es tatsächlich
ernst meinte, und wünschte, sie könne ihn noch so gut durchschauen wie
früher. »Warum?«
»Weil auch ich Max liebe.«
Diese schlichten Worte berührten sie tief. »Am liebsten würde
ich dich hassen, Callahan«, brachte sie schließlich heraus. »Ich
wünschte wirklich, ich könnte es.«
»Klappt nur leider nicht.« Er strich mit einem Finger über
ihre Wange. »Ich weiß genau, wie das ist, denn ich wollte dich
vergessen und habe mir von ganzem Herzen gewünscht, ich könnte es.«
Ihr Blick wurde weicher.
»Warum?« fragte sie beinahe gegen ihren Willen, da sie Angst
vor der Antwort hatte.
»Weil mich meine Liebe zu dir regelrecht umgebracht hat und
ich dauernd an dich denken mußte.«
Ihr Herz schlug immer schneller, und sie spürte, daß ihre Knie
zitterten. »Glaub bloß nicht, du kriegst mich doch noch rum, Callahan.«
»Wollen wir wetten?« Er nahm ihr Hand. »Ich bin nämlich ganz
sicher.«
»Fast fertig«, meldete Mouse und unterdrückte ein Grinsen, als
er die beiden sah.
Roxanne hob die Arme, so daß Mouse die Drähte befestigen
konnte, ohne jedoch den Blick von Luke zu wenden. Sie gab es nur sehr
ungern zu, aber sie mochte diese Nummer. Sie war erotisch und anmutig,
poetisch und dramatisch. Außerdem hatte es ihr Spaß gemacht, sich mit
ihm über jede kleine Einzelheit zu streiten.
»Machen wir es mit Musik?« fragte sie.
»Ja. Ich suche sie aus.«
»Warum …«
»Weil du das Licht bestimmst.«
Sie runzelte die Stirn, aber es war schwer, ihm zu
widersprechen, wenn er bereitwillig eine Gegenleistung anbot. »Und was
für ein Stück ist es?«
»Smoke Gets in Your Eyes.« Er grinste, als sie angewidert
stöhnte. »Von den Platters, Rox. Es ist zwar keine Klassik, aber eine
klassische Nummer.«
»Wenn du eine Ahnung davon hättest, wie man eine Show
thematisch aufbaut, wüßtest du, daß die Musik die gesamte Zeit über
einheitlich sein sollte.«
»Als Profi solltest du wissen, daß eine Tempoveränderung mehr
Spannung in die Sache bringt. Und jetzt achte auf deinen Einsatz.«
Sie nahm die Ausgangsposition ein, ihr Körper schwankte ein
wenig, er streckte die Hände aus und winkte. Unwillig verdeckte sie ihr
Gesicht mit den Armen und wandte sich ab. Ganz auf sie konzentriert,
folgte er Schritt für Schritt wie ein Spiegelbild ihren Bewegungen, als
seien sie durch unsichtbare Fäden miteinander verbunden. Ihre Finger
berührten sich zunächst flüchtig, dann etwas länger.
Roxanne fühlte sich wie unter seinem Bann. Seine Konzentration
wirkte so stark, daß es ihr unmöglich gewesen wäre, den Blick
abzuwenden.
Luke hob mit einer dramatischen Geste die Hände, Roxanne wich
zurück, doch dann blieb sie stehen und wandte sich langsam wie in
Trance zu ihm um.
Sie rührte sich nicht von der Stelle, als er näher kam. Seine
Hand strich an ihrem Gesicht vorbei. Ihre Augen schlossen sich. Mit
langsamen, geschmeidigen Bewegungen umkreiste er sie, während sich ihre
Füße vom Boden lösten, bis sie schließlich waagerecht in der Luft
schwebte.
Seine Hände strichen über ihren Körper, ohne sie jedoch direkt
zu berühren. Sie zitterte, was nicht allein an ihrer Anspannung lag.
Durch ihre Wimpern beobachtete sie ihn und konnte es kaum noch
ertragen, daß diese Hände sie nicht endlich wirklich berührten.
Er glaubte förmlich, ihren schnellen Herzschlag zu hören und
merkte, daß er ebenfalls viel zu rasch atmete.
Er hatte diese Nummer bewußt romantisch und sinnlich angelegt.
Aber er hatte nicht geahnt, welche Wirkung sie auf ihn selbst haben
würde.
Er neigte sich dichter zu ihr. Seine Lippen schwebten über
ihrem Mund, und er spürte, daß sie den Atem anhielt, um nicht zu
stöhnen.
Um ein Haar wäre es vorbei gewesen mit seiner Beherrschung. Er
nahm ihre Hand, die sie fest umklammerte, und dann begann auch er sich
vom Boden zu erheben. Seine Blicke waren auf ihr Gesicht geheftet,
während sie gemeinsam in der Luft schwebten. Als die Musik leiser zu
werden begann, schob er eine Hand unter ihren Kopf und senkte den Mund
auf ihre Lippen.
Ganz
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